Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
ganze Nacht auf, spiele an finsteren, angsteinflößenden Plätzen die übersinnliche Wünschelrute und bestehle finstere, angsteinflößende Leute. Barrons kann meinetwegen auch meine Verpflegungs- und Telefonkosten von dem Konto begleichen, und zudem könnte ich Kleidergeld ganz gut gebrauchen, denn meine eigenen Sachen wurden nach und nach ruiniert. Blut und grüner Schleim sind keine Freunde von Waschmitteln.
    Ich reckte den Hals, um aus dem Fenster zu schauen. Es regnete noch in Strömen; die Glasscheiben waren dunkel, und soweit ich es von meinem warmen Bett aus sehenkonnte, brannten auch die Flutlichter nicht. Das traf mich hart; ich kam mir vor, als hätte man mich blutend in ein Haifischbecken geworfen.
    Ich hasse Dunkelheit.
    Ich schoss aus dem Bett wie ein Stein aus einer Schleuder – in der einen Sekunde lag ich noch, in der nächsten kauerte ich kampfbereit, in jeder Hand eine Taschenlampe, mitten im Zimmer.
    Dunkelheit außerhalb des Gebäudes, Dunkelheit hier im Haus. »Qua… verdammte Scheiße, was soll das?«, schrie ich und fügte leise hinzu: »Entschuldige, Mom.« Aufgewachsen im Bibelgürtel und erzogen von einer Mutter, die sich eisern an das vorherrschende Gebot hielt, dass »hübsche Mädchen keine hässlichen Wörter in den Mund nehmen«, hatten Alina und ich unsere eigene Sprache für Flüche und Schimpfwörter entwickelt – Arsch war »Petunie«, »Scheiße« Quarkkübel und das F-Wort »Frosch«. Leider sind einem diese Worte so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man auch als Erwachsene ebenso Schwierigkeiten hat, die Gewohnheit abzulegen, wie normale Menschen echte Schimpfwörter. In den unpassendsten Momenten kommen sie einem über die Lippen und untergraben in großem Stil die Glaubwürdigkeit. »Frosch dich oder ich trete dir in die Petunie« – das hat bei Wesen und Menschen, denen ich in letzter Zeit begegnet bin, keine große Wirkung und zudem beeindrucken meine anständigen Südstaaten-Manieren hier niemanden. Ich schule gerade um, aber es ist ein langwieriger Prozess. War, während ich geschlafen hatte, eine meiner schlimmsten Ängste wahr geworden? War der Strom ausgefallen? Noch während ich das dachte, registrierte ich, dass die Ziffern des Weckers orangefarben wie immer blinkten – 4 : 01  – und die Deckenlampe brannte wie jede Nacht.
    Mit zwei Taschenlampen in der Hand tastete ich nachdem Telefonhörer. Ich überlegte, wen ich anrufen könnte, aber mir fiel niemand ein. Ich hatte keine Freunde in Dublin. Obwohl Barrons eine Wohnung im Ladengebäude zu haben schien, hielt er sich selten hier auf, und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn erreichen konnte. An die Polizei konnte ich mich auf keinen Fall wenden.
    Ich war mutterseelenallein. Ich legte den Telefonhörer wieder weg und lauschte angestrengt. Die Stille im Haus war ohrenbetäubend, geschwängert mit grauenvollen Möglichkeiten und mordlustigen Monstern, die direkt vor meiner Tür lauerten.
    Ich schlüpfte in meine Jeans, tauschte eine Taschenlampe gegen meine Schwertspitze, stopfte drei weitere Lampen hinten in den Hosenbund und schlich zur Tür.
    Ich spürte, dass feenartige Dinge auf dem Flur waren, mehr wusste ich allerdings nicht. Nicht was, nicht wie viele oder wie nahe sie waren; die Übelkeit und das eigenartige Jucken im Kopf gaben mir dasselbe Gefühl, das eine Katze haben muss, wenn sie das Hinterteil in die Höhe reckt, das Fell sträubt und die Krallen ausfährt. Barrons hatte mir versichert, dass sich die Sidhe -Seher-Fähigkeiten mit den Erfahrungen verbessern. Meine sollten sich möglichst rasch steigern oder ich würde die nächste Woche nicht mehr erleben. Ich starrte die Tür an. Ich muss ungefähr fünf Minuten so dagestanden und mich dazu überredet haben, sie zu öffnen. Das Unbekannte ist etwas Lähmendes. Jetzt würde ich gern sagen, dass das Monster unter dem Bett selten so schrecklich ist wie die Angst davor, aber meiner Erfahrung nach ist es meistens noch schlimmer.
    Ich zog den Riegel zurück, öffnete die Tür einen winzigen Spaltbreit und richtete den Strahl der Taschenlampe durch die Ritze.
    Ein Dutzend Schatten huschte davon, wich mit öliger Behändigkeitzum Rand des Lichts – keinen Millimeter weiter. Adrenalin durchströmte mich. Ich schlug die Tür zu und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher