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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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Tränen einigermaßen versiegt waren, richtete Hugo sie auf und sagte: »Liebes, du mußt es mir sagen: Haben sie dir weg getan?«
    »Nur ein bißchen. Aber es war sehr unangenehm«, sagte sie offen und trocknete sich die Augen mit dem Taschentuch, das er ihr gab. »Ich weiß nicht, warum ich so weinen mußte ... wahrscheinlich, weil ich Hunger habe.«
    Hugo warf den Kopf zurück und lachte voller Erleichterung. Samuel grinste und ging in die Speisekammer. »Würden dir Rühreier reichen, Mädel?«
    »Ja, danke.« Sie lächelte matt und lehnte sich wieder an Hugos Schulter.
    »Jetzt erzähl uns genau, was mit dir geschehen ist«, forderte Hugo sie auf, weil er wußte, daß er erst zufrieden sein würde, wenn er alle Einzelheiten kannte. Während sie aß, hörte er ihrem genauen Bericht der Entführung zu. Sie ließ nichts aus, auch nicht das, was ihr Jasper aus Hugos Vergangenheit erzählt hatte. Hugos Blick war hart, sein Mund eine schmale Linie, und als sie geendet hatte, sagte er finster: »Er ist zu schnell gestorben.«
    Sowohl Vater als auch Sohn waren zu schnell gestorben für all das Böse, das sie getan hatten. Doch jetzt mußte er sich von all dem befreien. Es war vorüber. Ohne einen Gresham als Führer würde die Bruderschaft sich bald auflösen. Crispin hatte nicht die Autorität und die Reife, um an Jaspers Stelle zu treten. Die Greshams hatten die Bruderschaft erschaffen, sie würde auch mit ihnen sterben.
    Er sah hinüber zum Tisch, wo die letzte Gresham saß und ihren Teller mit einem Stück Roggenbrot abwischte. Stephen hatte nicht gewußt, was für ein Juwel er an seine Tochter weitergegeben hatte - das Feuer und die Leidenschaft, doch sie waren ohne den bösen Einschlag, den sie bei ihrem Vater gehabt hatten.
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloß die Augen, während er sich von einem Gefühl des Friedens erfüllt fühlte. Endlich war er frei. Er hatte Elizabeths Aufgabe erfüllt: Chloe würde nie wieder etwas von den Greshams erleiden müssen. Und er hatte sich seinen gemalten Teufeln gestellt und sie besiegt. Er wußte, daß er auch nicht besser oder schlechter war als andere. Und das war ein gutes Wissen.
    Er öffnete die Augen und bemerkte, daß Chloe ihn ernst ansah. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du meine Mutter geliebt hast? Warum hast du mir nicht gesagt, was geschehen war?«
    Er begegnete ihrem Blick offen. »Aus Feigheit, Mädel«, sagte er. »Ich hatte furchtbare Angst, ich könnte dein Vertrauen verlieren, wenn ich es dir sagen würde. Wie konntest du einem Mann vertrauen, der in der Krypta dabeigewesen war ... der das getan hatte, was ich getan hatte? Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, deine Liebe und dein Vertrauen zu verlieren - sie waren ... und sind ... die größten Geschenke für mich ... unschätzbar wertvolle Geschenke.«
    Süße Erleichterung durchströmte sie. Es war nicht ein Mangel an Liebe, der ihn zum Schweigen genötigt hatte, sondern die Liebe selbst.
    »Es macht mir nichts aus«, sagte sie. »Was geschehen ist ... was du getan hast...«
    Ihre Blicke trafen sich für eine Weile, dann sagte er leise: »Und für mich auch nicht mehr. Die Vergangenheit hat mich lange genug beherrscht.«
    Samuel seufzte erleichtert und begann, das Geschirr vom Tisch zu räumen.
    Hugo stand auf. »Es ist Zeit, ins Bett zu gehen«, sagte er und streckte sich gähnend. »Nach oben mit dir, Mädel.«
    »Es scheint keinen wesentlichen Unterschied zu geben zwischen Ehebruch und Unzucht«, bemerkte Chloe mit einem spöttischen Kichern und wandte den Kopf auf Hugos Brust zur Seite, so daß sie ihn ansah. In ihren Augen lag die Glut der Leidenschaft und die Wärme ihrer Erfüllung.
    »Ganz sicher gehört zu beiden die Teilnahme einer gefallenen Frau«, stellte Hugo trocken fest, griff in die dichte, goldene Fülle auf ihren Schultern und wand sie sich ums Handgelenk. Dann ließ er ihr Haar wieder los, so daß der blauschwarze Streifen bedeckt war, wo ihres Bruders Peitsche sie getroffen hatte. Es war vorüber, und Jasper hatte den vollen Preis bezahlt.
    Chloe, die von seinem flüchtigen Gedanken nichts ahnte, lächelte und strich mit ihrer Hand sanft über seinen Bauch. »Und eines gefallenen Mannes, würde ich sagen, da meiner Erfahrung nach zwei Personen dazugehören.«
    Hugo strich ihr über das Haar. »Nun, vielleicht sollten wir deine Erfahrung noch etwas erweitern und sehen, ob durch den Segen der Kirche irgend etwas anders wird.«
    Er sprach so leise, daß Chloe eine
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