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Im Palast des Wuestenprinzen

Im Palast des Wuestenprinzen

Titel: Im Palast des Wuestenprinzen
Autoren: Trish Morey
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so leichtfertig zugestimmt hatte. Sie hatte höllische Schmerzen in dem verletzten Bein und genauso höllische Kopfschmerzen nach diesem ereignisreichen Tag mit den seelischen Abstürzen und den vernichtenden Neuigkeiten. Dummerweise hatte sie hinsichtlich des Transportmittels keine Wünsche geäußert, was sich als Fehler erwies. Man stellte ihr zur Flucht nur ein Pferd und einen Führer zur Verfügung, und sie hatte nicht gewagt zu protestieren. Auch als sie erfuhr, dass sie zwei Tage unterwegs sein würde, hatte sie geschwiegen, statt sich zu behaupten und auf einem Geländewagen zu bestehen.
    Letztlich war das vielleicht gar nicht wichtig. Unter den Umständen konnte sie nicht mehr mit Tajik zusammenleben und wollte wieder frei sein. Alles andere musste dahinter zurückstehen. Jetzt hatte sie keine andere Wahl, sie musste die Sache durchstehen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen schwang sie sich wieder in den Sattel. Sie trug ein schlichtes, unauffälliges Gewand, um vom Palast aus nicht erkannt zu werden, als sie sich mit ihrem Führer am späten Nachmittag heimlich auf den Weg gemacht hatte. Und sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass es dieses Mal nicht so heiß sein würde wie bei ihrem ersten Ritt durch die Wüste.
    Doch davon war sie schon nach kurzer Zeit nicht mehr überzeugt. Die Stute, die man ihr beschafft hatte, war längst nicht so sanft und gefügig wie die bei ihrem ersten Ausritt. Dieses Pferd hatte seinen eigenen Willen und wollte ihn offenbar auch durchsetzen. Da sie das Reiten nicht mehr gewöhnt war, waren alle Muskeln verspannt und fingen an zu schmerzen. Dennoch wies sie jeden Gedanken daran, aufzugeben und zurückzureiten, weit von sich.
    Heute habe ich keinen edlen Ritter an meiner Seite oder einen Scheich in wehendem Gewand, der mich rettet, sagte sie sich und erlaubte sich ein spöttisches Lächeln.
    Egal wie, sie musste die Flucht fortsetzen.
    Später, als sich der schwarze Himmel über der Wüste wölbte und der Mond sein fahles Licht verbreitete, versuchte sie verzweifelt, die weiße Robe des vor ihr reitenden Mannes nicht aus den Augen zu verlieren. Nie zuvor hatte sie sich so einsam und allein gefühlt wie in dieser Nacht.
    Zwei Tage, dann wäre sie wieder in Freiheit. Sie verdrängte die aufsteigenden Tränen und ermutigte sich mit dem Gedanken, dass es die Schmerzen und die Mühe wert sei.
    Viele Stunden später machten sie in einer unbewohnten kleinen Oase mit einigen Palmen, fast vertrockneten Gräsern und einem verstaubten Brunnen Halt, um zu übernachten. Der Boden war hier relativ steinig und fest. Als Morgan vom Pferd stieg, schwankte sie, verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Das linke Bein war zu schwach und schmerzte zu sehr, um ihr Gewicht zu tragen. Der Führer warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu und machte keine Anstalten, ihr aufzuhelfen, sondern kümmerte sich um die Pferde. Schließlich zog er zwei Wolldecken hervor, warf eine in ihre Richtung, hüllte sich in die andere ein und setzte sich auf die Erde.
    Worauf hatte sie sich da nur eingelassen! Mit einem ihr völlig fremden Mann befand sie sich mitten in der Wüste. Bisher hatte sie keinen Gedanken daran verschwendet, ob sie ihm überhaupt trauen konnte. Jetzt kamen ihr Zweifel, denn schließlich war es Qasim, der die Flucht organisiert hatte.
    Unwillkürlich erbebte sie. „Machen Sie kein Feuer?“, fragte sie und versuchte, eine bequemere Stellung zu finden.
    „Nein. Schlafen Sie“, forderte er sie grob auf.
    „Vielen Dank, dass Sie mir helfen“, bedankte sie sich freundlich, in der Hoffnung, ihn dadurch etwas milder zu stimmen. „Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.“
    „Schlafen Sie“, wiederholte er mürrisch.
    Nach den aufregenden Ereignissen des Tages war sie so aufgewühlt, waren ihre Nerven so überreizt, dass sie damit rechnete, kein Auge zuzutun. Sie machte sich darauf gefasst, die ganze Nacht die Sterne in der unendlichen Weite des Himmels zu betrachten, der sich irgendwo in weiter Ferne auch über ihrer Heimat wölbte. Aber irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn plötzlich schreckte sie auf und blinzelte. Jemand rüttelte sie an der Schulter. Vage erinnerte sie sich an bedrohliche Träume, in denen sich Hoffnung, Verzweiflung und das Gefühl, etwas Wertvolles verloren zu haben, abwechselten und sie trostlos und deprimiert zurückließen.
    Was mochte Tajik jetzt wohl machen? Er vermisste sie bestimmt nicht, sondern war vermutlich nur wütend, weil sie es gewagt hatte, ihn zu
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