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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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zurück.
    »Ziemliche Waffensammlung haben Sie da«, bemerkte Samuel zufrieden. Er wußte, wie gut Hugo mit Degen und Pistole war, und auch wie kühl und klar er beim Angriff reagieren konnte. Als Einmann-Armee konnte er im Hinterhalt warten und dann mit dem ganzen Geschick eines erfahrenen Kämpfers seinen Gegner überraschen.
    »Nimm du jetzt deinen Platz draußen ein«, sagte Hugo und gab ihm den Schlüssel. »Hast du gesehen, wo er hingehört?«
    »Jawoll.« Samuel nahm den Schlüssel und die Laterne. »Wenn ich erst weg bin, wird’s hier mächtig dunkel werden.«
    »Macht nichts«, sagte Hugo. »Weißt du, was du zu tun hast?«
    »Jawoll«, wiederholte Samuel so lässig wie vorher. »Also, dann gehe ich.«
    Hugo saß auf dem Steinfußboden, den Rücken an die Wand gelehnt, und sah zu, wie das flackernde Licht der Laterne sich langsam zurückzog. Er hörte das dumpfe Zuschlagen der Tür hinter Samuel und war in der Dunkelheit allein. Er schloß die Augen und verdrängte alles aus seinen Gedanken außer der Sicherheit, daß er erfolgreich sein würde.
    »Ihr dürft die Braut küssen«, murmelte der alte Elgar und seufzte erleichtert, weil er es einigermaßen vernünftig geschafft hatte, die Trauung hinter sich zu bringen.
    Crispin hob langsam Chloes Schleier. Sein Gesicht näherte sich dem ihren, und schlagartig konnte sie ihn ganz klar sehen, genau in dem Augenblick, als sein Mund sich auf den ihren senkte. Ein namenloses Grauen vertrieb die warme Schwere der Gleichgültigkeit, und mit plötzlicher Klarheit erkannte sie, was geschehen war. Sie stieß Crispin von sich, riß weit die Augen auf, und ihr Blick heftete sich auf Reverend Ponsonby hinter ihrem Ehemann.
    Crispin, der erkannte, daß sich etwas an ihr verändert hatte, zog sich zurück. Ihr Herz pochte heftig vor Angst, und sie senkte sofort den Blick und ließ die Arme still an den Seiten liegen.
    »Die Wirkung läßt nach«, flüsterte Crispin seinem Stiefvater über Chloes Kopf hinweg zu.
    Jasper nahm ihren Arm und zog sie weg von dem improvisierten Altar. Chloe sah jetzt, daß die Leute, die sie in ihrem Halbbe-wußtsein als Menge wahrgenommen hatte, nur eine kleine Gruppe von Männern war.
    »Wir müssen ihr noch mehr geben«, flüsterte Crispin, als sie an den Rand der Halle traten.
    Jasper hob ihr Kinn mit einer Hand. Chloe bemühte sich, an ihrem Blick nicht erkennen zu lassen, daß sie wieder bei Bewußtsein war. Das war leichter, als sie erwartet hatte, denn immer noch war ihr Bezug zur Wirklichkeit nicht wieder ganz hergestellt. Sie wußte nur, daß sie verhindern mußte, noch einmal jene Flüssigkeit in die Kehle gegossen zu bekommen.
    »Zu viel wird uns auch nichts nützen«, sagte Jasper ruhig. »Wir wollen ja nicht, daß sie umfällt. Sie hat seit zwei Tagen nichts Richtiges mehr gegessen, und auf leeren Magen wirkt der Trank viel heftiger.«
    Chloe ließ ihre Augen zur Seite wandern, und ein schwaches Lächeln erschien auf ihren Lippen.
    Jasper ließ ihr Gesicht los. »Sie ist genau richtig. Ich gebe ihr noch etwas anderes, wenn wir anfangen.«
    Chloe schwebte hinüber zu einem schweren Sessel neben dem Kamin und setzte sich. Ihr Kopf begann zu schmerzen, und Übelkeit stieg aus ihrem Magen auf, doch ihre Sinne kehrten jetzt so schnell zurück, daß ihr fast zu heftig alles klar wurde, was geschehen war. Man hatte sie mit Crispin verheiratet. Sie war Crispins Frau. Bis zum Tode.
    Sie ließ den Blick gesenkt und bewegte die Hände leicht in dem seidenen Schoß ihres Kleides. Ein Lichtfunken vom Feuer traf die goldenen Windungen einer zusammengerollten Schlange, die sie ihr auf den Finger geschoben hatten. Nichts war mehr von Bedeutung angesichts dieses pervertierten Eherings. Nur Hugo ... Hugo würde in eine Falle gehen, wenn sie sie in die Krypta brachten. Er würde der Zeremonie ihrer Initiation Zusehen müssen, und dann würde Jasper ihn töten. Ihr persönlich war die Krypta egal. Sie war jetzt zu einem Leben als Crispins Frau verdammt... seine Gefangene ... was sonst mit ihr geschah, war völlig belanglos. Aber sie mußte versuchen, Hugo zu helfen. Wenn die Männer glaubten, sie stände immer noch unter Drogen, hatte sie vielleicht eine Chance.
    Sie ließ den Kopf nach hinten an den Sessel sinken und schloß die Augen. Sollten sie ruhig denken, sie wäre wieder eingenickt.
    Um sie herum wurde der Lärm lauter, und sie verlor jedes Zeitgefühl, dann hörte sie schließlich Jaspers Stimme an ihrem Ohr. »Komm, kleine Schwester, es ist
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