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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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teilen. Sie war nur enttäuscht darüber, daß die Stammesmutter nicht selbst zugegen war, um das Wunder mit eigenen Augen zu sehen.
    War denn auch die Wiedergeburt Hongas ein Omen?
    Solanga dachte nicht lange darüber nach. Sie war viel zu erregt dazu. Sie konnte nicht tatenlos warten, bis Mauni zurückkam.
    „Dann werden wir schon die Vorbereitungen für das Fest treffen und sie damit überraschen. Die Männer sollen anfangen, den Fisch zu zerlegen!“
    Die Frauen ließen sich das nicht zweimal sagen. Solanga begab sich wieder zum Strand, nachdem sie sich gewaschen und neue Kleidung angelegt hatte. Der Gewittersturm hatte die Luft vom Schwefelgeruch gereinigt, der während der letzten Tage von Tau-Tau herübergekommen war, und es war angenehm kühl. Die Jägerin setzte sich auf einen Stein und wartete auf die Männer. Dann verfolgte sie mit glänzenden Augen, wie die Haut des Ungeheuers aufgeschnitten wurde, bis sie sich in dicken Streifen von Dutzenden von Männern abziehen ließ, während andere schon die Fettmassen zerschnitten. Das dauerte bis zum Abend, und Solanga genoß jeden Augenblick. Mit jedem der großen Fett- und Fleischballen, die nun mit Stricken vom Rücken des Riesenfischs herabgelassen wurden, kostete sie ihren Sieg noch einmal aus. Nur flüchtig dachte sie an den Schwertfisch, doch schwieg sie sich auch weiterhin beharrlich über dessen Auftauchen aus, und noch hatte niemand die tödliche Wunde gefunden, die er dem Monstrum beigebracht haben mußte. So nahm es nicht Wunder, daß Solanga mit der Zeit zu glauben begann, daß tatsächlich nur sie den Dämonenfisch besiegt hatte.
    Fackeln wurden angezündet und überall um die Arbeitenden und Zuschauer herum in den Boden gerammt. Solanga rührte sich nicht vom Fleck, bis plötzlich einer der Männer, die sich bis zu den Eingeweiden des Fisches vorgearbeitet hatte, einen Schrei ausstieß.
    „Was…?“ Solanga sprang auf. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, der halb ausgeschlachtete Fisch müßte zu neuen, schrecklichen Lebens erwachen. Dann sagte eine der Umstehenden:
    „Ich glaube, er hat etwas gefunden. Ja, sieh hin. Er winkt uns!“
    Solanga lief an der Spitze der Frauen auf den Fisch zu, kletterte über Haut und Fleischballen hinweg auf die freigelegten Rippen des Ungetüms und sah, wie drei Männer einen großen Brocken Fleisch aus dem Kadaver schnitten und Seile um ihn schlangen. Andere zogen ihn zu sich herüber und schleppten ihn dorthin, wo die Frauen standen.
    Ein Raunen erklang, als diese sahen, was drei, vier Handbreit aus dem Fleisch herausstach.
    „Aber das ist ein Schwert“, entfuhr es Solanga. „Eine Waffe wie jene, die im Heldenhaus der Tau aufbewahrt wurde!“
    Und diese ungeheuer kostbare Klinge hatte im Leib des Dämonenfischs gesteckt. Vorsichtig näherte die Jägerin ihre rechte Hand dem im Licht der Fackeln hell glänzenden Knauf aus einem unbekannten Material. Er hatte etwa doppelte Handbreite, war von rundem Querschnitt und geriffelt. An seinem Ende saß ein Horn. Der Schwertboden bestand aus einer ebenfalls leuchtenden Platte mit zwei kugelförmigen Enden. Nie zuvor hatte ein Bewohner der Inseln etwas derart Vollkommenes geschaut. Doch was Solanga noch weit mehr in den Bann schlug, war die Klinge, die knapp zwei Handbreit aus dem Fischfleisch ragte. Sie war doppelschneidig und vollkommen glatt, nicht so grob wie die Messerklingen aus Stein. Und sie leuchtete aus sich selbst heraus!
    „Sie ist… ich kann durch sie hindurchschauen!“ rief eine der Frauen aus. „Rühr sie nicht an, Solanga. Dies ist ein Werkzeug der Dämonen!“
    Die Jägerin zögerte. Irgend etwas sagte ihr, daß es so sein mußte. Eine andere innere Stimme aber raunte: Greif zu! Zieh diese durchscheinende Klinge aus dem Fleisch heraus!
    Die Männer hielten in ihrer Arbeit inne. Ihre Antreiberinnen starrten schweigend auf den Schwertgriff und Solangas Hand, die sich ihm nun ganz langsam näherte.
    Dann zuckte sie zurück und warf den Kopf in den Nacken. Den ihr am nächsten stehenden Mann winkte sie barsch herbei.
    „Du! Komm her und zieh die Klinge heraus!“
    Der Angesprochene rührte sich nicht von der Stelle, bis ihn ein Stoß in den Rücken vor Solangas Füße beförderte.
    „Steh auf und tu, was ich dir sagte!“ fuhr die Jägerin ihn an.
    Seine Augen schienen zu flehen: Verschone mich! Solanga aber verlor die Geduld, zerrte ihn in die Höhe und legte selbst seine Hand um den Knauf der wundersamen Waffe. Im nächsten Moment schrie er
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