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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen
Autoren: John Sandford
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ungefähr zur gleichen Zeit, als ich Schlittschuh gefahren bin.«
    Die Haushälterin streckte den Kopf herein, um ihnen mitzuteilen, dass weitere Kekse in der Dose seien, falls sie welche wollten, und sie nun gehe. Wenig später hörten sie, wie das Garagentor sich schloss, und dann waren sie allein.
    Alyssa setzte sich im Schneidersitz auf einen riesigen Ledersessel. »Wie wollen wir’s machen? Soll ich reden?«
    Lucas nahm eine Tasse Kaffee, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schlug die Beine übereinander und sah Alyssa über den Rand der Tasse hinweg an. »Ich habe die Akte zu Frances’ Fall gelesen, mit den Leuten von der Mordkommission in Minneapolis über Dick Ford gesprochen und mir die Tatortfotos angesehen. Ich erkenne eine oberflächliche Ähnlichkeit in den …« Er suchte nach dem passenden Ausdruck. »In den Blutspuren. Ich weiß Bescheid über die Verbindung zur Gothic-Szene.«
    Sie nippte an ihrem Kaffee. »Okay. Dann solltest du noch erfahren, dass dein Kollege, ein gewisser James Benson, meint, ich könnte etwas mit dem Fall zu tun haben.«
    Sie wartete auf eine Reaktion, doch Lucas nickte lediglich.
    »Seine Überlegung dürfte mehrere Gründe haben«, fuhr
sie fort. »Laut Statistik sind in Mordfälle offenbar meist Freunde oder Verwandte verwickelt. Frances hatte zum Zeitpunkt ihres Verschwindens keinen festen Freund, und die zwei aus den vergangenen fünf Jahren können beide ein Alibi vorweisen. Frances war sich ihres Status und ihres Geldes bewusst und deshalb vorsichtig. Wie soll der Mörder hierhergekommen und wieder verschwunden sein? Niemand hat einen Wagen gesehen.«
    Lucas meldete sich wie in der Schule. »Es muss aber jemand da gewesen sein. Wenn Frances tatsächlich ermordet wurde und ihre Leiche nicht hier ist, hat man sie an einen anderen Ort gebracht.« Er blickte zum See hinaus. »Hat man im See nachgesehen?«
    »Nein. Der war zugefroren, und dann hat’s drübergeschneit, und im Schnee konnte man nirgends Spuren erkennen. Das Gleiche gilt für die unmittelbare Umgebung des Hauses: keine Spuren. Du hast also recht: Es muss ein Wagen im Spiel gewesen sein.«
    Sie selbst sei den ganzen Tag über weg gewesen, erzählte Alyssa. Helen, die Haushälterin, habe sich bis etwa vier Uhr im Anwesen aufgehalten, und bis dahin sei Frances nicht erschienen. Die Untersuchungen der Spurensicherung hätten ergeben, dass das Blut schon ungefähr zwei Stunden alt war, als Alyssa um kurz vor sieben heimkam. Die Beamten hätten Helen befragt, die zwar kein wirkliches Alibi besaß, aber mit Hilfe mehrerer Quittungen - unter anderem von einem Geldautomaten und einem Target-Laden - belegen konnte, das Haus vor der Bluttat verlassen zu haben.
    »Noch eins«, sagte Alyssa. »Frances und ich … Ich fange lieber ganz von vorn an - Hunter und ich, wir hatten Eheprobleme. Ob es uns langfristig gelungen wäre, sie zu lösen, weiß ich nicht.«
    Lucas beugte sich ein wenig vor. »Untreue, politische Differenzen oder was?«

    »Ach, wer soll das beurteilen?« Sie lächelte kurz. »Er war acht Jahre älter als ich. Keine Ahnung, woran’s lag, an der Midlife-Crisis, oder möglicherweise hatte er mich und meine Art auch einfach satt. Mit den Jahren - zum Zeitpunkt seines Todes war er einundfünfzig - wurde er immer mehr zum Macho und werkelte ständig draußen am Flughafen an seinem Flieger rum. Und dann hat er sich eine Harley und eine Indian und noch eine andere Maschine gekauft. Eine alte Vincent Black, kann das sein? Für mich hat er sich kaum noch interessiert. Er war die ganze Zeit mit irgendwelchen Kumpels zusammen. Ich dachte, das sind … Männerprobleme.«
    »Männerprobleme?«
    »Ja, nach dem Motto: Soll’s das schon gewesen sein? Vielleicht hat er ja seine Assistentin gebumst … Jedenfalls hat Frances die Spannungen gespürt, ohne zu begreifen, was los ist, und sich auf die Seite ihres Vaters geschlagen. Sein Tod hat sie umgehauen. Mich übrigens auch. Wir waren immerhin dreiundzwanzig Jahre verheiratet. Nach der Trauerfeier haben die Auseinandersetzungen mit Frances begonnen. Sie hat mich provoziert, immer wieder. Wir waren beide zur Vollstreckung von Hunters Nachlass berufen, aber sie hat einen eigenen Anwalt und Buchprüfer engagiert, weil sie dachte, ich wollte sie über den Tisch ziehen.«
    »Und das hast du nicht getan?«, fragte Lucas.
    »Natürlich nicht. Es war mehr als genug Geld für uns beide da.« Sie hob die Hände, um an die üppige Ausstattung des Hauses zu erinnern.
    Allerdings,
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