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Im Palast des Wuestenprinzen

Im Palast des Wuestenprinzen

Titel: Im Palast des Wuestenprinzen
Autoren: Trish Morey
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verlassen. Sein Interesse an ihr hatte sich sowieso nur darauf beschränkt, mit ihr Kinder zu zeugen.
    Als sie aufstehen wollte, gab sie den Versuch sogleich wieder auf, denn ihr Bein tat immer noch höllisch weh. Außerdem waren die Muskeln nach dem ungewohnten Ritt noch viel zu verspannt. Sekundenlang schloss sie die Augen. Ich muss es schaffen, nur noch anderthalb Tage, dann ist es vorbei, machte sie sich Mut.
    Langsam richtete sie sich auf und war schon nach dieser kleinen Anstrengung völlig außer Atem. Wie sollte sie sich da noch auf das Pferd schwingen?
    In dem Moment wurden eine Handvoll Datteln und getrocknete Feigen in ihre Richtung geworfen. Sie sammelte sie auf, steckte sie in die Tasche, ehe sie anfing, ihr steif gewordenes Bein zu bewegen. Richtig gegessen hatte sie schon viele Stunden nicht mehr, aber ihr war sowieso übel, und sie hätte keinen Bissen hinuntergebracht.
    In dem diffusen Licht der Dämmerung sah sie sich um und war überrascht beim Anblick der Bergkette, die schemenhaft in der Ferne aufragte. Es waren dieselben Berge, die sie mit Tajik erforscht hatte, sie erkannte sie an den gezackten Gipfeln. Damals hatte sie nicht geahnt, dass nur die Bergkette sie von der Freiheit trennte, und hoffte, der Weg führte durch die Täler und nicht über schmale, steile Pfade, vorbei an gefährlichen Abgründen.
    Und dann war es so weit: Zeit zum Aufbruch. Mit Tränen in den Augen und mit vor Schmerzen verzerrtem Gesicht schaffte sie es, auf das Pferd zu steigen. Vor Erleichterung lachte sie laut auf, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Der Mann neben ihr beachtete sie gar nicht.
    „Los!“, befahl er nur und trieb sein Pferd an.
    Sie ritten der aufgehenden Sonne entgegen, und je höher sie am Himmel stand, desto unerträglicher wurde die Hitze. Morgan war das Lachen längst vergangen.
    Ihren Führer kümmerte es offensichtlich nicht, ob sie ihm folgte oder nicht, er ritt zügig auf das Gebirge zu, ohne zu merken, dass der Abstand zwischen ihm und ihr immer größer wurde. Die Hitze und die bohrenden Schmerzen raubten ihr jede Energie, alles schien vor ihren Augen zu verschwimmen, und sie konnte kaum noch klar denken.
    Angestrengt suchte Morgan die Wüstengegend vor sich nach ihrem Begleiter ab, konnte jedoch außer grauen Wolken, die sich auf beiden Seiten vor ihr aufbauten, nichts erkennen. Sie blinzelte, aber die grauen Wolken kamen näher und nahmen ihr die Sicht.
    Erst als sie die ersten Körner auf ihrer Haut spürte, dämmerte es ihr: Sie war in einen Sandsturm geraten.
    Wo war ihr Führer? Warum hatte er nicht auf sie gewartet? Ihr Pferd schnaubte, legte die Ohren zurück und warf den Kopf hin und her. Sie redete beruhigend auf das Tier ein, doch ihre Worte wurden von dem heftigen Sturm hinweggetragen, und sie hatte den Mund voller Sand.
    Irgendwo musste sie Schutz finden, aber wo? Die nur noch als dunkle Schatten zu erkennenden Berge vor ihr waren ihre einzige Hoffnung. Verzweifelt trieb sie das Pferd an, es verweigerte jedoch den Gehorsam und bäumte sich plötzlich in Panik auf. Morgan hielt sich, so gut es ging, an ihm fest, bis es wieder mit allen vier Beinen auf der Erde stand. Es durfte sie nicht abwerfen, dann wäre sie verloren. Doch es hatte zu viel Angst und bäumte sich noch einmal gegen die ankommende Wand aus Sand auf, sodass sie sich mit dem einen Fuß nicht mehr im Steigbügel halten konnte.
    Eine halbe Ewigkeit, wie ihr schien, blieb das Pferd hoch aufgerichtet auf den Hinterbeinen stehen, ehe es mit einer heftigen Drehung seines Körpers versuchte, sie abzuschütteln.
    Glücklicherweise rutschte ihr zweiter Fuß auch noch aus dem Steigbügel, und sie landete so hart auf dem Boden, dass sie glaubte, alle Knochen seien gebrochen. Geistesgegenwärtig schob sie sich aus der Gefahrenzone, kurz bevor das Pferd neben ihr stürzte. Sein angsterfülltes Wiehern ging in dem heulenden Sturm unter.
    Sekundenlang konnte Morgan sich vor Schmerzen und Entsetzen nicht rühren. Dann zog sie das Gewand über den Kopf und blieb geduckt liegen. Neben ihr versuchte das Pferd verzweifelt sich aufzurichten, und sie streckte die Hand nach den Zügeln aus, um es festzuhalten, falls es versuchen sollte, die Flucht zu ergreifen. Aber es fiel immer wieder zurück und gab schließlich schwer atmend auf. Es ließ den Kopf sinken, nur ab und zu war noch ein leises Wiehern zu hören.
    Die Angst, die sie erfasste, drohte ihr die Luft abzuschnüren. Wenn das Pferd verletzt war, würde sie nicht
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