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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte
Autoren: Karen Marie Moning
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mein Territorium vorgedrungen war.
    Die Dunkle Zone, die direkt an Barrons Books and Baubles grenzte, ist die größte, die ich bis jetzt gesehen habe (und die größte, die ich hoffentlich jemals zu Gesicht bekommen werde!), umfasste etwa zehn Blocks, in denen es vor tödlichen schwarzen Schatten nur sowimmelte. Zwei Dinge charakterisieren eine Dunkle Zone: Finsternis und Tod. Die Kreaturen der Nacht, die Schatten, verschlingen alles, was lebt – angefangen von Menschen über Pflanzen und Laub bis zum kleinsten Wurm in der Erde –, und sie hinterlassen Ödland.
    Selbst jetzt bewegten sie sich rastlos, zappelten und wanden sich am Rande des Lichts, weil es sie nach den Leckerbissen in der beleuchteten Gegend hungerte.
    Für den Moment war ich sicher. Die Schatten vertrugen kein Licht, und in der Nähe des Buchladens wurde ich von allen Seiten angestrahlt. Würde ich jedoch ein paar Schritte weiter in die Dunkle Zone, in der alle Straßenlaternen kaputt waren, gehen, so wäre ich auf der Stelle tot.
    Meine Nachbarn beschäftigten mich ständig. Sie sind Vampire im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe gesehen, was sie Menschen antun. Sie vernichten sie und hinterlassen lediglich einen Kleiderhaufen, Schmuck und andere tote Gegenstände, und obenauf liegt eine kleine, trockene papierartige Hülle, die sie offenbar nicht verdauen können. Wie die Schwänze von Shrimps für uns ist ihnen ein Stück von uns für ihren Geschmack zu hart, nehme ich an. Nicht einmal ich kann sie töten. Sie sind ohne Substanz, was jede Waffe nutzlos macht. Das einzige wirksame Gegenmittel ist Licht, und das tötet sie nicht, sondern hält sie lediglich fern. Von allen Seiten umgeben mit beleuchteten Stadtteilen, war diese Dunkle Zone einige Monate in etwa gleich groß geblieben. Ich weiß das, denn ich erkunde regelmäßig ihre Grenze.
    Wenn man keine Sidhe -Seherin ist, kann man die Schatten nicht sehen. Die Menschen, die in einer Dunklen Zone umkommen, erkennen nicht einmal das Gesicht ihres Henkers. Nicht dass die Schatten überhauptdeutliche Züge hätten. Gesichtslos war ihr zweiter Vorname. Sogar als Sidhe -Seherin hat man Schwierigkeiten, sie von der Nacht zu unterscheiden, selbst wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss. Dunkler als die Dunkelheit gleiten und schlängeln sie sich wie tintenähnlicher schwarzer Nebel, kriechen über Gebäude, sickern durch Regenrinnen und winden sich um kaputte Straßenlaternen. Allerdings war ich ihnen nie nahe genug gekommen, um mein Gefühl, sie seien kalt, zu testen, und ich hoffe, es kommt auch nie dazu.
    Es gibt sie in allen Formen und Größen, manche waren so klein wie Katzen, andere so groß wie …
    Ich blinzelte.
    Sicherlich war das nicht der Schatten, der mich in die Ecke getrieben hatte in der Nacht, in der Fiona, die Frau, die vor mir Geschäftsführerin gewesen war, versucht hatte, mich zu töten, indem sie, während ich schlief, eine Horde Schatten ins Haus gelassen hatte. Als ich ihn das letzte Mal vor etwa fünf Wochen gesehen und die Monate gezählt hatte, die ich im Feenreich verloren hatte, war er etwa sechs Meter lang und knappe zwei Meter hoch gewesen. Jetzt war er doppelt so groß, eine dichte Wolke aus öliger Finsternis erstreckte sich über das gesamte Nachbarhaus.
    Wachsen sie, wenn sie uns fressen? Konnte einer so groß werden wie eine Kleinstadt? Vielleicht über dieser Stadt lauern und sie als Ganzes verschlingen?
    Ich starrte das Riesending an. Es hatte zwar kein Gesicht, aber es schien mich auch anzustarren. Ich hatte es schon ein-, zweimal mit Gesten geärgert. Das letzte Mal hatte es sich zu einer menschenähnlichen Gestalt geformt und die Beleidigungen zurückgegeben.
    Ich hatte keine Lust, ihm noch mehr beizubringen.
    Ich schüttelte mich und bereute es sofort. Mein Kopf schmerzte so sehr, dass es sich anfühlte, als wäre mein Gehirn gequetscht, und jetzt hatte ich es auch noch an den Schädel geschleudert. Obwohl der Regen endlich aufgehört oder vielmehr eine von Dublins viel zu kurzen Auszeiten genommen hatte, war ich nass und fror, und ich hatte bessere Dinge zu tun, als hier draußen herumzustehen und über einen meiner vielen Feinde nachzugrübeln. Dinge wie ein halbes Fläschchen Aspirin schlucken und mich unter die heiße Dusche stellen. Dinge wie einen klaren Kopf kriegen, um über die Auswirkungen
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