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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta
Autoren: Marco Malvaldi
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was?«
    Massimo breitete die Arme aus.
    »Was soll ich dir sagen? Ich glaube, dass Dottor Carli wirklich in Alina verliebt war, dass er sogar daran gedacht hatte, seiner Frau reinen Wein einzuschenken. Ein neues Leben anzufangen. Dann entdeckt man, dass die Frau, mit der man dieses neue Leben beginnen wollte, schwanger ist. Sie sagt es einem ganz ruhig, vielleicht behauptet sie sogar, man sei der Vater. Warum auch nicht? Dumm nur, dass man sich, der man schließlich Arzt ist, ein paar Jahre zuvor einer Vasektomie unterzogen hat. Kinder kann man also ganz sicher keine mehr zeugen. Und plötzlich fühlt man sich, als hätte man einen Wikingerhelm mit XXL-Hörnern auf dem Kopf, und mit einem Schlag verwandelt sich der Engel, den man schon an seinem künftigen Herd gesehen hat, in eine falsche Schlange oder eine Schlampe oder eine Kombination aus beiden. Die einen betrogen hat, und nicht nur das. Die einen mit einem Kerl betrogen hat, den man für Abschaum hält. Also muss man sie beide auslöschen. Sie physisch und ihn, indem man ihn in die Mühlen der Justiz stößt. Diese SMS muss ihm wie ein Geniestreich vorgekommen sein, und sie war in der Tat keine schlechte Idee. Damit hat er die Ermittlungen wenigstens ein paar Tage lang in die Irre geführt, auch wenn seine Rechnung nicht aufging. Früher oder später hätte Bruno Messa geredet, schließlich war es besser, wenn Papa erfuhr, dass man kokst, statt ihn im Glauben zu lassen, dass man ein junges Mädchen erwürgt hat. Als dann die Frage nach der Größe aufkam, hatte unser Dottore wieder unglaubliches Schwein: Und ausgerechnet ich bin es gewesen, der es ihm geliefert hat. Die Geschichte von Pigi, der groß ist, einen zweifelhaften Ruf genießt und über ein Alibi verfügt, das im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinkt, und wieder schien die Sache geritzt. Wenn ich daran denke, könnte ich mich im Nachhinein selbst in den Hintern treten.«
    »Aber niemand kann behaupten, du hättest es nicht wiedergutgemacht«, sagte Aldo. »Was mich am meisten verblüfft hat, ist die Art und Weise, wie es dir gelungen ist, einen Beweis zu finden. Ohne den säßen wir jetzt verdammt noch mal nicht hier und würden darüber reden. Ohne den hätte Fusco dir nicht mal zugehört. Oder schlimmer noch, wahrscheinlich hätte er dich noch der Komplizenschaft mit Pigi beschuldigt und dich zusammen mit dessen Apothekerfreund ins Kittchen gesteckt.«
    Massimo nickte und nahm sich ein weiteres Hörnchen.
    Im Geiste ließ er seinen Besuch bei Arianna Costa an jenem Abend Revue passieren, und wie er ihr gesagt hatte, er wisse, was geschehen sei. Er hatte mit dem Beweis begonnen: der Videokassette mit der Aufzeichnung der Überwachungskamera, die an der Einfahrt zum Park der Villa Calvelli-Sturani installiert war. Kurz zuvor hatte er sich eine Kopie des Originals anfertigen lassen – ein Freund von ihm arbeitete bei der Sicherheitsfirma, die die Villa überwachte. Wohl zum zehnten Mal hatte er sich die Sequenz angesehen, die zeigte, wie Dr. Carli mit einem Clio angefahren kam, und zwar mit dem von Alina, wie man unschwer am Kennzeichen erkennen konnte, denn er musste beim Einparken zweimal umständlich manövrieren. Im Grunde ein banaler Vorgang in Schwarz-Weiß, doch unter diesen Umständen verwandelte sich der Dottore vor dem Auge der Betrachterin vom stets zu Scherzen aufgelegten, kumpelhaften Freund in einen Mörder. Er sah, wie im Bruchteil einer Sekunde jegliche Distanziertheit aus Ariannas Gesicht wich und ihre Körperhaltung jene Souveränität verlor, die ihr das Leben eingeprägt hatte. Wie ihre von der Schlaflosigkeit dunkel umrandeten Augen mit einem Ausdruck auf den Bildschirm blickten, als beobachte sie gerade, wie das eigene Haus über ihr zusammenbricht. Mit einer Frage auf den Lippen, zu schwer, um sie zu stellen, weil die Angst davor zu groß war, die Wahrheit, die sie bereits kannte, ausgesprochen zu hören. Anschließend begleitete sie Massimo zur Tür, ohne ihm in die Augen zu sehen, und Massimo wunderte sich, dass sie keine Träne vergoss. Wahrscheinlich, dachte er – was für ein alberner Gedanke in dieser Situation –, wird sie morgen weinen. Heute Nacht kann sie vielleicht endlich wieder schlafen.

Schluss
    Zahlreiche Menschen haben wesentlich zum Entstehen dieses Buches beigetragen.
    Ich danke Serena Carlesi und Fiodor Sorrentino dafür, dass sie mich ermunterten, es zu Ende zu schreiben, und mir halfen, ihm seine endgültige Form zu verleihen.
    Ferner danke ich
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