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Es geschah in Hollywood

Es geschah in Hollywood

Titel: Es geschah in Hollywood
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    E s
war ein sechsstöckiges Bürogebäude, vorwiegend aus Glas, und die Sonne
spiegelte sich darin wie in einem von Hans Christian Andersen über Nacht an den Wilshire Boulevard versetzten Zauberpalast. Alles war
so neu — selbst das Messingschild, auf dem Cadenza Film, Inc. stand. In modem-gotischer Schrift graviert
strahlte es eine Art jungfräulicher Aura unbefleckter Reinheit aus. Alles war
so leicht und so luftig, daß ich fast Angst hatte, irgendwo anders zu stehen
als genau in der Mitte des Aufzugs, für den Fall, daß es mit der Balance doch
nicht recht stimmte und sich das Ganze als eine architektonische Kuriosität im
Wettbewerb mit dem Original in Pisa herausstellen sollte.
    Schließlich fand ich das
richtige Büro im dritten Stock und hielt mich in sicherem Abstand von den
glänzenden lila Wänden, denn die Farbe wirkte noch nicht trocken. Ich fragte
mich, wieso die Leute von der Cadenza , die
offensichtlich keine Kosten gespart hatten, um eine schmerzlose Geburt zustande
zu bringen — wieso diese Leute bereits jetzt schon einen Spezialisten für die
Beseitigung von Unannehmlichkeiten brauchten, bevor sie auch nur aus dem
Säuglingsalter heraus waren.
    Die Leiterin der Public
Relations saß hinter einem in Skandinavien entworfenen
»Freie-Form«-Schreibtisch und betrachtete mich eindringlich mit leuchtenden
kobaltblauen Augen. Ihr kurzes blondes Haar war sorgfältig an den Schläfen
zurückgebürstet, so daß es nicht die Aufmerksamkeit von ihrem
schöngeschnittenen Gesicht mit den hohen Backenknochen, der klassischen Nase
und dem großen geschwungenen Mund ablenkte. Die kurze Jacke ihres
champagnerfarbenen Seidenkostüms saß knapp über den vollen Brüsten, und noch
knapper um die Taille, um deren dazu kontrastierende Schmalheit zu betonen.
    »Mr. Holman?« Ihre Stimme klang
energisch, aber angenehm. »Bitte, setzen Sie sich. Ich bin Lenore Palmer .«
    »Danke .« Ich ließ mich in einem skandinavischen, wie eine Eierschale geformten Sessel
nieder und zündete mir eine Zigarette an.
    »Sie heißen Rick Holman, nicht
wahr ?« sagte sie leichthin. »Haben Sie etwas dagegen,
wenn wir uns gleich beim Vornamen nennen, Rick ?«
    »Das ist wirklich sehr
freundlich von Ihnen, Lenore«, sagte ich.
    Für eine Sekunde tauchte in den
großen blauen Augen ein an Stahl erinnernder Schimmer auf. »Sie brauchten nicht
so verdammt aufrichtig zu sein, Rick«, erklärte sie kalt. »Das heißt, es sei
denn, Sie brauchen das Geld nicht .«
    »Ich brauche immer Geld«, sagte
ich, und diesmal war ich wirklich aufrichtig.
    »Gut!« Die Blonde lächelte und
zeigte dabei makellose weiße Zähne. »Ich will Ihnen von vornherein sagen, Rick,
daß mich Ihr Ruf im Showbiz , interne
Schwierigkeiten mit Geschick und Diskretion zu handhaben, bewogen hat, Sie heute morgen hierher zu bitten .«
    Showbiz ! Ich zuckte innerlich bei dem
Wort zusammen; vielleicht hatte die Blonde etwa zur selben Zeit in der
Filmindustrie zu arbeiten begonnen, als das Gebäude vollendet wurde — das
aussah, als ob es von gestern oder höchstens vorgestern sei.
    »Es ist wirklich nett, daß Sie
von mir gehört haben, Lenore«, sagte ich geduldig. »Sie halten mich hoffentlich
nicht für unhöflich, wenn ich erwähne, daß ich noch nie von Ihnen oder auch nur
dem Cadenza -Film gehört habe ?«
    Sie lächelte erneut, oder
vielleicht wies sie mir auch nur ihre weißen Zähne. »Sie haben aber vielleicht
von der Aria-Produktion gehört, Rick? Und ganz bestimmt haben Sie vom früheren
Präsidenten der Aria gehört, Mr. Oscar Neilsen .«
    »Klar«, bestätigte ich. »Wer
hätte nicht davon gehört ?«
    » Cadenza -Film
ist eine Tochtergesellschaft von Aria und steht unter der persönlichen Obhut
von Mr. Neilsen«, sagte sie in leicht herablassendem Ton. »Vielleicht haben Sie
noch nie von mir gehört, weil ich in den letzten vier Jahren als Mr. Neilsens
Pressesekretärin in Europa gewesen bin .«
    »Seine Pressesekretärin?« Ich
bemühte mich um einen strikt neutralen Ton. »Das muß einen Heidenspaß gemacht
haben .«
    »Werden Sie nicht unverschämt,
mein Jungchen«, sagte sie mit eisiger Verachtung. »Oscar Neilsen begeht nie den
Fehler, das Vergnügen mit dem Geschäft zu vermischen, vor allem nicht bei
leitenden Angestellten! Ich habe mich hoffentlich klar ausgedrückt ?«
    »Gewiß«, versicherte ich ihr.
»Und außerdem scheint mir Mr. Neilsen an Gehirnverfettung zu leiden .«
    »Schmieren Sie mir keinen Honig
ums Maul«, sagte sie
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