Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich der Feuergöttin

Im Reich der Feuergöttin

Titel: Im Reich der Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
einem Mythor unbekanntem Holz.
    „Beeilt euch!“ rief Nura. „Der Drachen muß zusammengebaut sein, bevor die Nacht hereinbricht!“
    Mythor sah, wie die Männer die Riemen mit ihren Steinmessern durchschnitten und sich behende an die Arbeit machten. Das Bündel mit den Fischhäuten wurde aufgerollt, mit unglaublicher Geschicklichkeit aus den langen, dünnen Stäben ein Gestell angefertigt, das von Tiersehnen zusammengehalten wurde.
    „Und damit sollen wir über den Graben? „ fragte Mythor ungläubig.
    „Die Aufwinde, die vor Einbruch der Nacht einsetzen, werden euch hoch hinaus tragen“, sagte Kauna. „Hoch genug.“ Fast entschuldigend breitete sie die Arme aus. „Auch Ramoa gelangte so in den Berg. Es gibt nur diese eine Möglichkeit.“
    Sie irrte sich.
     
     
    *
     
    Mauni hatte bewußt einen weiten Bogen um den Drachenfelsen gemacht. Die dämonischen Mächte nicht fürchtend, hatte sie das letzte Stück Weges entlang der Nordküste der Insel zurückgelegt, um so von der anderen Seite an den Berg zu gelangen. Die Tau und ihr Held brauchten sie nicht zu sehen, wenn sie den Wassergraben überquerte. Es genügte, wenn sie sie sah, wie sie auf so umständliche Weise versuchten, ihren Drachen in die Luft zu bringen. Obwohl Mauni nicht zu denen gehörte, die an eine Wiedergeburt Hongas glaubte - obwohl er sie als seine Mörderin wiedererkannt hatte -, hütete sie sich davor, diesen Mann zu unterschätzen. Früh genug würde sie ihm im Feuerberg gegenüberstehen. Vorher jedoch mußte sie den Rücken frei haben bei dem, was sie zu tun hatte.
    Die Matu hatte den für sie lächerlichen Ausbruch unversehrt in sicherer Deckung überstanden. Ihr Vorsprung vor den Tau war beträchtlich, als sie vor dem Wassergraben stand und überlegen lächelnd sah, wie die Kiefer der kleinen Fische nach ihr schnappten. Sie gönnte sich die Zeit, ihr Spiel mit ihnen zu treiben, streckte ihnen die Füße entgegen und zog sie immer wieder blitzschnell zurück.
    Dann richtete sie sich hoch auf, reckte die Hände in den Himmel und schloß die Augen. Vor ihr zischte, brodelte und schnappte es. Hunderte der silberglänzenden Leiber schnellten sich in die Höhe und zerfleischten sich gegenseitig, als sie Mauni nicht erreichten.
    Maunis Magie vertrieb sie. Wie kleine Flutwellen stoben sie zappelnd und heftig mit den Flossen schlagend davon.
    Das Wasser vor den Füßen der Matu-Stammesmutter war ruhig. Maunis Lippen murmelten Beschwörungen, riefen die Dunklen Mächte, denen sie sich mit Leib und Seele verschrieben hatte, um Hilfe an, und plötzlich teilte sich das Wasser, und ein großer, zehn Fuß langer Fisch mit breitem Rücken und einem Kamm aus langen Stachelflossen tauchte auf.
    „Bringe mich über den Graben!“ befahl die Hexe. „Hinüber zum Berg!“
    Und der Fisch gehorchte ihr. Er schob sich so weit an den Fels, daß Mauni bequem auf seinen Rücken springen konnte. Sie setzte sich mit weit gespreizten Beinen darauf und hielt sich an den Flossen fest. Das warme Wasser spritzte hoch auf, als der Fisch sich mit ihr in Bewegung setzte. Doch ruhig und sicher trug er sie über den Graben, der an dieser Stelle nur drei, vier weite Steinwürfe breit war. Zu beiden Seiten türmten sich die glitzernden Leiber der kleinen Bestien auf, spritzte und kochte es unter ihrem sinnlosen Toben.
    Mauni stieg vom Rücken des Fisches auf einen flach ins Wasser ragenden Steg aus erkalteter Lava, kletterte weiter auf eine Felsleiste und befahl dem Fisch, zurückzukehren in die Tiefe.
    Triumphierend blickte sie zum Gipfel auf und begann zu klettern. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze überwand sie Hindernisse, schob sich sicher auf dünnen Felsleisten an Steilwänden entlang und kroch auf allen vieren über die Lavaschlangen. Dabei sah sie zu, daß sie so weit um den Berg herumkam, daß sie aus sicherem Versteck heraus die unbeholfenen Versuche der Tau beobachten konnte, ihren Helden mit dem Drachengestell in die Lüfte zu bringen.
    Bevor es soweit war, erwartete sie allerdings noch eine böse Überraschung.
    Sie hörte den Schlag von ledernen Schwingen und fuhr herum, gerade als sie eine kleine Felsplattform erreicht hatte, die Platz für ein halbes Dutzend Männer bot. Mauni stieß einen schrillen Schrei aus, obwohl ihr die Wesen, die nun auf sie herabstürzten, von ihren Visionen her vertraut waren.
    „Tukken!“ stieß sie hervor. „Verschwindet! Sucht euch eure Opfer beim…“
    Eines der Geschöpfe landete federnd nur zwei Fuß vor ihr. Aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher