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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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die Insel viel zu weit entfernt, um sie schwimmend erreichen zu können.
    Und doch verließ sie der Mut nicht. Sie konnte nicht auf so wundersame Weise vor dem sicheren Tod gerettet worden sein, um nun elendig zu ertrinken oder das Opfer einer weiteren dämonischen Kreatur zu werden.
    Solanga hielt Ausschau nach möglichen Überlebenden, doch sie fand nur Leichen. Schließlich kletterte sie an den Stacheln der toten Kreatur auf deren Rücken und wartete.
    Das Boot schälte sich aus den Nebeln, als etwa ein Viertel eines Tages vergangen war. Solanga richtete sich auf dem glitschigen Rücken des Dämonenfisches auf, winkte und schrie. Die Frauen und Männer im Boot sahen und erkannten sie. Sie zögerten, weiterzurudern, bis sie davon überzeugt waren, daß der Dämonenfisch tatsächlich tot war.
    Dann erschollen Hochrufe auf Solanga. Niemand achtete mehr auf die Toten und die Trümmer des Doppelboots. Die Ruderer brachten das Boot längsseits und warfen Solanga dicke Seile zu, die die Jägerin um die Stacheln schlang und fest verknotete. Dann erst sprang sie kopfüber ins Wasser, kam mit einigen kräftigen Schwimmzügen zu ihren Rettern und ließ sich ins Boot ziehen.
     „Sie hat den Dämonenfisch getötet“, raunten die Männer und blickten sie scheu und mit Ehrfurcht an. „Sie hat das vollbracht, was noch keinem von uns je gelang“, sagte die Führerin des Bootes. Und Solanga widersprach ihnen nicht.
    „Wir ziehen ihn an Land“, verkündete sie. „Wir werden Nahrung haben für zwei oder drei Nebel, und es soll ein Fest gefeiert werden wie es noch keines auf den Inseln gab!“
    Solanga wurde umarmt und mit Fragen bestürmt, während die Männer zu rudern begannen. Sie fühlte sich nicht erschöpft und schilderte ihren Kampf und das tragische Schicksal der Gefährtinnen und Ruderer des Doppelboots.
    Vielleicht wäre sie schweigsamer gewesen, hätte sie bereits geahnt, was sich tief im Leib des Fisches verbarg.
     
     
    3.
     
    Unterdessen waren jene, die die Kunde von Hongas Wiedergeburt zu den Nachbarinseln getragen hatten, nach Tau-Tau zurückgekehrt, und mit ihnen waren Frauen von den anderen Inseln gekommen. Artea und ihre Kämpfer erwarteten sie am Strand, begrüßten sie freundlich, ohne jedoch Zweifel daran aufkommen zu lassen, wem der zurückgekehrte Held gehörte. Artea wartete, bis alle ausgelaufenen Boote wieder an Land waren. Dann erst führte sie die Besucher zur Hütte der Stammesmutter. Sie wich den vielen Fragen der Neugierigen aus und spürte sehr wohl ihr Mißtrauen und den Neid, der unterschwellig in ihren Worten mitschwang. Vor allem Mauni tat sich dadurch hervor, daß sie lautstark bezweifelte, daß der Aufgefischte tatsächlich Honga sei. Artea nahm sich vor, ein wachsames Auge auf die Stammesmutter der Insel Matu-On zu haben. Sie mochte die Matu nicht. Mauni hatte nicht sehr viel Frauliches an sich. Wie ihre Stammesgefährtinnen war sie wild und unbeherrscht und verrichtete niedere Arbeiten, die auf den anderen Inseln nur Männern zufielen. Sie jagten und kämpften oft selbst. Auf Tau-Tau hingegen war eine Jägerin diejenige, die den Männern den besten Weg zum Erlegen eines Wildes wies oder ihnen Anleitungen zum Bau von Fallen gab. Eine Gerberin gerbte nicht selbst, sondern überwachte die Arbeit der Männer und übernahm es, mit dem fertigen Leder zu handeln. Und die Stammesmutter gar hatte sich darauf zu beschränken, ihren Stamm zu schützen und die Magie auszuüben - und sich nicht wie Mauni mit den Männern anderer Inseln herumzuschlagen, wenn es ab und an zu Fehden zwischen benachbarten Stämmen kam.
    Nichtsdestoweniger würde Loana auf eine mögliche Herausforderung durch Mauni antworten.
    Artea überlegte, ob Mauni und ihre Gefährtinnen vielleicht gar nicht aus der Dämmerzone stammten, sondern von jenseits der Barriere, denn dort sollten Frauen leben, deren Leben der Kampf war. Aber auch das waren nur Gerüchte.
    Artea führte die Neugierigen in die Hütte der Stammesmutter und ließ eine Handvoll bewaffneter Männer auf der Plattform vor dem Eingang zurück, als sie sich selbst zum Heldenhaus begab, um Loana zu unterrichten.
    Der Wiedergeborene schlief noch immer. Hilflosigkeit und Verdruß spiegelten sich auf Loanas Antlitz wider. Alle Beschwörungen waren nutzlos geblieben.
    „Sie sind da“, sagte Artea. „Und sie wollen ihn sehen.“
    „Sie sollen warten“, entgegnete die Stammesmutter hart.
    „Das wäre vielleicht ein Fehler, Loana. Wie ich dir sagte, ist Mauni mit
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