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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta
Autoren: Marco Malvaldi
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nicht, oder?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, dass du wieder mal in Pantoffeln aus dem Haus gegangen bist.«
    »Oh ja, du hast recht. Ich dachte, ich … Massimo, alles in Ordnung mit dir?«
    Die Frage war berechtigt. Massimo hatte die Augen geschlossen und wiegte sich auf dem Stuhl vor und zurück, während er leise vor sich hin brummte.
    Ampelio wartete ein paar Sekunden, ehe er erneut fragte: »Geht’s dir gut, Junge?«
    Massimo, der sich weiterhin auf dem Stuhl wiegte und vor sich hin brummte, nickte.
    »Also was, zum Teufel, machst du denn da?«, fragte Del Tacca, frei von großväterlicher Liebe.
    Massimo, ohne sich aus seinem tranceähnlichen Zustand zu lösen, bedeutete ihm mit der Hand: Ich erklär’s dir später.
    Er hörte Rimediottis Stimme, der fragte, ob das Mekkagebet noch lange dauere, gefolgt von Ampelios, der antwortete, er verstehe nur Bahnhof.
    Nach einer Weile öffnete Massimo die Augen, sagte: »Gut«, stand auf und ging hinein.
    Vier Augenpaare hinter dicken Brillengläsern folgten ihm aufmerksam und irritiert zugleich.
    Sie sahen, wie er sich auf einen Barhocker setzte, Tiziana etwas fragte, den gesamten Inhalt seiner Hosentasche herausnahm und auf den Tresen legte, ehe er sich darüberbeugte. Wie er lächelnd und beinahe liebevoll die Sachen betrachtete, dann alles wieder einsammelte und in die Tasche zurücksteckte.
    Eine Sekunde später trat er ins Freie, noch immer lächelnd, und schwenkte den Autoschlüssel am Finger.
    »Was hast du denn vor?«, fragte Aldo, amüsiert und ungläubig zugleich.
    »Ich gehe jemanden besuchen.«
    »Und was ist mit unserer Partie?«
    »Die spielen wir zu Ende, wenn ich zurück bin.«
    »Und was musst du diesem jemand sagen, das so wichtig ist, dass es nicht noch ein bisschen warten kann?«
    »Dass ich weiß, wer ihre Tochter umgebracht hat, und sogar glaube, es beweisen zu können. Ich brauche nur noch ein paar Informationen.«

    Ruhig, ruhig, ruhig. Du musst dich jetzt beruhigen, sonst führst du dich auf wie ein Idiot. Ich komm mir vor wie die Hauptfigur in diesem Buch von Sciascia, Ein einfacher Fall, als sein Vorgesetzter ihm sagt, wo in dem Zimmer der Lichtschalter ist, woraufhin bei ihm der Groschen fällt und er auf einmal weiß, wer der Mörder ist und wie er die Tat begangen hat. Und auch ich weiß nicht, an wen ich mich verdammt noch mal wenden soll. An Alinas Mutter, ja, komisch, dass »das Mädchen« in meinem Kopf plötzlich zu »Alina« geworden ist. Ein Name, der in den Zeitungen stand, und ein aschfahles Gesicht, das aus einem Müllcontainer ragte, sind zu einer Person geworden. Einer realen Person, oh ja. Einer, die gelebt, geliebt und dem falschen Menschen vertraut hat. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in meiner Haut wohlfühle. Solange es ein Spiel war, eine Art Denksport, war alles in Ordnung. Aber jetzt … Hör mal, es ist ja nicht deine Schuld. Die Lösung ist dir einfach so zugeflogen, beim Kartenspiel mit den alten Nervensägen, ohne dass du in dem Augenblick darüber nachgedacht hättest, und jetzt, wo du verstanden hast, was geschehen ist, musst du es nur noch beweisen. Nicht, dass dir die Lösung gefallen würde, es ist einfach nur die richtige. Das ist alles. Auch wenn sie hässlich ist. Da kannst du nichts machen. Vielleicht sollte ich doch erst zu Fusco gehen. Aber vorher dusche ich noch und zieh mich um. Wenn ich schon ein einziges Mal in meinem Leben einen Mord aufkläre, muss ich das nicht unbedingt salzverkrustet und in einem Daffy-Duck-T-Shirt tun.

Epilog
    »›… hat gestanden, den Mord an Alina Costa begangen und anschließend ihre Leiche an den Ort gebracht zu haben, an dem sie aufgefunden wurde, auf dem Parkplatz des Belvedere. Der Verteidiger des Angeklagten hat ein psychiatrisches Gutachten verlangt, das beweisen soll, dass sein Mandant zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war und es sich daher nicht um Mord handelt.‹ Also, das wäre ja noch schöner! Alle fallen wieder auf die Füße mit dieser ›Schuldunfähigkeit zum Tatzeitpunkt‹. Heißt das, ich kann mir meine Frau problemlos wieder vom Hals schaffen, wenn ich denen auf dem Rathaus sag, dass ich bei unserer Hochzeit betrunken war? Das gefällt mir.«
    »Immer mit der Ruhe, Ampelio, sie werden ihn schon nicht für schuldunfähig befinden.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste! Dieser Mörder, dieser … dieser … Genauso wie der Junge zumindest eine Medaille verdient hätte, denn wenn er nicht gewesen wäre …«
    Der Junge, also Massimo, lehnte
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