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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Autoren: Joachim H. Schwarz
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ruhig. Wenn Sie drinsteckt, dann können Sie vermutlich ganz hindurch gehen, denken Sie nicht?“
    „Vermutlich , bin nicht sicher.“
    „Also bitte, Peter. Dann gehen Sie durch diesen verfluchten Spiegel hindurch und sagen mir, was Sie da sehen, in Or dnung?“
    „Sind Sie sicher? Es ist so kalt.“
    „Peter, Sie müssen jetzt da durch gehen. Das ist Ihre einzige Chance auf Heilung, haben Sie verstanden? Gehen Sie jetzt da durch!“
    …
    „Peter?“
    …
    „Peter, sind Sie noch da?“
    …
    Peter antwortete nicht mehr, doch hatte er auch nicht aufgelegt.
    „Peter! Antworten Sie!“
    Frau Doktor Senfling erhielt keine Antwort und langsam überkam sie ein ungutes Gefühl. War er etwa in Ohnmacht gefallen? Hatte sie ihm zuviel zugemutet? Was, wenn er zu Boden gestürzt war und sich verletzt hatte. Um Gottes Willen, nicht auszudenken. In Panik unterbrach sie die Verbindung und wählte die Nummer der Polizei…
     
     
    Kap itel 5
     
     
    Wieder einmal stand ich völlig verwirrt in einer tonlosen Welt, in der sich nichts bewegte. Nicht das Geringste. Ich stapfte kräftig auf den Boden und hörte kein Geräusch. Es war wie immer. Diese Welt war stumm. Was wollte Frau Doktor Senfling nur damit erreichen, mich hier rein zu schicken? Mein Handy jedenfalls zeigte eine aktive Verbindung mit ihr an, doch sie antwortete nicht auf meine Rufe. Kein Wunder, denn ich konnte sie ja selbst nicht hören. Jedoch müsste sie sich langsam fragen, warum ich mich nicht mehr melde. Oder konnte ich ihre Rufe ebenso wenig hören, wie die Meinen? Vermutlich. Ich fing an mich zu ärgern. Da habe ich zum ersten Mal meine Angst im wachen Zustand überwunden, bin durch einen Spiegel gegangen und jetzt war es doch umsonst, weil ich ihr nicht erklären konnte, was ich sah, so wie sie es wollte.
    Und jetzt? Wie sollte es weitergehen? Gehe ich wieder zurück? Zögernd drehte ich mich herum, blickte in den verspiegelten Waschraum und was sah ich? Mich. Tausendmal mich. Ich war überall. Möglicherweise war das normal, denn ich war es gewohnt, im Spiegel immer nur die andere Seite zu sehen. Wenigstens, wenn ich mich auf der falschen Seite befand. Also sah ich mich, wie ich da stand und verwirrt dreinblickte. Die vielen Spiegel vervielfältigten mich auf erschreckende Weise. Missmutig schaute ich an mir herab. Hatte ich etwa zugenommen? Nein, die Spiegel verzerrten mein Aussehen, ich war sicher immer noch so gertenschlank wie immer. Eigentlich sah ich sogar richtig gut aus und zudem war ich ein paar Zentimeter größer als mein Bruder. Dafür war ich nicht so muskulös wie er. Egal.
    Möglicherweise blickte ich aber auch in die richtige Seite und war noch dort. Zwar stand ich mitten im Raum und lag nicht etwa bewusstlos auf dem kalten Fliesenboden, aber war es nicht möglich, dass meine Ärztin recht hatte und ich all dies nur träumte? Vielleicht war ich wirklich in Ohnmacht gefallen. Mein Handy gab eine kurze Vibration von sich und als ich aufs Display blickte, hatte Frau Doktor bereits aufgelegt. Toll!
    Heute war sie mir keine große Hilfe. Falls ich wirklich bewusstlos auf der anderen Seite liegen würde, würde sie hoffentlich schnell zu mir kommen und mich aufwecken. Moment mal! Hatte ich ihr denn gesagt, wo ich war? Ich glaube, mich erinnern zu können, gesagt zu haben, in einer Bar zu sein. Diese Information ist vielleicht ein bisschen mager, denke ich. Plötzlich wurde die Tür zum Waschraum auf der anderen Seite aufgestoßen und der Barmann trat ein, blickte sich verschwörerisch um und ging zu den Toilettentüren. Er hämmerte gegen die erste und rief laut: „Hey, Sie, alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind schon ziemlich lange da drin.“
     
    Wie gerne würde ich ihm antworten. Der arme Trottel dachte sicher, ich sei in einem der Häuschen eingeschlafen, also hämmerte er gegen die Tür und stieß sie mit einem Ruck auf. Natürlich war ich nicht drin, also ging er zur nächsten Tür und stieß diese ebenfalls auf. Es dauerte keine Minute, bis er alle fünf Türen geöffnet hatte, dann stand er da, kratzte sich am Kopf und fragte sich, wohin ich verschwunden war. Er stand einen Moment noch unschlüssig da, zuckte dann mit den Schultern und ging mit seinen schmutzigen Fingern zurück in seine schmutzige Bar. Vermutlich hatte er sich selbst eine Erklärung gegeben, die ihn beruhigt hatte, zum Beispiel, dass er mich nicht bemerkt hatte, als ich seine Bar verließ. Jetzt würde er die Polizei rufen und mich als Zechpreller anschwärzen,
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