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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen
Autoren: John Sandford
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SKA, wohin er ihr folgte, als sie Leiterin wurde. Sie hatte immer schon einen Hang zum Politischen gehabt, bereits während ihrer Zeit als Streifenpolizistin und auch später im Innendienst, beim Jurastudium, als Staatsvertreterin und Polizei-Chefin von Minneapolis sowie schließlich beim SKA.
    Die Organisation des Parteitags versetzte sie in helle Aufregung. In Gesellschaft der Herren mit den dunklen Anzügen, Stöpseln in den Ohren, Mikros an den Manschetten und dem militärischen Kurzhaarschnitt führte sie sich Lucas’ Ansicht nach auf wie ein Teenager.
    Die Sicherheitsvorkehrungen für den Parteitag würden unzureichend sein, weil die Twin Cities nicht genug Personal hatten und das FBI zu wenige Leute zur Verfügung stellte. Natürlich würde es keinen der ganz Großen treffen, denn die genossen alle den Schutz bewaffneter Secret-Service-Leute, doch die Stadt könnte ohne Weiteres zum Schauplatz republikanerfeindlicher
Aktionen werden. Wer auf die Schnapsidee verfallen war, den Parteitag in St. Paul abzuhalten, dachte Lucas, gehörte in die Klapsmühle.
    Er verdrückte sich vor dem Ende der Sitzung, um die Nerven nicht zu verlieren, und rief den Adlatus des Gouverneurs auf dem Capitol Hill an, der ihm mitteilte, dieser habe exakt drei Minuten Zeit für ihn.
    Der Gouverneur saß an seinem Schreibtisch, einen Stapel überregionaler Wochenzeitungen links vor sich. Die Sonne, die kurz zwischen den Wolken hindurchlugte, verlieh dem Gouverneur so etwas wie einen Heiligenschein. Als die Wolken sich wieder zusammenschoben, verschwand der Heiligenschein.
    »Was gibt’s?«, fragte der Gouverneur, sobald Lucas die Tür geschlossen hatte.
    »Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten.«
    Der Gouverneur, ein schlanker, gepflegter Mann, hatte gegelte Haare und feine, aristokratische Gesichtszüge. Er las gerade die Immobilienanzeigen in einer der Zeitungen, die Füße in Socken auf einem Mahagoniaktenschrank. Ursprünglich der unwichtigste Spross seiner Familie, nannte er nun eines der größeren Vermögen in Minnesota sein Eigen und leitete praktisch Familie und Staat. Böse Zungen behaupteten, zwischen beiden bestehe wenig Unterschied …
    Seine lavendelfarbenen Socken zierte ein feines rotes Glockenmuster. Der Gouverneur fragte Lucas mit zur Seite geneigtem Kopf: »Krieg ich dadurch Probleme?«
    »Wahrscheinlich weniger als durch andere Dinge, die Sie heute schon gemacht haben«, antwortete Lucas und setzte sich in einen Ledersessel. »Für den Fall, dass Sie diese Woche Opfer eines Attentats werden sollten: Vermachen Sie mir diese Socken?«
    »Nein. Die werden immer an den ältesten Sohn vererbt.«
    »Ach was. Und wo kaufen Sie die?«

    »Bei Ferragamo.« Der Gouverneur legte die Zeitung zusammen und warf sie in den Papierkorb. »Die Kacke ist am Dampfen. Fragt sich nur, ob sie noch vor den nächsten Wahlen überkocht.«
    »Was für eine Kacke?«, erkundigte sich Lucas. Einen kurzen Moment lang glaubte er, der Gouverneur rede von den Sicherheitsvorkehrungen für den Parteitag.
    »Der Ethanolmarkt geht den Bach runter«, erklärte der Gouverneur. »Die Kapazitäten übersteigen die Nachfrage, und die großen Unternehmen möchten jetzt auch ein Stück vom Kuchen. Eine ganze Menge Farmer, die ihren Besitz belastet haben, um kleine Produktionsanlagen zu errichten, werden ihr letztes Hemd verlieren. Und wollen dann bestimmt wissen, was ich dagegen zu tun gedenke.«
    Lucas zuckte die Achseln. »Ihr Problem. Und das von den Farmern. Allerdings nicht Ihr größtes.«
    »Und wie sieht das aus?« Der Gouverneur hob die Augenbrauen.
    »Der Parteitag. Demonstranten werden alles verwüsten, gleich vor Ihrer Haustür. Selbst wenn es uns gelänge, unser Kontingent an Sicherheitskräften zu vervierfachen, hätten wir erst ein Viertel dessen, was wir benötigen.«
    Der Gouverneur runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht … Nun, das hier ist ein ziemlich links orientierter Bundesstaat.«
    »Die Schwierigkeiten sind nicht von den Linken zu erwarten«, sagte Lucas und begann, mit den Knöcheln auf den Rosenholztisch zu klopfen. »Sondern von Randalierern und Kleinkriminellen. Denen wäre es scheißegal, wenn die Heilige Jungfrau Maria in Gesellschaft von Karl Marx in St. Paul aufkreuzen würde. Der Parteitag wird ihr Super Bowl, den lassen sie sich nicht vermasseln.«
    Der Gouverneur wirkte ungeduldig. »Und das wollten Sie mir sagen?«
    »Nein. Es hört doch sowieso keiner zu. Die für die Planung
Verantwortlichen meinen, wir könnten uns auf
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