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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
Autoren: Anja Hochmuth
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jetzt
vorbildlich langsam.
    Plötzlich kamen wir zu einer Einmündung. Wenn man nach
links fahren würde, so käme man auf die Waitapu Road, die nach Waitapu führte,
nach rechts käme man auf eine weitere Kreuzung. Wir fuhren rechts und an der
Kreuzung dort hielt mein Chauffeur an. „Wenn du hier nach rechts fährst, kommst
du auf die Meihana Street, die dich aber nicht sonderlich zu interessieren braucht
im Moment“, erklärte Kenneth ruhig. Wenn es mich nicht interessiert, warum
redet er dann davon?! „Nach links kommst du wieder zur Waitapu Road und
geradeaus, direkt vor uns, das ist die Golden Bay High School.“ Endlich mal
eine nützliche Information, schließlich wurde ich hier angemeldet und musste
noch ein Jahr bis zum New Zealand Certificate of Educational Archivement
absitzen. Das Ganze war wirklich sehr ärgerlich. Schließlich wurde mir mein
halbes Jahr, das ich bereits auf dem Weg zu meinem Abschluss in den USA gemacht
hatte, vollständig unterschlagen, weil hier das Schuljahr im Januar begann,
dort, wo ich herkam, allerdings immer im August. Noch dazu würde ich mitten im
Semester reinplatzen, da ich mich von meinem ‚alten’ Leben verabschiedet hatte,
kurz nachdem ich achtzehn geworden war – volljährig. Gestern hatte ich den lang
ersehnten Geburtstag. Mein Geschenk war ganz einfach das, was ich mir gewünscht
hatte: ein Leben fernab meines bisherigen. Einfach fern von allem, was ich
gewöhnt war und sicher nicht vermissen würde. Kenneth fuhr wieder an und mein
Blick, der in mein Innerstes gekehrt gewesen war, richtete sich wieder auf die
Welt vor mir. Er fuhr geradeaus, mit dem Kommentar, dass wir uns jetzt auf der
Rototai Road befinden. Links huschten die Gebäude der High School an uns
vorbei. Es waren durchweg hell verputzte, die Farbe schien eine Mischung aus
Gelb und Aprikose zu sein, wobei ich mir nicht sicher sein konnte. Die
Nachmittagssonne blendete mich leicht und wurde an der Fassade reflektiert,
zumal Chief Phynix nicht gerade langsam fuhr. Rechts gab es nur noch Wiesen,
höchstwahrscheinlich Weiden, zu sehen und dahinter bewaldete Hügel. Die
Landschaft mochte ich schon mal, das war ja was.
    Links sausten verschiedene Bungalows an uns vorbei,
die Zusammenstellungen zwischen Farbe der Fassade und des Daches waren – ich
wusste nicht ganz – entweder interessant oder abschreckend. Aber die USA und
ihre Villen hatten mich abgehärtet, sodass ich meinen gelangweilten Blick
wieder auf die Straße richtete, die unter den Reifen des Autos dahinflog.
Mittlerweile waren wir wieder im Grünen. Es ging in eine Rechtskurve, dann
tauchte links so eine Art Forstweg mit einem Stall auf. Auf einer Wiese
dahinter grasten friedlich ein paar Schafe, rechts hingegen war eine Wiese, an
die sich nach ungefähr 50 Metern ein kleines Wäldchen anschloss, hinter dem
sich ein See verbarg, wie Kenneth mich informierte. Wobei er mir zwinkernd
anvertraute, dass man den See vielmehr als Teich bezeichnen sollte, bei einem
Durchmesser von rund hundert Metern.
    Vor uns kam eine Linkskurve, doch Kenneth bremste und
fuhr an der Kurve direkt nach rechts, wo, wie ich erst jetzt sah, eine steile
Auffahrt nach oben führte, die direkt vor einer Garage endete. Rechts und links
wurde sie von einer circa dreißig Zentimeter hohen, schneeweißen Mauer
begrenzt, was dadurch besonders elegant wirkte, da einige Buchsbaumsträucher
wild darüber wucherten – obwohl sie nicht verwahrlost wirkten, musste man
einfach ‚wuchern’ dazu sagen.
    Kenneth stieg aus und ich tat es ihm gleich, wobei ich
meinen Rucksack schulterte und darauf wartete, dass ich mich beruhigte. Doch
bevor ich mich dem Haus zuwenden konnte, das nun links von mir lag und nicht
mehr rechts, wie vorhin noch auf der Rototai Road, war Kenneth schon neben mir.
Der Schwarzhaarige schob mich zum silbernen Garagentor, das sich öffnete. Ein
Blick zum Mann neben mir, der eine Fernbedienung in der Hand hielt, klärte
alles auf. Dann wandte ich meinen Blick dem Inneren der Garage zu, in die
übrigens zwei Autos gepasst hätten, doch das, was bereits drinstand, ließ mich
strahlen. Vollkommen unschuldig, schweigend und elegant stand dort ein Mercedes
der S-Klasse, eine Limousine. Mit zwei Fingern hielt mir Kenneth die
Wagenschlüssel vor die Nase und ließ sie in meine ausgestreckte Hand fallen. „Schönen
Gruß von deinem Vater“, meinte er nur und wandte sich dem Haus zu, was ich,
etwas verspätet, da ich von dem Anblick des Prachtautos nicht loskam,
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