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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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die Trance, und sie sah ihre Umgebung kurz, roch den Rauch aus dem Kamin, das heiße Kerzenwachs. Ihre Lippen bewegten sich unter dem Schleier, als wollte sie protestieren, schreien, damit es die Leute in ihrer Umgebung hörten. Aber nichts geschah. Und dann war der klare Augenblick vorüber, und die warme Schläfrigkeit umhüllte sie wieder. Sie lächelte undeutlich und trat zum Tisch neben Crispin.
    Hugo stand vor der geschlossenen Tür der Krypta. Die Geister schienen heraus und ihm entgegenzukommen, als er einen Augenblick zögerte, bevor er den Schlüssel von seinem Versteck auf dem Türrahmen nehmen, die Tür aufschließen und die flachen Steinstufen hinabgehen würde in das Labyrinth von kalten Gewölbekammern, die nach Kälte und Moder und Grab rochen.
    Samuel stand neben ihm und wartete geduldig. Es war Spätnachmittag, und eine Schar Krähen kreischten lärmend über ihren Köpfen, bevor sie sich wie eine schwarze Wolke auf die kahlen Zweige eines Baums in der Nähe setzten. Der Hagel hatte aufgehört, aber der dämmerige Himmel war schwer von Schneewolken, und der Wind brauste eisig über das Moor daher.
    »Ziemlich freudloser Ort hier«, stellte Samuel sachlich fest. »Bleiben wir hier draußen stehen, bis wir zu Stein gefroren sind ?
    »Entschuldige«, sagte Hugo. Er griff nach oben, und seine Finger fanden mit blinder Sicherheit den Schlüssel. Es war, als wenn es gestern gewesen wäre. Er steckte ihn in das Schloß, die Tür öffnete sich gähnend vor dem dunklen Eingang, und der Geruch drang hervor und traf ihn hart. Wie war es möglich, daß ihn dieser Geruch einst erregt hatte wegen der unbekannten und verbotenen Dinge, die er bedeutete? Doch nur bei jenem letzten Mal war er im Vollbesitz seiner Sinne hinunter in die Krypta gegangen ... in vollem Bewußtsein all des Bösen, das die Erregung verborgen gehalten hatte.
    Samuel entzündete die Laterne in seiner Hand, und sie traten zusammen hinein. Hugo zog die Tür hinter ihnen zu, auch wenn es unwahrscheinlich war, daß sie jemand sah, doch warum ein unnötiges Risiko eingehen? Er verschloß seine Gedanken vor den Erinnerungen und konzentrierte sich nur auf das, was getan werden mußte.
    »Gott hilf uns«, murmelte Samuel, als sie in die Krypta hinabkamen. »Was ist das denn hier für ein Höllenloch?«
    »Das ist eine berechtigte Frage«, sagte Hugo, der froh war über Samuels prosaischen Kommentar. Er stand im Hauptgewölbe und hielt die Laterne hoch. Alles war bereit für die nächtliche Zeremonie: Frische Altarkerzen standen in den Ständern um die Bahre in der Mitte, die Fackeln an den Wänden waren mit frischem Pech gefüllt. Auf der Bahre lag ein weißes Damasttuch und am Kopfende ein dickes Kopfkissen. Auf dem langen, niedrigen Tisch an der einen Wand standen die Karaffen mit Wein, die kleinen Töpfe mit den Kräutermischungen, die Tonpfeifen für das Opium.
    Er stand ganz still und ließ das alles noch einmal auf sich einstürzen. Er mußte sich dem stellen, wenn er es überwinden wollte. Er schloß die Augen, und der Raum füllte sich mit den flüsternden Geistern der Ekstase und des Lachens. Glieder schlangen sich vor seinem inneren Auge umeinander, und auf seiner Zunge schien der bittere Nachgeschmack der kleinen Bröckchen zu liegen, durch die ein Mensch in die Welt eines Genusses jenseits jeder Vorstellungskraft geriet, wenn er sich zwischen die weichen, weißen Schenkel seiner Partnerin schob.
    Ob Jasper vorhatte, Chloe diese Droge zu geben, bevor sie ihren Platz auf der Bahre einnahm? Eine solche Verstärkung der Lust bei jemandem, der schon von Natur aus so leidenschaftlich war, würde jeder Beschreibung spotten ...
    »Hier herüber.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zu einem dunklen Loch in der gegenüberliegenden Wand. Die Laterne beleuchtete die kleine Kammer dahinter. Samuel folgte ihm einige schmale Stufen hinauf, die aus der Wand gehauen waren. Oben erreichten sie eine schmale steinerne Empore, von der aus man die ganze Krypta übersehen konnte. »Ich werde hier oben bleiben«, sagte Hugo ruhig und sah hinab auf die Bahre.
    Er nahm ein Paar Degen von Samuel entgegen und lehnte sie vorsichtig gegen das niedrige Geländer der Empore. Darauf legte er ein schmales Kästchen, das zwei Duellpistolen enthielt. Schweigend überprüfte er die andere Pistole in seinem Gürtel, ließ seinen Finger über die scharfe Klinge eines Hirschfängers gleiten und schob ihn dann wieder in die Scheide an seinem Schenkel
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