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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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ihr die Arbeit von der Hand ging, schlugen wieder zwei Lehmklümpchen aneinander und zerbrachen.
    Tags darauf brachte er ihr bessere Spanngewichte. Er hatte Schilfhalmstücke genommen und sie mit einem zähen Brei aus Lehmstaub, erhitztem Wachs und Harz umknetet und trocken werden lassen. Nun waren sie steinhart geworden. Jetzt konnte der Faden von unten her durch das Gewicht gezogen werden, das, lang und schmal geformt, wuchtig und unzerbrechlich auf dem Abschlußknoten saß. Eva freute sich, weil Peter sich die Mühe gemacht hatte, ihre Erfindung zu verbessern.
     

Steinkocherei
    Noch vor dem nächsten Sonntag waren Peters Bastrock und Schultermantel fertig; Eva hatte sogar noch zwei geräumige Jagdtaschen geflochten, die an breiten Bändern über die Schultern gehängt werden konnten. Bei seinem Bad im Klammbach am Sonntagmorgen sparte Peter weder mit Asche noch Sand, weder Lehm noch Moos, um sich alle Spuren von Fett, Harz und Ruß vom Leibe zu reiben, ehe er das neue Gewand anzog. Sein mit Federn geschmücktesStirnband über dem schwarzen Haar, der Leibgurt mit Steinbeil, Köcher und Steinmesser und die neue Jagdtasche vervollständigten seine schmucke Erscheinung. »Sauber schaust aus«, sagte Eva und musterte ihn von allen Seiten. Ehe der Tau verging, brachen die jungen Höhlenmenschen auf.
    Nach einem Umweg über die halbe Höhe der Grableiten, wo es neben blühenden Heidelbeeren große rote Feuerlilien, blauen Sturmhut und gelben Berg-Lein gab, stiegen sie zum Grab der Ahnl nieder und legten ihr Blumenopfer darauf. Nach kurzer Andacht überquerten sie das Steinfeld, schritten auf den Gangsteinen über den Klammbach und stiegen im wasserarmen Bett des Moorbachs aufwärts. Wie im Vorjahr fanden sie rundliche Granate, einige davon haselnußgroß. »Laß sie liegen«, meinte Peter, »ich weiß dir schönere Steine drüben in der Moorleiten.«
    Die Sonne stand schon hoch über der Grableiten, als sie an Peters Lagerplatz bei den Fischreusen rasteten. Während sie aßen, erblickten sie eine graue, von dunklen Fleckenreihen gezeichnete Viper, die sich auf einem Stein sonnte. Einige Schritte davor suchte eine gelbbraune Waldmaus nach Nahrung. Geschäftig trippelte das niedliche Tier im Moose hin und her, als die Viper geräuschlos näherglitt, den Vorderleib aufstellte, daß die fast schwarze Unterseite sichtbar wurde, und mit erhobenem Kopf die Maus beäugte. Langsam ging der Schlangenkopf zurück, stieß blitzschnell vor, und im nächsten Augenblick zuckte die Maus unter dem Biß der Schlange zusammen. Freigelassen rannte sie ein paar Schritte weiter, ein krampfhaftes Zittern überlief ihren Körper, und dann streckte sie die kurzen Beinchen von sich. Züngelnd glitt die Schlange näher an ihr Opfer, da brach unversehens ein Igel aus dem Bodenlaub der nahen Haselsträucher und faßte die Schlange im Nacken. Wohl peitschte ihr Leib die stacheligen Flanken des Angreifers.Der aber verzehrte sie schmatzend an Ort und Stelle. Seine rote Zunge leckte über das Schnäuzchen.
    Mit angehaltenem Atem hatten Peter und Eva die Ereignisse verfolgt und zwei Dinge gelernt: Vor dem todbringenden Biß der Schlange mußten auch sie sich hüten; sie durften selbst im Sommer nicht barfuß herumstreifen. Und an den Igeln hatten sie Bundesgenossen gegen die giftigen Kriechtiere.
    In gedrückter Stimmung setzten sie ihre Wanderung fort, ängstlich den Boden musternd, ehe sie einen Schritt vorwärts taten. Wo sie zuvor sorglos dahingeschlendert waren, vermuteten sie jetzt lauernde Schlangen. Am sichersten war es noch, im schmäler werdenden Bachbett aufzusteigen. Als sie den kleinen Wasserfall am Ursprung des Baches erreichten, sahen sie eine Bachstelze; sie stand wippend auf einem sonderbaren Stein. Es war ein Felsbrocken, in dessen Mitte ein dünner Seitenarm des Wasserfalls eine tiefe Mulde ausgewaschen hatte. Darin drehte sich unter dem Druck der Strömung ein faustgroßer, rundgeschliffener Kiesel. Gemeinsam zogen sie den Muldenstein samt dem Drehstein aus dem Bachbett. Eva war entzückt: Das war endlich ein Gefäß, in dem sie etwas Gutes zum Essen bereiten konnte: Kastanienbrei und fette Kräutersuppen, wie die Ahnl sie gekocht hatte!
    »Was, den Felsbrocken willst du ins Feuer legen?« rief Peter.
    »Ach woher denn! Der wär' mir viel zu schwer zum Hin- und Hertragen, ich mach's mit Wärmsteinen. Ein paar faustgroße Kiesel, im Feuer glühheiß gemacht, leg' ich in die Suppe oder in den Brei. Wirst sehn, das geht.«
    »Ja, 's
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