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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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trafen sich. Es war eine schweigende, aber doch klar verständliche Nachricht, die hier übermittelt wurde. Irgendwann, irgendwo würde Jasper Gresham den Tod seines Vaters rächen.
    Es war nicht von Bedeutung, daß er in einem ordentlichen Duell zu Tode gekommen war, daß sie nach allen Regeln der Kunst gefochten hatten. Es war auch nicht von Bedeutung, daß Stephen Gresham in den zweiundfünfzig Jahren seines Lebens zehn solche Gefechte gehabt hatte - alle auf Leben und Tod. Für Jasper Gresham zählte nur, daß der zwanzigjährige Hugo Lattimer seinen Vater besiegt hatte, und er würde diese Demütigung rächen.
    Hugo wandte sich ab. Elizabeth seufzte und bewegte sich. Jetzt konnte er sich nicht länger zurückhalten und bückte sich, um sie aufzuheben, doch sie schrak vor ihm zurück, streckte einen Arm aus, um ihn abzuwehren. Auf ihrer Wange war immer noch schattenhaft die Spur von der Hand ihres Mannes zu sehen. Ihre Augen wirkten leer, und Hugo schien es, als habe ihr zerbrechlicher Körper etwas Lebenswichtiges verloren. Sie war immer zart gewesen, ein ätherisches Geschöpf der Elemente Luft und Wasser. Jetzt, im Alter von zweiundzwanzig, schien sie jegliche Substanz verloren zu haben. Der Wille, den sie einst besessen hatte, den Schicksalsschlägen standzuhalten, die ihr zugedacht zu sein schienen, hatte sie verlassen. Sie war gewichtslos, wie ohne Knochen, als er sie trotz ihres Widerstands anhob. Seine Fingerspitzen streiften sacht ihre Augenlider zum Abschied. Wenn sie ihn nicht zu sich rief, würde er sie nie Wiedersehen.
    Er verließ die feuchtkalte Krypta mit ihrem Odium von Korruption und Blut und Tod und stieg die Stufen hinauf in die gefrorene Winterluft der leeren Moorlandschaft von Lancashire. Die schroffen Ruinen von Shipton Abbey hoben sich scharf und klar wie Glas vom Januarhimmel ab. Die Luft drang beißend in seine Lungen, doch er sog sie in tiefen Zügen ein. Zwei Jahre lang hatte er mitgespielt in jener dunklen, bösen Welt unter der Erde. Er trug ihr Zeichen - das Zeichen von Eden - auf der Haut und ihren Fluch in seiner Seele.

KAPITEL 1
    August 1819
    Es war später Vormittag, als das müde Pferd endlich den heimatlichen Stall witterte und durch das zerfallene Steintor in die verwahrloste Auffahrt von Denholm Manor einbog. Es schnaubte und hob den hängenden Kopf, dann verfiel es in Trab, als das schwarz-weiße, halb mit Holz verkleidete Herrenhaus in Sicht kam. Die heiße Sonne brannte auf den mit Fensterläden verschlossenen Fenstern und brachte die roten Dachziegel zum Leuchten. Das Haus machte einen vernachlässigten Eindruck, ganz besonders an der schlammigen, mit Unkraut überwachsenen Auffahrt, den wirr zugewachsenen Sträuchern daneben, die die struppigen Reste einer Hecke bildeten, die einst ordentlich in Form geschnitten gewesen war.
    Hugo Lattimer saß auf seinem Pferd und sah von all dem nichts. Er war sich nur seines dröhnenden Kopfes bewußt, seines ausgetrockneten Mundes und seiner brennenden Augen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er die vergangenen Stunden verbracht hatte, seit er am Abend zuvor sein Haus verlassen hatte - wahrscheinlich war er in irgendeiner Kneipe in den Gassen von Manchester gewesen, hatte schlechten Weinbrand getrunken und sich mit den Huren amüsiert, bis er umgefallen war. Das war seine übliche Methode, die Nacht hinter sich zu bringen.
    Das Pferd ging ohne weitere Aufforderung durch den Torbogen neben dem Haus und in den mit Kopfsteinen gepflasterten Hof. Dort erkannte Hugo, daß in seiner Abwesenheit etwas Ungewöhnliches geschehen sein mußte.
    Er blinzelte und schüttelte den Kopf, während er nachdenklich die Postkutsche betrachtete, die am Fuße der Treppe zum Haus stand. Besuch ... er hatte noch nie Besuch gehabt. Die Seitentür stand offen, auch das war ungewöhnlich. Was zum Teufel dachte sich Samuel dabei?
    Er öffnete den Mund, um laut nach Samuel zu rufen, als eine
    riesige, gescheckte Promenadenmischung von Hund wild bellend aus der Tür und die Treppe herunter gestürmt kam, die Zähne gebleckt, die Nackenhaare gesträubt, während er gleichzeitig unpassenderweise zur Begrüßung mit seinem langen, buschigen Schwanz wedelte.
    Das Pferd wieherte erschreckt und rutschte auf den Pflastersteinen aus. Hugo fluchte und nahm die Zügel kürzer. Der unbekannte Hund sprang bellend und wedelnd um Pferd und Reiter herum, als begrüße er Freunde, die er lange nicht gesehen hatte.
    »Samuel!« brüllte Hugo, sprang hastig vom Pferd und
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