Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Autoren: Joachim H. Schwarz
Vom Netzwerk:
zehn Minuten zurück. Es klingelte, einmal, zweimal, beim dritten Mal hob er endlich ab.
    „Peter, was ist passiert?“
    „Ich kann nicht mehr aufstehen, meine Beine sind weich wie Pudding.“
    „Wo sind Sie jetzt?“
    „In einer Bar. Das heißt, ich sitze in den Waschräumen fest.“
    „Was sehen Sie in diesen Waschräumen?“
    „Mich. Überall nur mich.“
    „Peter, bleiben Sie ganz ruhig. Suchen Sie sich eine Ecke, in der kein Spiegel ist, und konzentrieren Sie sich darauf.“
    „Würde ich ja gern, aber hier sind überall Spiegel. Der Raum ist mit Spiegelfliesen ausgestattet, vom Boden bis zur Decke.“
    „Ich verstehe. Wo genau sitzen Sie gerade?“
    „Mit dem Rücken zur Tür.“
    „Ist die Tür auch verspiegelt?“
    „Ja, ist sie.“
    „Das ist gut, Peter. Das ist sehr gut.“
    „Wie bitte? Sind Sie verrückt?“
    „Nicht ich, Peter, Sie. Verstehen Sie denn nicht. Das ist Schicksal. Die ultimative Herausforderung für Sie, Ihren Zustand zu verbessern oder sogar Ihre Ängste zu besiegen. Das Schicksal hat Sie hierher geführt, damit Sie über Ihren Schatten springen. Sie müssen das jetzt tun. Sie sehen überall Spiegel, Sie können nicht anders.“
    „Schicksal? Eigentlich bin ich freiwillig hierher gekommen. Da wusste ich aber noch nichts von den vielen Spiegel n.“
    „Ja, Peter, das ist es ja eben. Das ist Ihre Chance. Schließen Sie die Augen und erheben Sie sich. Verstehen Sie, Peter, Sie mü ssen jetzt aufstehen.“
    „Frau Doktor, wenn ich meine Augen schließe, bekomme ich noch mehr Angst.“
    „Sie werden diese Angst besiegen, jetzt und hier, zusammen mit mir. Stehen Sie jetzt auf, sofort!“
    „Ja, schon gut.“ Peter kämpfte sich langsam auf die Beine. Mit zittrigen Knien stand er im Raum und starrte auf die Tür.
    „Ich stehe jetzt.“
    „Das ist sehr gut, Peter. Wie fühlen Sie sich jetzt?“
    „Schwindlig … . ängstlich…. verloren. Mein Herz klopft sehr laut und ziemlich schnell.“
    „Das ist in Ordnung so, Peter. Das haben Sie sehr gut gemacht. Glauben Sie immer noch, durch die Spiegel hindurchgehen zu können?“
    „Ja.“
    „Was denken Sie, erwartet Sie auf der anderen Seite?“
    „Weiß nicht … etwas Böses, etwas Schlimmes, etwas Tödliches? “
    „Peter, ich möchte ein kleines Experiment mit Ihnen wagen. Ich möchte, dass Sie sich eine Stelle suchen , die keine Hindernisse aufweist, eine Stelle, die nur aus Spiegeln besteht, ohne, dass ein Waschbecken oder etwas anderes im Weg ist.“
    „Davon gibt’s hier genug.“
    „Gut, Peter. Nehmen Sie den kürzesten Weg zu dieser Stelle.“
    Peter zögerte. „Sind Sie sicher, dass ich das tun soll?“
    „Ganz sicher, Peter. Sie werden sehen, heute machen wir einen großen Schritt nach vorne. Gehen Sie zu dem Spiegel, jetzt.“
    Peter wagte einen stockenden Schritt, dann noch einen.
    „Ich bin jetzt schon sehr nahe dran, Frau Doktor.“
    „Wie nahe? Können Sie den Spiegel mit den Armen erreichen?“
    „Nein, noch nicht.“
    „Dann gehen Sie bitte noch etwas näher heran.“
    Zögerlich setzte Peter einen Fuß vor den anderen und bewegte sich weitere zwei Schritte vorwärts.
    „Ich bin jetzt wirklich sehr nahe dran, Frau Doktor.“
    „Sehr gut, Peter. Jetzt hören Sie mir genau zu. Sie werden jetzt Ihre linke Hand vorstrecken und den Spiegel berühren, haben Sie mich verstanden?“
    „Frau Doktor. Wissen Sie, was Sie da verlangen?“
    „Peter, vertrauen Sie mir?“
    „Eigentlich schon, aber…“
    „Dann legen Sie Ihre linke Han d jetzt auf den Spiegel, sofort!“
    Wie in Zeitlupe streckte Peter seine Hand aus, bis sie so nah am Spiegel war, dass er die Kälte spürte, die von ihm ausging.“
    „Der Spiegel ist kalt, Frau Doktor.“
    „Natürlich, Peter. Spiegel sind immer kalt. Können Sie ihn fühlen?“
    „Nein, ich berühre ihn noch nicht.“
    „Peter, Sie sind so nahe dran, dass sie die Kälte spüren können. Es ist nur noch eine winzige Bewegung. Berühren Sie ihn jetzt.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Vertrauen Sie mir?“
    Peter streckte seine Hand aus und berührte den Spiegel.“
    „Peter, berühren Sie den Spiegel?“
    „Ja, Frau Doktor.“
    „Was fühlen Sie?“
    „Kälte. Es ist eisig kalt. Kann ich meine Hand wieder rausziehen?“
    „Wie meinen Sie das, Peter?“
    „Meine Hand steckt im Spiegel und es ist eisig kalt.“
    „Peter, das bilden Sie sich ein. Ihre Hand steckt nicht im Spi egel, sie liegt nur darauf.“
    „Nein, sie steckt drin.“
    „Also schön, Peter. Ganz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher