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Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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Tukken vor ihr auf der Plattform liegen. Sie brauchte ihn nicht umzudrehen, um zu wissen, daß es jener war, von dem der Fraß sich gelöst hatte. Wer seinen Parasiten abgab, mußte sterben.
    „Vom Fraß befallen“, murmelte die Matu. Sie lachte irr. „Doch du wirst bei mir bleiben, mein kleiner neuer Freund. Gemeinsam werden wir den Platz einnehmen, der uns gebührt. Keine Unvollkommene soll die Kräfte des Feuerbergs wecken, all seine schrecklichen, noch schlummernden Kräfte.“
    Sie setzte ihren Weg fort, bis sie, hinter einem Felsblock liegend, den Drachenfelsen sehen konnte. Wieder hörte sie das Schlagen lederner Flughäute, drehte den Kopf, wobei sie sich halb mit dem ganzen Oberkörper umwenden mußte, und sah weitere Tukken, die sich, von Norden kommend, aus der Dunkelheit schälten. Zwei von ihnen trugen Fräße. Mauni winkte ihnen zu und dirigierte sie mit den Armen zum Drachenfelsen, wo die Tau gerade ihr Gestell zusammenbauten und es mit den Fischhäuten bespannten.
    Die Tukken stiegen höher und entschwanden ihren Blicken. So war es gut. Die Tau sollten sich in Sicherheit glauben und ihren Helden zum Vulkan schicken.
    Falls die Tukken früher angriffen, verlor sie einen Diener. Sie lachte leise.
    Wozu brauchte sie ihn denn noch, wenn sie bald schon den ganzen Berg zum Diener hatte?
    „Kannst du mich sehen, Ramoa?“ flüsterte sie, als sie weiterkletterte, den Blicken der Tau verborgen. „Hörst du mich? Spürt die große Göttin meine Nähe und die meines kleinen Freundes? Zittere, Ramoa! Versuche, deine Macht zu gebrauchen, solange du noch kannst.“
    Sie fand einen Stollen, der tief in den Berg hineinführt. Hinter dem Eingang blieb sie liegen und beobachtete.
    Sie hatte Zeit.
    Und die ahnungslosen Dummköpfe dort drüben auf dem Drachenfelsen hielten sich mit sinnlosem Reden und Gestikulieren auf. Jetzt ließen sie Seil von der Winde ab und befestigten es am Drachen.
    Mauni hörte Geräusche hinter sich, das fast schon vergessene, nun langsam heraufkriechende Grollen aus der Tiefe des Berges, das Splittern von Fels, als erste Beben einsetzten - und etwas anderes…
     
     
    8.
     
    Die Stäbe aus dem fremdartigen Holz waren völlig gerade und sehr hart. Ein wenig ließen sie sich biegen, doch es brauchte die ganze Kraft eines Mannes, sie zu zerbrechen. So wie sie nun angeordnet waren, ertrugen sie allerdings bequem das Gewicht zweier Männer. Sie stützten einander.
    Mythor betrachtete das fertige Gestell und konnte seine Bewunderung für die handwerklichen Fähigkeiten dieser einfachen Inselbewohner nicht verhehlen. Es hatte tatsächlich von der Form her Ähnlichkeit mit einem Flugdrachen. Mehrere Äste bildeten, halb übereinandergeschoben, das Rückgrat, während andere wie Rippen zu den Seiten hin abzweigten, wo wiederum andere zur Umspannung der auf sie gelegten Fischhäute dienten. In der Mitte unter den leicht nach oben weisenden Flügeln waren zwei Tragegestelle angebracht, eines für Mythor, eines für Oniak. Sie erinnerten Mythor an einfache Schaukeln, wie er sie unter Bäumen gesehen hatte, in Tainnia und anderswo: Bretter, die mit zwei Seilen unter starken Ästen aufgehängt waren. Selbst einen Schwanz aus Häuten besaß der Drachen, wie eine Fischflosse gespannt, die sich durch eine lange Stange nach rechts und links bewegen ließ.
    Das ganze Gebilde war riesig und bunt bemalt. Nun, da es fertig war, wurde ein Stück Seil von der Winde gelassen und fest um die Rückgrat-Stäbe verknotet. Der Knoten wiederum wurde noch zusätzlich mit Lederriemen eingewickelt und gehalten.
    Mythor hatte schon viel gesehen in seinem noch jungen Leben, doch dies hier verschlug ihm den Atem und ließ ihn fast vergessen, wozu es da war.
    „Ihr werdet den Drachen besteigen, sobald die Aufwinde stark genug sind“, sagte Kauna. Oniak wich ihrem Blick aus und schien von der Aussicht, dieses Monstrum aus Stäben und Häuten zu besteigen, alles andere als besonders angetan. „Es wird nicht mehr lange dauern. Die Winde werden euch auffangen und zum Gipfel des Feuerbergs hinauftragen, wenn ihr den Drachen richtig zu steuern versteht. Hiermit“, sie klopfte mit der Faust gegen den Fischschwanz, dann gegen die daran starr befestigte, bis zu den Tragegestellen reichende Stange, „bestimmt ihr die Richtung. Oben angekommen, müßt ihr den Drachen gut verankern, denn er soll dich ja zu uns zurückbringen, Honga. Wenn das getan ist, steigt ihr in den Krater, und du wirst Ramoa töten. Erst dann darfst du den
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