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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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zuckte zusammen, als die heftige Bewegung einen scharfen Schmerz in seinem Kopf erzeugte. Er bückte sich zu dem rauh bellenden Hund und schnappte »Ruhig!«, in einem so wilden Ton, daß das Tier unsicher ein paar Schritte rückwärts machte.
    Samuel erschien nicht, und so legte Hugo mit einem stillen Fluch dem Pferd die Zügel auf den Rücken und schickte es mit einem leichten Schlag auf die Kruppe in Richtung Stall. Dann eilte er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe zur Seitentür hinauf, während ihm die Promenadenmischung, endlich verstummt, dicht auf den Fersen blieb. In der großen Eingangshalle blieb er stehen. Er hatte plötzlich das unheimliche Gefühl, in ein Haus gekommen zu sein, das nicht ihm gehörte.
    Ein Streifen Sonnenlicht lag hinter der offenen Tür auf den schmutzigen Steinplatten; Staubflocken tanzten in den Strahlen, die durch die Fensterläden hereindrangen; der Staub lag in einer dicken Schicht auf dem Eichenlehnstuhl an der Wand und dem massiven Eichentisch im Tudorstil. Das alles war genau wie immer. Doch der leere Raum inmitten dieser Dinge war gefüllt von Koffern, Schachteln und verschiedenen anderen Gegenständen, die Hugo zuerst nicht genau erkennen konnte. Unter seinem ungläubig starren Blick stellte sich einer dieser Gegenstände als Papagei in einem großen Käfig heraus. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, daß der Vogel nur ein Bein hatte. Er legte den Kopf schief und äußerte einen der übleren Flüche, die Hugo in all seinen zehn Jahren Dienst in der Marine Seiner Majestät kennengelernt hatte.
    Verwirrt drehte er sich langsam um. Der Hund jaulte kurz auf, als er ihm versehentlich auf den Schwanz trat, der jetzt wie ein
    Fächer auf den Steinplatten hinter ihm ausgebreitet lag. »Raus!« befahl Hugo ohne allzu große Hoffnung, daß er ihm gehorchen würde. Der Hund grinste, hechelte hoffnungsfroh und blieb, wo er war.
    Hugos Blick fiel als nächstes auf eine Hutschachtel, oder besser gesagt die untere Hälfte einer Hutschachtel, denn der Deckel lag daneben. In der Schachtel waren keine Hüte. Statt dessen sah er voller Unglauben eine marmorierte Katze darin liegen, deren prall gerundeter Bauch sich rhythmisch zusammenzog und wieder entspannte. Unter seinem Blick gebar sie ein winziges, glänzendes Etwas, um das sie sich sofort mit erfahrener Entschlossenheit kümmerte. Das Kätzchen suchte und fand blind den Bauch seiner Mutter und eine geschwollene Zitze daran, während sich die Katze wieder dem Gebären zuwandte.
    »Ah, Sie sind zurück, Sir Hugo. Ich bin ehrlich froh, Sie zu sehen. Hier gehen Dinge vor sich, wie sie mir noch nie untergekommen sind.« Ein kräftiger, grauhaariger Mann in ledernen Kniebundhosen, Stiefeln und Weste, dessen Ohren zwei große, goldene Ohrringe zierten, unterbrach Hugos faszinierte Beobachtung der gebärenden Katze.
    »Was zum Teufel ist hier los, Samuel?« wollte er wissen. »Und was ist das da?« Er deutete mit einem Finger auf die Hutschachtel.
    »Sieht ganz so aus, als hätte die Geburt angefangen«, bemerkte Samuel überflüssigerweise, während er einen Blick auf den Inhalt der Hutschachtel warf. »Sie hat sich für die Hutschachtel entschieden, und da sie schon so kurz vor der Geburt stand, hat die Miss gesagt, wir sollten sie am besten darin lassen.«
    »Ich habe das Gefühl, daß ich durchdrehe«, erklärte Hugo mit nur geringem Interesse. »Oder vielleicht bin ich nur immer noch im Vollrausch im Bordell, und das alles hier ist ein schrecklicher Alptraum. Worüber redest du, zum Teufel, Samuel? Was für eine >Miss    »Ach, ich bin ja so froh, daß Sie wieder zurück sind. Jetzt kann Miss Anstey ja losfahren.«
    Die Stimme war tief und melodisch und hatte eine sehr ansprechende Note. Hugo hob den Kopf und sah über das Chaos in der Halle hinweg zur Tür des Speisezimmers hinüber. Die Frau, zu der offensichtlich die wohlklingende Stimme gehörte, stand dort und lächelte offensichtlich völlig sorglos.
    Die Jahre versanken, und das Zimmer schien sich zu drehen. Das war Elizabeth, wie sie vor sechzehn Jahren ausgesehen hatte, damals, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Es war Elizabeth ... und auch wieder nicht. Er schloß die Augen, rieb sich die Schläfen und öffnete die Augen dann wieder. Die Erscheinung stand noch immer in der Tür und lächelte vertrauensvoll.
    »Und wer sind Sie, bitte?« wollte er wissen. Seine Stimme klang rauh und abgehackt.
    »Chloe.« Sie sagte das, als wäre es völlig
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