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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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Eckzimmer mit drei Fenstern und einem großen Kamin kam. Das Bett hatte einen ausladenden Barchenthimmel, der natürlich auch schon ziemlich verblaßt und unansehnlich war, aber noch heil und viel heller und angenehmer als die Wandteppiche und schweren Brokate der anderen Zimmer. Ein bestickter, elisabethanischer Teppich bedeckte den staubigen Holzboden. Der Blick aus den drei Fenstern war wunderschön -auf der einen Seite zum Moor hinaus und auf der anderen über das Tal.
    Sie riß die Fenster auf, so daß Luft und Licht ins Zimmer drangen. Dante ließ sich mit einem übertriebenen Seufzer vor den leeren Kamin fallen, womit er ihrer Wahl erkennbar zustimmte. Als erstes, beschloß Chloe, mußte sie die Katze und ihren Wurf vor der Drohung bewahren, in den Stall verbannt zu werden. Wenn sie nicht zu sehen waren, würde der Herr des Hauses sie vielleicht vergessen. Und den Papagei auch.
    Sie brauchte eine Viertelstunde, bis sie den Papageienkäfig auf der breiten Fensterbank und die Hutschachtel mit der Katze und den Kätzchen an einem kühlen, dunklen Platz im Schrank untergebracht hatte. Dann ging Chloe aus dem Zimmer und schloß die Tür entschieden vor Dantes Nase, der ein paar Minuten lang wild bellte, als die davonging.
    Am Ende des nächsten Flurs fand sie eine Doppeltür. Die Messingklinke war nicht so schwarz wie die anderen im Haus, und plötzlich war sie davon überzeugt, daß das Zimmer dahinter bewohnt war. Bestimmt wohnte hier Sir Hugo. Von Neugier getrieben dachte sie nicht lange nach, sondern öffnete ganz leise die Tür in der Hoffnung, daß sie nicht quietschte.
    Sie stand auf der Schwelle und betrachtete schweigend den Raum. Er war der größte von denen, die sie bisher gesehen hatte, und mit ebenso schweren Möbeln ausgestattet wie die anderen. Das Bett war riesig, die Pfosten waren mit seltsamen, geschnitzten Tieren verziert, der Himmel bestand aus goldbesticktem Brokat. Doch das alles wirkte schäbig in seinem verblichenen Glanz. Die Bettvorhänge waren offengeblieben, und der schlafende Mann rührte sich nicht, als sie einen vorsichtigen Schritt ins Zimmer wagte. Die Fenster standen offen, und sie hörte unten im Hof jemanden pfeifen. Wahrscheinlich gab es einen Stallburschen, selbst wenn das Haus keine Dienerschaft hatte.
    Sie schaute wieder zum Bett hinüber. Dichtes, kastanienbraunes Haar bedeckte die Wange des Mannes auf dem Kopfkissen, eine Schulter und ein Arm lagen außerhalb der Bettdecke. Chloe starrte fasziniert das bloße, muskulöse Fleisch an. Die Haut war dunkel gebräunt, die Härchen auf dem Arm von der Sonne ausgeblichen. Der Körper unter der dünnen Decke wirkte sehr kraftvoll. Draußen in der Halle hatte sie seine Größe und Breite nur am Rande wahrgenommen, da waren noch andere Dinge wichtiger gewesen. Doch der Mann, der die nächsten vier Jahre für sie verantwortlich sein würde, erschien ihr nun von ungewöhnlicher Kraft erfüllt, auch wenn er bewegungslos lag und schlief.
    Diese Kraft schien sie wie ein Magnet ins Zimmer zu ziehen. Sie trat näher ans Bett. Und dann kippte die Welt plötzlich um.
    Gerade stand sie noch aufrecht, doch im nächsten Augenblick lag sie schon flach auf dem Bett, das Gesicht in die Decke gedrückt, den einen Arm schmerzhaft hinter den Rücken gezogen, die prallen Muskeln seiner Oberschenkel gespannt unter ihrem Bauch. Sie strampelte, und ihr Arm wurde noch weiter nach hinten gezogen, so daß ihr die Tränen in die Augen traten. Also lag sie still, und der Zug an ihrem Arm ließ etwas nach.
    »Du kleine Schlange«, zischte eine wütende Stimme über ihr. »Was zum Teufel schleichst du eigentlich hier in meinem Zimmer herum? Wonach suchst du?« Ein weiterer Ruck an ihrem Arm untermalte die beißende Frage, und sie unterdrückte einen Schmerzensschrei.
    »Ich habe gar nichts gesucht.« Sie versuchte den Kopf aus der Decke zu heben. »Bitte ... Sie tun mir weh.« Wieder ließ der Zug etwas nach. »Ich ... ich habe mich nur hier etwas umgesehen.«
    Ein kurzes Schweigen folgte. Hugo hielt ihre Handgelenke fest und wurde sich plötzlich des Gewichts ihres Körpers auf seinen Schenkeln bewußt. Sie war sehr leicht ... wie es ihre Mutter auch gewesen war. Kurz und bitter fühlte er den Kummer.
    »Ist ja interessant«, sagte er kurz darauf. »Und wozu?«
    Ihre zarte Gestalt bewegte sich und hatte unangenehmerweise durch ihre Nähe eine Wirkung auf ihn, mit der er nicht gerechnet hatte. Er hielt ihr Handgelenk fester. »Nun?«
    »Also ... ich wollte ...
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