Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
Hinterlistiger Kerl. Er stand direkt hinter uns, absolut still, eine Hand auf der Sofalehne, das dunkle Haar glatt aus dem Gesicht gekämmt, der Gesichtsausdruck arrogant und kalt. Obendrein ist er wohlhabend, stark, gescheit und ein wandelndes Rätsel. Die meisten Frauen scheinen ihn umwerfend sexy zu finden. Zum Glück gehöre ich nicht zu den meisten Frauen. Mich macht die Gefahr nicht an. Ich brauche einen Mann mit Moral.
    Ich fragte mich, wie lange er schon hinter mir stand. Bei ihm konnte man nie wissen.
    Der Inspector erhob sich ein wenig erschrocken. Er musterte Barrons vom Kopf bis zu den Stiefeln mit den Stahlkappen. Jericho Barrons ist ein großgewachsener, kräftig gebauter Mann. Ich wusste, dass sich O’Duffy wunderte, weil er Barrons, als er auf ihn zukam, nicht gehört hatte. Ich selbst verschwende keine Zeit mehr damit, mir über solche Dinge Gedanken zu machen. Solange er mir den Rücken freihält, ignoriere ich die Tatsache, dass Barrons die normalen physikalischen Gesetze außer Kraft zu setzen scheint.
    Â»Ich würde gern Ihren Ausweis sehen«, grummelte der Inspector.
    Ich rechnete eigentlich damit, dass Barrons den Inspector am Ohr aus dem Laden zerren und auf die Straße setzen würde. Der Polizist hatte keine rechtliche Handhabe, Barrons zu etwas zu zwingen, und Barrons hat wenig Geduld mit Schwachköpfen. Genau genommen hatte er gar keine Geduld mit ihnen – ich bin allerdings eine Ausnahme, und das auch nur, weil er mich bei der Suche nach dem Sinsar Dubh braucht. Dabei bin ich im Grunde kein Schwachkopf. Ich habe nur das sonnige Gemüt eines Menschen, der eine glückliche Kindheit mit liebenden Eltern, langen Sommern unter träge rotierenden Ventilatoren und Kleinstadt-Dramen im tiefen Süden erlebt hat. Das alles ist zwar wunderbar, aber es bereitet einen nicht auf ein Leben abseits dieser Idylle vor.
    Barrons schenkte dem Inspector ein wölfisches Lächeln. »Gewiss.« Er nahm eine Brieftasche aus der Innentasche seines Anzugs und hielt sie ihm hin, ließ sie aber nicht los. »Und ich möchte Ihren sehen, Inspector.«
    O’Duffy biss die Zähne fest aufeinander, fügte sich jedoch.
    Während die beiden Männer ihre Ausweise austauschten, rückte ich ein Stückchen näher an O’Duffy heran, um in Barrons’ Brieftasche zu spähen.
    Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Genau wie ein Normalsterblicher hatte Barrons einen Führerschein. Haar: schwarz. Augen: dunkelbraun. Größe: 192  cm. Gewicht: 93  kg. Sein Geburtsdatum – machte er Witze – Halloween. Er war einunddreißig Jahre alt und sein zweiter Vorname begann mit Z. Ich bezweifelte, dass er einen Organspendeausweis hatte.
    Â»Sie haben eine Postfachadresse in Galway eingetragen, Mr Barrons. Sind Sie dort geboren?«
    Ich habe Barrons einmal nach seiner Herkunft gefragt, und er sagte, er stamme von Pikten und Basken ab. Galway lag in Irland – ein paar Fahrstunden westlich von Dublin.
    Â»Nein.«
    Â»Wo dann?«
    Â»In Schottland.«
    Â»Sie sprechen nicht mit schottischem Akzent.«
    Â»Und Sie nicht mit irischem. Dennoch sind Sie hier und Polizist in Irland. Aber die Engländer haben jahrhundertelang versucht, ihren Nachbarn ihre Gesetze aufzuzwingen, stimmt’s nicht, Inspector?«
    O’Duffy hatte ein nervöses Zucken am Auge; das war mir bisher noch nicht aufgefallen. »Wie lange leben Sie schon in Dublin?«
    Â»Ein paar Jahre. Und Sie?«
    Â»Ich stelle hier die Fragen.«
    Â»Nur, weil ich es zulasse.«
    Â»Ich kann Sie auch mit aufs Revier nehmen. Wäre Ihnen das lieber?«
    Â»Versuchen Sie’s.« Damit forderte er die Garda heraus, ihn mit erlaubten oder unerlaubten Mitteln dazu zu zwingen.Das Lächeln garantierte dem Polizisten eine Niederlage. Ich fragte mich unwillkürlich, was er unternehmen würde, wenn es der Inspector tatsächlich versuchte. Mein unergründlicher Gastgeber scheint eine Million Tricks auf Lager zu haben.
    O’Duffy hielt Barrons’ Blick länger stand, als ich es ihm zugetraut hätte. Am liebsten hätte ich ihm klargemacht, dass es keine Schande war, sich abzuwenden. Barrons hat etwas an sich, was uns anderen fehlt. Ich weiß nicht, was das ist, aber ich spüre es ständig, insbesondere wenn wir uns so nahe sind. Unter all den teuren Kleidern, dem undefinierbaren Akzent und der kultivierten Fassade
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher