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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft
Autoren: Jane Feather
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mir zuvorkommen. Doch ich hatte vergessen, daß Sie inzwischen ein Muster an Nüchternheit und klarem Denken sind. Ein Versehen - sehr schade, weil ich Ihren Empfang so gut vorbereitet hatte. Allerdings -« Er hob den Degen zum Fechtergruß. »Wie Sie schon so richtig sagen, gibt es noch etwas zwischen uns zu regeln. Wollen wir es zum Abschluß bringen.«
    Hugo schwang auch sein zweites Bein über das Geländer der Empore und sprang herunter. Es war ein riskanter Sprung, doch er landete locker auf den Ballen seiner Füße, die nur in Strümpfen steckten - ein Mann, der viele Jahre damit verbracht hatte, in Schiffstauen zu klettern.
    »Ich habe auch Pistolen dabei, falls Sie die vorziehen sollten«, bot er höflich an und sah Jasper zu, wie er seinen Rock ablegte.
    »Nein ... nein ...«, sagte Jasper ruhig und bückte sich, um seine Stiefel auszuziehen. »Wir sollten uns an das Ritual halten, wie immer.«
    »Und genau wie es dem Ritual entspricht, fällt die Ehre der Frau an den Sieger.«
    »Ganz genau.«
    Chloe verstand, was geschah: Jaspers Gutenachtgeschichte hatte nichts ausgelassen, und sie kannte alle Einzelheiten der Regeln und Rituale der Bruderschaft. Hugo kämpfte um sie, wie er schon um ihre Mutter gekämpft hatte. Wenn er gewann, würde sie den Platz in der Krypta nie wieder einnehmen müssen. Wenn er verlor ... aber dann war sowieso alles egal. Wenn er verlor, war er tot. Die Duelle der Bruderschaft gingen immer auf Leben und Tod.
    Crispin zischte zwischen den Zähnen hindurch und stand ganz nah bei Chloe. Hugo drehte sich plötzlich um und sah Chloe zum ersten Mal direkt an. »Geh und stelle dich auf die Treppe, Mädel.«
    »Aber ich-«
    »Geh!«
    Diesmal gehorchte sie sofort, und als sie die Treppe erreichte, verstand sie, warum er es ihr befohlen hatte. Samuel stand in der Dunkelheit hinter ihr. Hugo würde sich nicht an die Regeln halten. Selbst wenn er verlor, würde sie nicht der Bruderschaft ausgeliefert sein.
    Die zwei Männer salutierten mit den Degen. Dann sagte Hugo leise: »En garde.« Er sprang mit einem geraden Stoß vor, und Jasper parierte in einer Quarte. Die Klingen trafen sich und lösten sich wieder voneinander.
    Chloe sah mit entsetzter Faszination zu, wie die beiden Männer auf den Grabplatten hin und her tanzten, wie ihre Klingen blitzten und mit fast unmöglicher Schnelligkeit durch die Luft zischten, während die Kämpfer in einer schnellen Folge von Angriffen und Gegenangriffen hin und hersprangen, während sie nach einer Schwäche in der Deckung des anderen suchten. Sie hatte das Gefühl, daß keiner der beiden für länger als einen Zug den Angriff beibehalten konnte, denn durch jede Parade wurde der Angegriffene zum Angreifer.
    Zehn ... fünfzehn ... zwanzig Minuten ging es so weiter, und es schien unmöglich, daß ein Mann auch nur eine Minute länger bei der gleichen Schnelligkeit und Präzision bleiben konnte.
    Laß es ein Ende haben ...o Gott, laß es ein Ende haben. Dieses Gebet kreiste immer wieder durch Chloes Gedanken. Sie spürte die zunehmende Erschöpfung unter den immer wieder aufeinandertreffenden Mächten ihres unnachgiebigen Willens ... die verzweifelte Bestimmtheit, die sie beide anspornte ... das entsetzliche Wissen des drohenden Todes.
    Dann kam ein Augenblick, in dem Hugo rückwärts auf ein Knie zu sinken schien und seine freie Hand den Boden streifte, und schon sprang er wieder hoch, als Jaspers Klinge unter seinem Arm hindurchstieß und zur Seite abgelenkt wurde, so daß der tödliche Stoß nur in die Luft ging. Seine Klinge traf die des
    Gegners, und klingender Stahl erzeugte ein Echo in dem stillen Gewölbe. Hugo machte einen Scheinangriff auf den Unterarm seines Gegners, und als Jasper zurücksprang, um sich zum Gegenangriff zu rüsten, senkte sich Hugos Klinge blitzschnell und traf.
    Jasper stürzte auf die Knie, sein Degen fiel klirrend zu Boden, und Blut quoll aus seiner Seite.
    Crispin sprang mit einem wilden Zischen vorwärts und griff nach der Waffe seines Stiefvaters. Er grüßte nur flüchtig. »En garde.«
    Hugo schien nicht einmal Atem zu holen. Er parierte den Angriff seines neuen Gegners elegant, bewegte sich rückwärts, überließ es Crispin, den Angriff voranzutreiben, während er das Geschick des jüngeren Mannes maß. Er wußte, daß er erschöpft war. So wie er wußte, daß er eine beinahe fatale Sekunde lang geglaubt hatte, er hätte gewonnen und es sei vorüber. Jetzt mußte er sich der Tatsache stellen, daß es beileibe nicht
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