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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte
Autoren: Karen Marie Moning
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kein Acht-Zentimeter-Absatz fehlen. Das war nicht leicht. Mir tat alles weh. Obwohl der Schmerz, den die Nähe des Buches verursacht hatte, allmählich nachließ, fühlte ich mich wund von Kopf bis Fuß, nachdem mich der Schmerz wie in einem Schraubstock gefangen gehalten hatte. Wenn es an diesem Abend so war wie letztes Mal, dann würde ich noch stundenlang pochende und tagelang dumpfe Kopfschmerzen haben. Mein Besuch bei Christian MacKeltar, dem jungen Schotten, der meine Schwester gekannt hatte, musste wohl oder übel warten. Ich sah mich nach meinem fehlenden Absatz um. Er war nirgendwo zu finden. Ich hatte diese Schuhe geliebt, verdammt! Ich hatte monatelang gespart, um sie mir kaufen zu können.
    Ich seufzte innerlich und ermahnte mich, über diesen Dingen zu stehen. Im Moment hatte ich größere Probleme zu überdenken.
    Ich hatte nicht die Besinnung verloren.
    Ich war dem Sinsar Dubh auf fünfzig Meter nahe gekommen und die ganze Zeit bei Bewusstsein geblieben.
    Barrons würde sich sehr darüber freuen, obwohl man seinem dunklen fesselnden Gesicht die Freude nur schwer ansah. Wie von einem Bildhauer aus Stein gemeißelte Grausamkeit ist Barrons eine Rückkehr in eine gesetzlose Zeit, und er sieht so stoisch aus, wie er sich benimmt.
    Wie es schien, hatten mich die letzten Ereignisse »geschwächt«, und ich war dem Buch ein bisschen ähnlicher geworden.
    Böse.

    Auf dem Rückweg zum Buchladen fing es an zu regnen. Ich humpelte kläglich durch das Unwetter. Ich hasse Regen. Aus vielerlei Gründen.
    Erstens, er ist nass, kalt und widerlich, und ich war bereits nass genug und fror. Zweitens, die Sonne scheint nicht, wenn es regnet, und ich bin eine unverbesserliche Sonnenanbeterin. Drittens, er macht Dublin bei Nacht noch finsterer als gewöhnlich, und das heißt, dass die Monster dreister werden. Viertens, bei Regen braucht man einen Schirm, und wenn Leute mit Schirmen unterwegs waren, neigten sie dazu, ihn schräg vor sich zu halten, insbesondere, wenn der Wind ihnen den Regen ins Gesicht trieb. Ich bin da keine Ausnahme. Und das bedeutet, man sieht nicht, wer auf einen zukommt, was auf einer belebten Straße dazu führt, dass die Leute umeinander herumtorkeln und Entschuldigungen murmeln oder leise fluchen. Und in Dublin heißt das auch, ich könnte auf ein Feenwesen prallen (ihr Glamour stößt mich nicht physisch ab wie Normalsterbliche) und mich dadurch verraten. Deswegen benutze ich keinen Regenschirm, wenn es regnet.
    Und das war nur vernünftig, denn in Dublin regnet es unaufhörlich .
    Deshalb bin ich oft bis auf die Haut durchnässt, und das bringt mich zum fünften Punkt meiner Aufzählung: Mein Make-up verläuft, und meine Haare gleichen einem Wischmopp.
    Aber alles hat auch eine gute Seite; nach dem ordentlichen Wolkenbruch roch ich nicht mehr ganz so schlimm.
    Ich bog in meine Straße ein. Es ist nicht wirklich meine Straße. Meine Straße ist viertausend Meilen weit weg im ländlichen Süden Amerikas. Es ist eine sonnige,üppig grüne Straße mit wachsblättrigen Magnolienbäumen, leuchtenden Azaleen und wuchtigen Eichen. In meiner Straße regnete es nicht die ganze Zeit.
    Aber ich kann im Moment nicht nach Hause, weil die Gefahr besteht, dass ich damit die Monster nach Ashford locken könnte. Da ich aber einen Ort mein Eigen nennen muss, wird diese regnerische, trübe Straße ausreichen müssen.
    Während ich mich dem Buchladen näherte, suchte ich sorgfältig die Fassade des alten, vierstöckigen Gebäudes ab. Die Außenleuchten auf allen Seiten tauchten den hohen Ziegelbau in gleißendes Licht. Das buntbemalte Schild mit der Aufschrift B ARRONS B OOKS AND B AÜBLES hing an kunstvoll gearbeiteten Messingstangen, die über den Bürgersteig ragten, und ächzte in der kühlen Nachtbrise. Der Neonschriftzug hinter der altmodischen, grün getönten Fensterscheibe leuchtete: G ESCHLOSSEN . Gelbliche Glühbirnen in Messingwandleuchten erhellten den Torbogen des imposanten überdachten Eingangs. Die verzierte Kirschholztür mit Butzenscheiben, die im Licht glänzte, wurde von Kalksteinsäulen flankiert.
    Alles war in Ordnung mit meinem »Zuhause«. Die Lichter brannten, das Gebäude war gegen meine tödlichen Nachbarn geschützt. Ich blieb stehen und spähte in die dunkle, verlassene Straße, um mich zu vergewissern, dass kein Schatten in
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