Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Auffahrt führte ein wenig aufwärts, über eine Hügelkuppe und dann hinunter zum Haus, das aus drei Teilen zu bestehen schien, dem mittleren aus Stein und Redwood mit nackten Blumenbeeten unter den weiß gerahmten Fenstern, dazu zwei davon abgehende Flügel mit Zedernschindeln. Die Garage für vier Autos befand sich im rechten.
    Das an den Hang geschmiegte Haus war hinter den Eichen und Fichten kaum zu erkennen und von einem Rasen
umgeben, der nahtlos in den Wald überging. Von der Hügelkuppe aus sah Lucas einen breiten, gefliesten Weg, der sich zum See hinunterschlängelte. Ein Schwimmdock lag auf dem Ufer, darunter ein wenig Schnee. Auch im Wald hatten sich, vor dem Regen geschützt, Schneereste gehalten.
    Lucas stellte den Porsche ab und stieg aus. Die Luft roch nach feuchtem Laub, spätwinterlichem Wald und verrottendem Fisch. Lucas, der Jeans, ein weißes Hemd, Mephisto-Sportschuhe aus schwarzem Leder, eine schwarze Lederjacke und eine getönte Pilotenbrille trug und eine Pistole dabeihatte, ging zur Tür und klingelte.
    Alyssa Austin öffnete und begrüßte ihn mit folgenden Worten: »Ich hab schon einen Staubsauger.«
    »Tja, schade, dann bin ich wohl umsonst rausgefahren«, erwiderte Lucas.
    Da lächelte sie, traurig, wie man eben lächelt, einen Monat, nachdem man sein Kind verloren hat. »Lucas, du siehst aus wie ein reicher Cop«, stellte sie fest.
    Er ergriff ihre Hand, die sich kühl, geschmeidig und trocken anfühlte. »Alyssa, wie geht’s?«
    »Nicht so besonders. Sonst wärst du nicht hier. Komm rein.«
    Sie war klein und schlank, hatte während der College-Zeit an Schwimmwettbewerben teilgenommen und nach der Heirat mit Hunter Austin eine Kette hochklassiger Fitnessclubs für wohlhabende Frauen aufgebaut. Diese teuren, gut geführten Clubs - Weather gehörte einem an - versprachen Erfolg in ruhiger, diskreter und luxuriöser Atmosphäre.
    Alyssa Austin beschäftigte sich mit unterschiedlichen Therapieformen sowie mit Astrologie und Tarot und hatte außerdem einen Abschluss in Management und Betriebswirtschaft.
    Lucas konnte die Schwimmerin und Athletin in ihr erkennen, als er ihr durch den hohen Flur in den Wohnraum
folgte. Ihr Po, ein ausgesprochen angenehmer Anblick, war vermutlich hart wie Stein.
    »… weil ich nicht mehr weiterwusste, hab ich mich an Weather gewandt. Dir ist das sicher nicht recht«, sagte sie gerade.
    »Doch, doch, kein Problem«, log er. Toller Hintern hin oder her - sie war schräg und einfach nicht sein Fall.
    Der Wohnraum bestand aus zwei Glashalbrunden mit Blick auf den See, die Lucas an die Körbchen eines Büstenhalters erinnerten. Im einen stand ein Steinway-Flügel, das andere war mit allerlei Mobiliar als Gesprächsecke arrangiert. Alyssa führte Lucas in diesen Teil.
    »Kaffee? Bier? Pepsi? Ich hab tollen Kaffee da.«
    »Danke, den nehm ich.«
    »Bin gleich wieder da.«
    Sie verschwand in einem anderen Flur, wo er sie mit jemandem reden hörte. Kurz darauf kehrte sie zurück, gefolgt von einer dunkelhaarigen jungen Frau mit Keramiktablett, auf dem sich zwei Tassen Kaffee, eine Kanne und ein Teller mit Butterkeksen befanden.
    »Danke, Helen. Wollen Sie sich freinehmen?«
    »Gern. Es sei denn, natürlich, Sie brauchen mich noch«, antwortete die Frau.
    »Gehen Sie ruhig. Und grüßen Sie Ricky von mir.«
    Nach einem unsicheren Blick auf Lucas sagte die Haushälterin: »Ich kann aber auch bleiben …«
    »Mr. Davenport arbeitet bei der Polizei. Wir wollen über Frances reden. Von ihm habe ich nichts zu befürchten. Seine Frau würde ihn umbringen, wenn er mir was tut.«
    Die Haushälterin klapperte noch ein paar Minuten in der Küche herum, während Lucas und Alyssa sich über den Ausblick sowie ein etwa zwei Meter langes Ölgemälde unterhielten, auf dem die Klippen über dem Mississippi südlich des Zentrums von St. Paul bei Regen zu sehen waren.

    »Ein Bild von Kidd. Wir haben es gekauft, als man sich Werke von ihm noch leisten konnte«, sagte Alyssa. »Kennst du ihn?«
    »Sogar persönlich. Er hat vor ungefähr einem Jahr geheiratet; inzwischen ist ein kleiner Sohn dazugekommen.«
    »Mm«, machte Alyssa. »Schade. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich an ihn ranzumachen, falls in nächster Zeit kein anderer attraktiver Kandidat auftaucht.«
    »Ihr hättet wahrscheinlich gut harmoniert.«
    »Warum? Ist er auch schräg?«
    Lucas blieb der Mund offen stehen. Wie mühelos sie seine Gedanken las! Er lachte. »Er ist ziemlich nett. War im College Ringer,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher