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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Knochen in einem schmerzhaften Winkel, sodass sie endlich von mir ließ und im Spiegel verschwand. Ich wünschte ihr einen schmerzhaften Tag und rannte aus dem Bad über den Flur zur Wohnungstüre um meinem Bruder Einlass zu gewähren. Mein Puls bewegte sich auf ungesundem Niveau, ich atmete schnell und hektisch, als ich die Tür öffnete und meinem Bruder ins Gesicht blickte.
    „Was , zum Henker, ist los mit dir? Sag bloß, du hast noch geschlafen. Weißt du, wie spät es ist?“,  fragte er mich.
    Ich blickte auf meine Armbanduhr und stellte fest, dass der Mittag schon seit geraumer Zeit Geschichte war, lächelte ve rlegen und sagte:
    „ Es ist nie zu spät, einen Tag zu beginnen.“
    „Hast du heute frei?“
    Jetzt erst begriff ich, dass es höchste Zeit war aufzubrechen, denn mein Arbeitgeber wartete bereits seit über einer Stunde darauf, dass ich zur Arbeit erschien.
    „Nein, ich bin nur spät dran.“
    Mein Bruder trat ein und sah sich um.
    „Wieder geträumt?“
    Ich nickte.
    „Warst du bei der Therapie?“
    „Ja. Letzte Woche.“
    „Und?“ , bohrte er nach.
    „Die Träume wollen nicht verschwinden. Sie sagt, eines Tages vielleicht…“
    „Kommt ihr noch immer miteinander aus?“
    „Sie ist nett.“
    „Hilft es dir?“
    „Manchmal.“
    „Mann, Bruder, wie lange gehst du jetzt schon dahin?“
    „Was willst du?“ , fragte ich schon leicht angriffslustig.
    „Kaffee.“
    „Ich muss zur Arbeit.“
    „Du bist schon zu spät.“
    „Eben.“
    „Ein paar Minuten mehr werden nicht schaden.“
    „Na schön …“, gab ich resigniert nach, „setz dich, ich hole Kaffee.“
    „Danke.“
    Ich ging in die Küche und schaltete meine vollautomatische Kaffeemaschine ein. Als die beiden Tassen voll waren, kramte ich noch eine Tüte Kekse aus dem Schrank und servierte alles im Wohnzimmer auf dem niedrigen Tisch. Wolf griff sich sofort den Kaffee und nippte vorsichtig daran. Nachdem er sich versichert hatte, dass der Kaffee nicht zu heiß war, nahm er einen Schluck und stellte die Tasse wieder ab. Schließlich lehnte er sich zurück und begann zu jammern.
    „Ich hatte diesen Kerl so gut wie in der Tasche und dann kommt die Staatsanwältin und setzt ihn aus Mangel an Beweisen auf freien Fuß. Ich hätte ihn im Verhör geknackt, da bin ich sicher, aber diese blöde Kuh lässt ihn gehen.“, schnaubte er verärgert.
    „Du hast ihn doch sicher beobachten lassen, oder?“, erwiderte ich leise.
    „Natürlich. Er sitzt jetzt in seiner Wohnung in dieser Straße und telefoniert mit seinen Drogenpartnern. Ich weiß, dass er sie alle warnt. Die werden sich jetzt absetzen und ich kann nichts machen.“
    „Hör doch seine Telefonate ab. Macht ihr nicht so was?“ , schlug ich vor.
    „Normalerweise schon, nicht aber, wenn eine bissige Staatsanwältin in meinem Nacken sitzt und es uns verbietet.“
    „Warum tut sie das denn? Ist sie nicht auf eurer Seite?“
    Wolf räkelte sich auf meinem Sofa und nahm noch einen Schluck Kaffee.
    „Wir haben keine handfesten Beweise. Dieser Kerl schafft es immer wieder, sich raus zu winden und die Staatsanwältin kann nichts machen. Ich brauche hieb und stichfeste Beweise, sonst bin ich im Arsch. Seine Wohnung ist gleich die Straße runter, drei Häuser weiter. Sag mir, ob du ihn kennst. Hier, sieh dir sein Foto an.“
    Er hielt mir ein Foto vor ‘ s Gesicht und ich starrte interessiert darauf, doch kannte ich den Mann nicht. Eigentlich kannte ich niemanden in meiner Straße, weil ich ein Einzelgänger war. Gelegentlich grüßte ich mit einem Wink die alte Schachtel vom Haus gegenüber. Die hätte ich auf dem Foto sicher erkannt, doch hätte ich meinem Bruder nicht das Geringste über sie erzählen können, denn ich kannte meine Nachbarn nur vom Sehen, nie persönlich. Ich wusste nicht, was ich entgegnen sollte und aus purer Hilfsbereitschaft schlug ich vor:
    „Du solltest seine Wohnung durchsuchen. Sicher findest du dort die Beweise , die du brauchst.“
    Wolf räkelte sich erneut und rollte mit den Augen.
    „Du Freak ! Ohne Beweise kriege ich keinen Durchsuchungsbefehl. Benutz doch dein Hirn, bevor du was sagst.“
    „Entschuldige. Das hatte ich nicht bedacht. Was wirst du jetzt tun?“
    Wolf grunzte laut. „Verdammt. Ich wünschte, du könntest wirklich durch den Spiegel gehen und diesen Idioten von der anderen Seite aus beobachten, aber letzten Endes würde man das auch nicht als Beweis gelten lassen, weil du ein Freak bist, ein Verrückter, dem niemand etwas glaubt.
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