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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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Schicksal in die Hände gebend, umklammerte der Schmächtige
    ebenfalls die Seile und wartete darauf, daß der Drachen auseinanderbrach. Wie Mythor, wurde er auf und nieder geschaukelt, hin und her, ein Spielball der entfesselten Gewalten. Die Welt begann sich zu drehen. Mythors Füße zeigten in den Himmel. Unter sich sah er die Klippe und die aufgeregt durcheinanderlaufenden Tau. Das gespannte Seil erschlaffte kurz. Der Drachen sank und wurde wieder in die Höhe gerissen. Mythor wurde todübel. Irgendwie gelang es ihm, mit den Hinterbeinen auf dem Haltegestell zu bleiben. Glühende Magmaströme waren vor, hinter und über ihm. Das Seil spannte sich mit einem furchtbaren Ruck, der Oniak vom Sitzbalken schleuderte. Den Schrei des Mannes im Ohr, griff Mythor blitzschnell nach seiner Hand und bekam sie zu fassen. Oniak strampelte. Selbst nur noch eine Hand am Halteseil, zog Mythor ihn zu sich herauf. Oniak landete auf seinen Beinen, als die Haltegestelle wieder in die Höhe schaukelten.
    „Klammere dich an mir fest!“ schrie Mythor. „Festhalten, oder du bringst uns beide um!“
    Mythor hatte kaum mehr ein Gefühl in den Gliedern. Ihm wurde schwarz vor Augen. Alles drehte sich. Plötzlich war seine Hand an der Stange, mit der sich der Drachenschwanz bewegen ließ. Später wußte er nicht zu sagen, wie er es schaffte, doch irgendwann hörten die unkontrollierten Bewegungen des Drachens auf, und Mythor sah, wie hoch er und Oniak schon waren. Die Klippe war kaum noch zu erkennen. Das Seil erschlaffte und spannte sich, doch jetzt schoben die Winde den Drachen nur noch in eine Richtung, trugen ihn schnell dem Gipfel unter der Rauch- und Aschewolke entgegen. Mythor kämpfte gegen das Erbrechen an. Auf und nieder ging es, und immer schneller dem Gipfel entgegen. In Mythors Ohren rauschte es. Er mußte schlucken, um den Druck zu vertreiben. Höher, immer höher!
    Wann war die Winde abgespult? Wann gab es den letzten Ruck? Im schwankenden Gestänge sitzend, Oniak auf den Knien und die Steuerstange fest umklammert, hielt Mythor bereits Ausschau nach einem geeigneten Landeplatz. Er blickte nicht mehr nach unten, konzentrierte sich nur auf den Gipfel und drehte den Drachen im Wind, wenn er gefährlich nahe an schroffe Felsvorsprünge kam. Endlich sah er eine Mulde zwischen zwei spitz in den dunklen Himmel ragenden Felsnadeln, groß genug, um den Drachen darin aufsetzen zu lassen, wenn es ihm nur gelang, die Wucht, mit der er auf den Berg zugetrieben wurde, zu drosseln. Er wünschte sich, Kauna oder Nura jetzt bei sich zu haben, doch so war er ganz auf sich allein gestellt. Instinktiv riß er die Steuerstange nach oben. Der Schwanz des Drachens wurde nach unten gestoßen, und über Riemen übertrug sich die Bewegung auf die Flügel. Sie stellten sich schräg. Der Aufwind fuhr über sie hinweg, die warme Luft unter ihnen bremste den Flug. Mythor sah den Fels dennoch viel zu schnell auf sich zukommen. Für ein weiteres Ausweichmanöver war es zu spät. Der Sohn des Kometen ließ sich vom Haltegestell gleiten, hing nur noch mit den Armen in den Seilen und stemmte die Füße dem Berg entgegen. Oniak behinderte ihn dabei. Dann war es soweit.
    Mythors Sohlen berührten den Fels. Seine Beine knickten ein und nahmen den Aufprall etwas von seiner Heftigkeit. Dennoch glaubte Mythor, zerschmettert zu werden. Er ließ eines der beiden Seile los, konnte nicht verhindern, daß Oniak davongeschleudert wurde, und bekam mit der freien Hand einen Felsvorsprung zu fassen. Im nächsten Augenblick lag er bäuchlings auf heißem Stein. Irgendwo schrie Oniak, während der Drachen gegen den Berg schlug. Mythor blieb liegen, das Halteseil noch immer gepackt, und rührte kein Glied, bis alles
    ruhig war. Nur noch das Grollen des Vulkans und Oniaks Stöhnen waren zu hören.
    Mythor drehte sich langsam auf den Rücken. Er schluckte mehrmals, bis der Druck in seinen Ohren schwand. Fassungslos starrte er auf den Drachen, der neben ihm in der Felsmulde lag. Er konnte nicht begreifen, daß das Gestell noch an einem Stück war.
    Nichts rührte sich mehr. Die Felsen zu beiden Seiten schützten die Mulde vor den Winden. Über sich sah Mythor die rotglühende Wolke. Die Luft war stickig und heiß. Einmal glaubte er tief unter sich ein Licht zu sehen, eine Fackel vielleicht, die die Tau schwenkten. Dann umfing ihn Finsternis, nur durchbrochen vom Glühen der Wolke.
    Mythor raffte sich auf. Seine Haut war an einigen Stellen abgeschürft, doch nichts schien gebrochen
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