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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs
Autoren: Karen Marie Moning
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erwartete ich die Armee aus der Hölle. Ich war nicht dumm genug zu glauben, dass diese kleine Verschnaufpause etwas anderes war als die Ruhe vor dem Sturm.
    War Mallucé wirklich tot? Obwohl ich den gelbäugigen Vampir bei dem verfrühten Showdown mit dem Lord Master durchbohrt und, kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, gesehen hatte, wie Barrons ihn gegen die Wand schleuderte, als er sich in seinem Rachedurst auf mich stürzen wollte, war ich nicht überzeugt von seinem Ableben. Das wäre ich erst, wenn ich es seine Anbeter mit den leeren Augen, die sich im gotischen Haus des Vampirs tummelten, sagen hörte. Mallucé stand in den Diensten des Lord Masters, während er ihn gleichzeitig hinterging und mächtige Relikte vor ihm verbarg, und er hatte versucht, mich umzubringen, damit ich sein schmutziges Geheimnis nicht ausplaudern konnte. Falls er noch am Leben war, dann hatte er es sicherlich weiterhin auf mich abgesehen und würde früher oder später zuschlagen.
    Mallucé war nicht meine einzige Sorge. Konnte der Lord Master den uralten Zauberbann, der in Blut und Stein rund um den Buchladen gelegt war, tatsächlich nicht überwinden, wie es mir Barrons versichert hatte? Wer hatte den Wagen, in dem sich das unfassbar Böse in Form des Sinsar Dubh befunden hatte, in der letzten Woche am Buchladen vorbeigefahren? Wohin hatte man es gebracht? Warum? Was trieben all die Unseelie, die der Lord Master in der letzten Zeit befreit hatte, gerade jetzt? Und in welchem Ausmaß war ich verantwortlich für sie? Wenn man eine der Wenigen ist, die etwas gegen ein Problem unternehmen können, ist man dann automatisch dafür verantwortlich, es zu lösen?
    Ich schlief erst nach Mitternacht ein – bei versperrter Tür, fest geschlossenen Fenstern und brennenden Lampen.
    In dem Augenblick, in dem ich die Augen wieder öffnete, wusste ich, dass etwas nicht stimmte.

Zwei
    Nicht nur meine Sidhe -Seher-Sinne warnten mich, dass Feen ganz in der Nähe waren.
    Der Boden in meinem Zimmer ist aus Hartholz und es gibt keine Türschwelle. Normalerweise stecke ich Handtücher in den Schlitz, in einige klemme ich Bücher, stelle einen Stuhl davor und darauf eine Lampe. Die Lampe würde scheppernd umfallen und zerbrechen, sollten irgendwelche neuen Monster durch die Ritzen kriechen. Der Lärm müsste mich aus dem Schlaf reißen, und ich hätte Zeit, einigermaßen wach zu werden, bis ich umgebracht werde.
    Gestern Abend hatte ich diese Vorsichtsmaßnahmen vergessen.
    Gleich am Morgen rolle ich mich auf die Seite und werfe einen Blick auf die Bücher, den Stuhl und die Lampe. Das ist meine Art, mich zu vergewissern, dass mich während der Nacht nichts gefunden hat und ich den Anbruch eines weiteren Tages in Dublin erleben würde. An diesem Morgen jedoch wurde die Beobachtung, dass ich die Ritze nicht ausgestopft hatte, von einer zweiten Erkenntnis begleitet, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: Durch die Türritze schimmerte kein Licht.
    Auf dem Flur draußen war es stockfinster.
    Ich lasse nachts immer alle Lichter an, nicht nur in meinem Zimmer, sondern im ganzen Buchladen und auch imAußenbereich. Helle Flutlichter flankierten die Vorder- und die Rückseite des BARRONS BOOKS AND BAUBLES, um die Schatten fernzuhalten und in die angrenzende Dunkle Zone zurückzudrängen. Ein einziges Mal hatte Barrons diese Lichter nach Einbruch der Dunkelheit ausgeschaltet und in dieser Nacht kamen gleich sechzehn Männer an der Hintertür ums Leben.
    Auch in den Räumen ist alles beleuchtet mit in die Decke eingelassenen Spotlights und Dutzenden Tisch- und Stehlampen, die jede Nische und jeden Winkel ausleuchteten. Seit meiner unschönen Begegnung mit dem Lord Master ließ ich die Lampen rund um die Uhr an. Bisher hatte Barrons noch kein Wort über die astronomische Stromrechnung verloren, und falls er es jemals tun sollte, werde ich ihm sagen, dass er mein Konto damit belasten kann – das Konto, das er für mich einrichten müsste, weil ich als sein persönlicher Feenobjekt-Detektor fungierte. Meine Sidhe- Seher-Talente einzusetzen, um altehrwürdige Feenobjekte zu lokalisieren, ist nicht gerade mein Traumjob. Die Kleiderordnung tendierte zu Schwarz mit Stilettos – ein Stil, für den ich mich nie begeistern konnte; ich bevorzuge Pastellfarben und Perlen. Und die Arbeitsstunden sind lausig. Gewöhnlich bin ich die
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