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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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    1
    Männer verließen Lena Caprell nicht. Sie verließ die Männer. So lief das. So war das bisher immer gelaufen.
    Doch jetzt stand sie hier, mitten in der Nacht, vor dem lächerlichen Nachtclub ihres Liebhabers, und es wartete keine Limousine auf sie, kein privates Dinner im Baleen auf Grove Island, keine Fahrstuhlfahrt hinauf in die Penthousesuite, die sie in Gedanken bereits neu eingerichtet hatte. Keine langen Stunden mit flackernden Kerzen oder dunklem Wein oder Orgasmen, die sie nicht vortäuschen musste.
    Was hatte er gesagt? Du bist gut, Darling, aber ich nicht. Es wird Zeit, dass wir getrennte Wege gehen.
    Nein, nein, nein. So sollte das nicht laufen. Nicht nach nur drei Verabredungen. Dafür war sie zu gut.
    Sie hatte ihm zwei Wochen Zeit gegeben, nachdem er ihr gesagt hatte, dass es vorbei war, aber jetzt reichte es. Heute war sie zum Angriff übergegangen. Dreihundert im Galleria für ein neues Kleid, dann zweihundert für den Friseur und die Maniküre und eine Enthaarung der Bikinizone. Esme hatte sie außerdem für einen Fünfziger Trinkgeld dazwischen genommen. Fast sechshundert Dollar. So viel hatte sie noch für keinen Mann ausgegeben, nicht einmal für diesen Werbespotregisseur, der ihr ein Vorsprechen bei den Pollo-Tropical -Leuten besorgt hatte.
    Sie hatte geglaubt, er wäre es wert. Als sie schließlich noch ein bisschen Parfüm von Glow aufgetragen hatte, bevor sie die Wohnung verließ, normal alles an ihr geglänzt, verführerisch und einladend und bereit für die Liebe.
    Sie war früh da gewesen, aber man hatte sie warten lassen. Als sie schließlich reinkam, hatte sie keine Szene gemacht. Nein. Sie hatte mit der Zunge einen Knoten in einen Kirschstiel gemacht und den Barkeeper damit beeindruckt, und als er dann auftauchte, war sie zu ihm gelaufen und hatte ihm einen langen, nassen Kuss gegeben. Vor allen Leuten, ja, damit man sie das nächste Mal nicht mehr warten ließ, aber auch, weil sie nicht mehr warten konnte. Er war wie eine dicke Linie Kokain in der Gästetoilette; sie musste ihn haben.
    Aber kein Kuss, keine Umarmung, gar nichts. Er hatte sie weggeschoben, als wäre sie eine Art Groupie, und hatte ihr gesagt, sie solle gehen. Ich bestelle dir ein Taxi, das dich nach Hause bringt . Einfach so.
    Hatte sie nicht geweint – echte Tränen? Hatte sie ihm nicht gestanden, wie gerne sie mit ihm zusammen war? So sehr, dass sie auch mit einer einzigen weiteren Verabredung zufrieden gewesen wäre. Das war keine Lüge gewesen.
    Du bist wunderschön, wenn du entschlossen bist, Darling , hatte er gemurmelt, aber noch eine Nacht mit mir könnte dein Tod sein .
    Ihr Tod. Der Mistkerl hatte ja keine Ahnung. Lena wünschte, sie hätte eine Waffe dabei, dann wäre sie wieder reingegangen und hätte ihm die Eier weggeschossen. Wie konnte er es wagen , ihr das anzutun?
    »Nein.« Sie starrte auf das Taxi, das am Straßenrand hielt, nicht willens zu akzeptieren, dass er es für sie gerufen hatte. »Das kann er nicht machen. Nicht mit mir.«
    »Hey, Lady, ham’ Sie das Taxi bestellt?«, rief der junge kubanische Fahrer, der laut den neuesten Ricky-Martin-Hit hörte.
    Wenn sie in das Taxi stieg, dann war das wie die Anerkennung der Tatsache, dass sie endgültig und unwiderruflich abgeblitzt war. Was ihr nicht passieren durfte, oh nein. Lena schüttelte den Kopf und ging, die hohen Absätze ihrer Lieblings-Manolos hämmerten auf dem Asphalt.
    Warum hatte er sie weggeschickt? Nicht, dass sie etwas falsch gemacht hätte, aber was hatte sie getan? Wann hätte sie überhaupt Zeit gehabt etwas Falsches zu tun?
    Ich hätte nicht gleich am ersten Abend mit ihm ins Bett gehen sollen , sagte sie sich selbst. Ich hätte ihn warten lassen sollen .
    Das war eine ihrer Grundregeln, und am Morgen danach war sie erstaunt gewesen, sie gebrochen zu haben. Wahrscheinlich zu viel Champagner – oder zu viele einsame Nächte. Es war so lange her, dass sie jemanden getroffen hatte, der sie reizte, dass sie die Batterien in ihrem Vibrator schon zweimal gewechselt hatte.
    Vielleicht war es der Sex. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war wie eine Selbstentzündung gewesen – in dem einen Moment flirteten sie noch; im nächsten lag sie auf dem Rücken unter ihm. Sie zitterte, als sie an die Dinge dachte, die sie ihn hatte tun lassen. Er war nicht wirklich brutal gewesen, aber er hatte sie von heiß und hungrig übergangslos zu wild und pervers getrieben.
    Lena presste eine Hand an die makellose Haut an ihrem Hals. Es würde
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