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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta
Autoren: Marco Malvaldi
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Pappiana entpuppt, sobald sie den Mund aufmachen. Bitte sagt nichts, lasst euch einfach nur anschauen.
    »Armer Märtyrer, der du dich so kasteien musst. Wie viel Eis hast du heute schon gegessen?«
    »Also wirklich! Reicht es nicht, dass mir deine Mutter tagaus, tagein mit dem Eis und den Zigaretten in den Ohren liegt, ganz zu schweigen von deiner Großmutter, der nichts anderes einfällt, als mich zu ermahnen, ich soll kein Eis essen und nicht rauchen, aber zum Mittag- und Abendessen gibt’s immer nur Frittiertes. Sogar die Pasta würde sie frittieren, wenn es ginge! Seit vierzig Jahren hab ich Verstopfung wegen dieses Fraßes, aber ihr kommt mir andauernd mit dem Eis. Eins hab ich gegessen, ein kleines Eis.«
    Es kam zwar nur selten vor, aber diesmal hatte Großvater Ampelio recht. Großmutter Tilda ging in der Küche nichts übers Frittieren. Massimo sah seinen Großvater mit einer Anwandlung von Mitgefühl an.
    »Was für ein Eis hättest du denn gern?«
    »Schokolade und Joghurt. Danke, Junge.«
    Massimo ging in die Bar und wandte sich an Tiziana. »Hallo. Wie läuft’s?«
    »Gut. Und bei dir? Hattest du ein bisschen Spaß? Wie war’s am Meer?«
    »Großartig. Wenig Leute heute. Ich habe ein Plätzchen hinter Rimigliano gefunden, am Ende der Welt. Dort geht kein Mensch hin. Wenn du brav bist, nehme ich dich irgendwann mal mit.«
    »Ja, Buana. Hast du gewisse Vorlieben, was den Badeanzug anbelangt?«
    »Eine Burka wäre nicht schlecht.«
    »Wann suchst du dir endlich eine Freundin, statt dich über deine Mitarbeiter lustig zu machen?«
    »Solange ich Mitarbeiter habe, die so gut ausgestattet sind wie du, ist das kein Thema. Zumal ich vorhabe, das Ius primae noctis einzuführen.«
    Massimo griff in seine Hüfttasche und brachte eine Zigarettenpackung, ein Feuerzeug, Schlüssel und einen merkwürdigen kleinen grauen Gegenstand zum Vorschein, den er auf den Tresen legte.
    »Was ist denn das?«, fragte Tiziana. »Ein Telepass? Warum lässt du den nicht im Auto?«
    »Der ist nicht aus meinem Auto.«
    »Wo hast du ihn dann aufgelesen?«
    »In einem Porsche, dessen Fahrer den geisteskranken Cousin von Barrichello gespielt hat; kurz darauf habe ich den Wagen mit heruntergelassener Fensterscheibe an der Autobahnraststätte wiedergetroffen. Da hab ich mir gedacht, dass es einem Typen wie ihm guttun würde, eine saftige Strafmaut zu zahlen.«
    »Du hast sie wirklich nicht mehr alle.«
    »Also, meine Angestellte, hör mal zu. Während ich drinnen die Stellung halte, gehst du raus, um die Tische ordentlich hinzurücken und sauber zu machen. Und wenn du dann noch das Knabberzeug verteilt hast, kannst du meinem Großvater ein Eis servieren.«
    »Noch eins?«
    »Das geht schon in Ordnung. Er isst heute nichts zu Abend … Moment mal, wie viele hatte er denn heute schon?«
    »Seit ich hier bin, vier.«
    Ohne ein weiteres Wort begab sich Massimo hinter den Tresen. Er nahm ein Messer und machte sich daran, ausgesprochen langsam und präzise Zitronen zu schneiden, für Tiziana das untrügliche Zeichen dafür, dass er eine Stinkwut im Bauch hatte, die sich noch steigern würde. Sie wartete einen Augenblick, dann griff sie zum Tischschäufelchen und fragte: »Und welche Eissorten hätte dein Großvater gern?«
    »Zitrone und Kaffee. Mit ganz viel Sahne.«

    »Hast du ein Ass oder ’ne Drei?«
    »Drei Punkte hab ich.«
    »Die Partie ist fast zu Ende, und es ist noch nichts Aufregendes abgelegt worden, da willst du weder ein Ass noch ’ne Drei haben? Also wirklich.«
    »He, woher soll ich denn wissen, mit wem du spielst?«
    »Mit dir spiel ich, du Sturkopf. Zuerst hab ich dir zwei und sechs, also acht gegeben, die er hätte haben können, der die Kreuz-Drei ausgerufen hat, denkst du, ich bin blöd, freiwillig auf acht zu verzichten?«
    »Großvater, er hat recht, gib sie ihm. Mit dem Ass sind es vierzehn, also fehlt nur noch ein Punkt. Wär ja dumm.«
    »Und wenn ich das Ass nicht hab?«
    »Dann halt die Drei, dann sind es sechs.«
    »Ach, hier hast du die Drei. Und was legst du drauf?«
    »Na ja, ich muss jetzt die Kreuz-Drei ausspielen, es reut mich zwar, sie für sechs Punkte herzugeben, aber wenn ich sie jetzt nicht ablege, gehe ich ein Risiko ein.«
    »Also hast du sie, du Hurensohn!«
    »Pass auf, was du sagst, Ampelio, schließlich ist er der Sohn deiner Tochter.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an, sondern spiel anständig! Wenn das so weitergeht, verlier ich hier noch mein letztes Hemd.«
    »Aber die Schuhe hoffentlich
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