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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Was mache ich jetzt nur?“
    Ich schluckte einen dicken Klos hinunter und sah meinen ei nzigen Halt im Leben an, meinen Bruder Wolf, der letzte Mensch, der mir geblieben war und ich spürte Liebe, pure Liebe, egal wie grob und unkameradschaftlich er zu mir war.
    „Du solltest abwarten und seine Wohnung beschatten. Gib nicht auf. Es wird sich was ergeben.“
    Er nickte säuerlich. „Ja, so wie in deiner Therapie. Da setze ich lieber auf Taten, du Schwachkopf. Danke für den Kaffee.“
    Wolf stand auf und verließ ohne Abschiedsgruß meine Wo hnung. Um seine schlechte Laune zu unterstreichen warf er die Tür mit lautem Knall ins Schloss und ließ mich allein. Verdammt, ich musste zur Arbeit…
     
    Mein nächster Gedanke erinnerte mich daran, wie ich als Kind in einen Spiegel fasste und meine Hand darin verschwand. In meiner Erinnerung war meine Hand eiskalt und ich erschrak dermaßen, dass ich sie sofort wieder herauszog. Sie blutete und schmerzte. Ein einschlägiges Trauma für ein unschuldiges, kleines Kind und seither ausschlaggebend für meine Träume, die mich seit all diesen Jahren beschäftigen, sowie für meine Therapien. Nie mehr habe ich, seit diesem Erlebnis, einen Spiegel angefasst, geschweige denn angeschaut, bis mich meine Therapeutin überzeugte, dass mein Bartwuchs es unumgänglich machte, zumal ich meine Haarpracht damit ebenso besser in den Griff bekommen würde. Ich vertraute ihr und brachte den kleinen Spiegel über dem Waschbecken an, bisher waren dort nur Fliesen und eine Lampe, aber um meiner Therapeutin besser zu gefallen, ging ich darauf ein. Den Spiegel habe ich allerdings noch nie berührt, allenfalls mit einem Lappen, um ihn zu putzen, zudem trug ich zusätzlich Gummihandschuhe, denn ich glaube meiner Therapeutin nicht, wenn sie vehement behauptet, mein Kindheitstrauma sei lediglich ein schlechter Traum gewesen. 
     
    Wolf hält mich immer noch für verrückt aber ich liebe ihn trotzdem. Keiner kann sich seinen Bruder aussuchen. Wir nehmen, was wir kriegen, und die Geschwister kriegen wir vorgesetzt. Seine Probleme sind auch meine und ich dachte darüber nach, wie ich ihm helfen könnte. Sein Täter saß drei Häuser weiter in seiner Wohnung und Wolf konnte nichts tun, ihm waren die Hände gebunden, weil eine Staatsanwältin seine Befugnisse sperrte. Aber ich könnte tun, was immer mir in den Sinn kam, denn ich war nur ein Tellerwäscher in einem unterirdischen , schlechten Restaurant. Scheiß auf die Arbeit, ich sollte meinem Bruder helfen und ich konnte wirklich viel tun, jedenfalls mehr als er in der Lage war. Heute war ich dran, und es war Zeit zu handeln…
     
     
    Kapi tel 3
     
     
    Nachdem ich meinem Boss , per Telefon, haarklein beschrieben hatte, wie mein frisch Erbrochenes ausgesehen hatte, grunzte er angeekelt und sprach mich für diesen Tag frei. Zum Abschied riet er mir aber noch, mich im Eiltempo auszukotzen, ansonsten würde er sich für den morgigen Arbeitstag einen neuen Kotzbrocken suchen. Ich vermutete, bei dem von ihm bereitgestellten Hungerlohn, würde er sich dumm und dämlich suchen, sollte er es drauf anlegen, dennoch versprach ich ihm, mein Bestes zu geben um morgen wieder fit zu sein. Er hatte sein kabelloses Telefon vermutlich auf die Anrichte geknallt, wie er es oft und gerne tat, und würde mich morgen als Erstes zum Telefonshop schicken, ein neues zu kaufen, was auch schon des Öfteren vorgekommen war. Ich, für meinen Teil, war höchst zufrieden und überlegte, wie ich meine neu erworbene Freizeit effektiv nutzen könnte, um Wolf zu beweisen, was für ein Teufelskerl in mir steckte, wenn es darauf ankam.
    Ich erinnerte mich an meinen Spiegel im Badezimmer und b eschloss, ihn für heute nicht mehr zu konsultieren. Indessen machte ich mich sofort auf den Weg um die Wohnung des vermeintlichen Drogendealers in Augenschein zu nehmen. Mit einem Lied auf den Lippen schlenderte ich über den Gehweg Richtung City und blieb zwei Häuser weiter stehen. Auf der anderen Straßenseite stand ein mir unbekanntes Fahrzeug. Hatte ich schon erwähnt, alle Fahrzeuge in meiner Straße zu kennen? Bestimmt habe ich das. Dieses jedenfalls hatte ich hier noch nie gesehen, zudem sah ich zwei Männer in dem Wagen sitzen, die offensichtlich ein bestimmtes Haus beobachteten. Das gewisse Haus… Ich sollte mich unsichtbar machen. Das Gute daran war, dass ich nun mit Sicherheit wusste, welches Haus mein Bruder meinte. Er ließ es beschatten und die armen Kerle saßen sich in diesem
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