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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs
Autoren: Karen Marie Moning
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steckt etwas, was nie ganz herauskriecht. Es will nicht. Es fühlt sich dort wohl.
    Der Inspector schien sich zu denken, dass ein Informationsaustausch das Klügste war oder vielleicht auch nur der einfachste Weg. »Ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr in Dublin. Nach dem Tod meines Vaters heiratete meine Mutter einen Iren. Ein Mann bei Chester’s behauptet, er kennt Sie. Er heißt Ryodan. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Â»Miss Lane, gehen Sie nach oben«, bat Barrons leise.
    Â»Mir geht’s hier bestens.« Wer war Ryodan und was sollte ich nicht erfahren?
    Â»Nach oben. Die Treppe. Sofort.«
    Ich funkelte ihn böse an. O’Duffy brauchte ich nicht anzusehen, um zu wissen, dass er mich interessiert beobachtete – und mitleidig. Er dachte, Barrons sei für meinen angeblichen Treppensturz verantwortlich. Ich hasse Mitleid. Mitgefühl hingegen ist nicht ganz so schlimm. Mitgefühl heißt: Ich weiß, wie du empfindest, ist es nicht scheußlich? Mitleid bedeutet, dass der andere einen als Unterlegenen ansieht.
    Â»Er hat mich nicht geschlagen«, erklärte ich verärgert. »Ich würde ihn umbringen, wenn er es täte.«
    Â»Das würde sie wirklich. Sie hat Temperament. Und ist eigensinnig. Aber wir arbeiten daran, nicht wahr, Miss Lane?« Barrons bedachte mich mit seinem wölfischen Lächeln und deutete mit dem Kopf nach oben.
    Eines Tages werde ich Jericho Barrons eins auswischen und sehen, was passiert. Aber damit werde ich noch eine Weile warten, bis ich stärker bin. Bis ich sicher sein kann, dass ich eine Trumpfkarte in der Hand habe.
    Ich mag in diesen Krieg hineingezogen worden sein, aber ich lerne, mir selbst auszusuchen, in welcher Schlacht ich kämpfe.
    Den Rest des Tages bekam ich Barrons nicht zu Gesicht.
    Als pflichtbewusster Soldat zog ich mich laut Befehl in den Schützengraben zurück und lauerte dort. In diesem Schützengraben hatte ich eine Erleuchtung. Die Menschen behandelten einen so schlecht, wie man es zuließ.
    Das Schlüsselwort ist: zulassen.
    Ein paar bildeten die Ausnahme – meistens sind es Eltern, beste Freunde und Ehepartner, obwohl ich bei meinem Barjob im Brickyard Eheleute beobachtet hatte, die sich in aller Öffentlichkeit Schlimmeres antaten, als ich es bei jemandem, den ich nicht ausstehen kann, im Privaten fertigbringen würde. Das Wesentliche ist, die Menschen schikanieren einen, solange man es mit sich machen lässt. Barrons hatte mich zwar aus dem Zimmer geschickt, aber ich bin die Idiotin, die tatsächlich gegangen ist. Wovor hatte ich Angst? Dass er mir etwas antun, mich töten könnte? Wohl kaum. Erst in der letzten Woche hatte er mir das Leben gerettet. Er brauchte mich. Warum hatte ich mich von ihm einschüchtern lassen?
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Noch immer benahm ich mich wie MacKayla Lane, das Teilzeit-Barmädchen, dieTeilzeit-Sonnenanbeterin und das Vollzeit-Glamour-Girl. Meine kürzliche Begegnung mit dem Tod hatte eines klargestellt: Dieses Küken konnte hier nicht überleben – diese Erkenntnis wurde von zehn unlackierten, abgebrochenen Fingernägeln untermauert. Unglücklicherweise waren Barrons und der Inspector bereits weg, als ich meine Erleuchtung hatte und die Treppe hinunterstürmte.
    Um meine ohnehin schon miese Stimmung noch mehr zu verschlechtern, war die Frau, die den Laden führte und Barrons anhimmelte, mittlerweile eingetroffen. Fiona sah mit Anfang fünfzig noch fantastisch aus, hatte eine ansehnliche Figur und mochte mich kein bisschen. Wenn sie wüsste, dass mich Barrons in der letzten Woche geküsst hatte, dann würde sie mich wahrscheinlich noch weniger mögen. Ich war fast bewusstlos, als er es tat, aber ich erinnere mich daran. So was kann man unmöglich vergessen.
    Als Fiona, die gerade eine Nummer in ihr Handy tippte, aufschaute, schwante mir, dass sie es vielleicht wusste. Ihr Blick war giftig, ihr Mund so verkniffen, dass man die Falten deutlich sah. Mit jedem schnellen, flachen Atemzug bebte die Spitzenbluse über ihrem drallen Busen. Es sah fast so aus, als wäre sie gerannt oder litte unter einer großen Last. »Was hat Jericho heute hier gemacht?«, fragte sie in gepresstem Ton. »Es ist Sonntag. Sonntags ist er nie hier. Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er vorbeigekommen ist.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß, suchte, glaube ich, nach Anzeichen eines
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