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Im Palast des Wuestenprinzen

Im Palast des Wuestenprinzen

Titel: Im Palast des Wuestenprinzen
Autoren: Trish Morey
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Fluchtplan aufgegeben?“
    Unglücklich sah sie ihn an, sie kam sich vor wie bei einem Verhör. „Kannst du dir das nicht denken?“, wisperte sie.
    „Wovon redest du?“
    Verzweifelt rang sie die Hände, doch er stand völlig gleichgültig und unbeteiligt da und wartete. „Dumm und naiv, wie ich war, habe ich mir eingebildet, ich würde dich lieben“, erwiderte sie leise. „Ich hatte dir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ich keinen Wert auf deine Liebe lege.“ Sie hob wie bittend die Hände. „Ich kann nichts dafür, ich liebe dich, Tajik.“ Er schnaubte verächtlich, drehte sich um und stürmte ins Schlafzimmer. Morgan hatte das Gefühl, es würde ihr das Herz zerreißen, und wie ein verwundetes Tier verließ sie fluchtartig das Haus. An wen sie sich wenden sollte, wusste sie nicht, es war ihr in dem Moment auch egal. Sie musste nur weg von ihm und wollte allein sein. Tajik glaubte ihr nicht, vertraute ihr nicht. Er hielt sie sogar für skrupellos genug, jemanden mit dem Collier zu bestechen, um flüchten zu können.
    Wie konnte das passieren? Kannte er sie so wenig?
    Morgan fand sich im Palastgarten wieder und hoffte, der süßliche Duft der Zitrusfrüchte, der in der Luft hing, würde sie beruhigen. Sie wünschte, sie wäre mit Sapphy gefahren. Tajik hielt sie sowieso für schuldig, also hätte sie ihren ursprünglichen Plan auch in die Tat umsetzen können.
    Was sollte sie jetzt machen? Sapphy war längst weg.
    Wie hatte sie sich nur einbilden können, hier glücklich zu werden? Wenn Tajik kein Vertrauen zu ihr hatte, war ein Zusammenleben nicht möglich. Sie musste verrückt gewesen sein, zu glauben, er würde etwas für sie empfinden, denn dann hätte er ihr vertraut.
    Sie ließ sich auf eine Bank sinken und sah dem Wasserspiel des Springbrunnens zu. Wie soll es nun weitergehen, fragte sie sich hoffnungslos.
    Plötzlich hörte sie Schritte auf dem mit Kieselsteinen bedeckten Weg. War Tajik ihr gefolgt, um sich zu entschuldigen? Sie bekam Herzklopfen, drehte sich langsam um – und begrub ihre zaghafte Hoffnung sogleich wieder mit einem stummen Seufzer. Nicht Tajik war ihr gefolgt, sondern Qasim. Hastig stand sie auf und versuchte, an ihm vorbeizugehen.
    „Morgan, warten Sie, es gibt Neuigkeiten“, hielt Qasim sie zurück.
    Widerstrebend blieb sie stehen und versteifte sich. Was wollte dieser Mann von ihr? Glücklicherweise hielt er sich nicht mit Höflichkeiten auf, sondern kam gleich zur Sache.
    Dass er für das ganze Theater verantwortlich war, stand für sie fest. Er hatte Tajik über ihr Gespräch mit Sapphy unterrichtet. Doch warum er das Collier hatte verschwinden lassen, war ihr ein Rätsel. Es gab nur eine mögliche Erklärung: Er hasste sie so abgrundtief, dass ihm jedes Mittel recht war, Tajik gegen sie aufzubringen.
    „Ich möchte mit Ihnen reden“, erklärte er. „Es geht um das Collier.“
    „Warum haben Sie mich verleumdet und Tajik gegenüber behauptet, ich hätte es gestohlen?“
    Er verbeugte sich. „Dafür bitte ich um Entschuldigung. Aber leider ließ es sich nicht vermeiden. Ich bin der Überzeugung, dass Sie mehr Mitleid und Verständnis haben als Tajik.“
    Seine falsch und zuckersüß klingende Stimme verursachte ihr Übelkeit. Diesem Mann kann man nicht über den Weg trauen, sagte sie sich und hob das Kinn. „Was soll das heißen, ich hätte mehr Mitleid und Verständnis als mein Mann?“
    „Ich weiß, wer das Collier gestohlen hat.“
    Morgan hielt den Atem an. Wenn sie das wertvolle Stück zurückbekam, hätte sie vielleicht eine Chance, Tajik von ihrer Unschuld zu überzeugen. Und vielleicht konnten sie dann ihre Beziehung retten. Es wäre zumindest einen Versuch wert.
    Dennoch musste sie vorsichtig sein. Dieser Mann war zu allem fähig und würde nicht zögern, sie nach Strich und Faden hereinzulegen, wenn er sich davon Vorteile versprach. Ihr Interesse durfte sie sich jedenfalls nicht anmerken lassen.
    „Warum haben Sie Tajik belogen?“
    „Es ging nicht anders, es hätte sonst Probleme gegeben.“
    „Wieso?“
    Qasim druckste herum, als wäre es ihm peinlich. „Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass meine Tochter Abir das Collier an sich genommen hat.“
    Das war das Letzte, womit Morgan gerechnet hätte, und sie konnte ihr Erstaunen darüber nicht verbergen. „Abir ist doch noch ein Kind. Aus welchem Grund hätte sie so ein wertvolles Schmuckstück stehlen sollen?“
    Er hob gespielt verzweifelt die Hände. „Sie müssen ihr verzeihen,
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