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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes
Autoren: Peter Probst
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würde er jede Zeile dreimal lesen. Schließlich schüttelte er skeptisch den Kopf.
    »Ich weiß nicht. Wir sind ja kein deutscher Orden …«
    Kolbinger sah ihn fragend an.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, wir haben hier nichts zu verbergen. Aber bevor ich einen Fehler mache, würde ich gern mit unserem Mutterhaus Rücksprache halten.«
    »Kommt nicht infrage«, sagte Buchrieser aus dem Hintergrund.
    Kolbinger fuhr herum und bedeutete ihm zu schweigen, aber der Kollege war nicht zu bremsen.
    »Jetzt passen Sie mal auf. St. Joseph liegt in Oberbayern, und wir haben hier einen bayerischen Durchsuchungsbeschluss.«
    Der Prior zog eine Augenbraue nach oben. »Das ist ein Ton, den wir gar nicht schätzen.«
    »Und wir schätzen es nicht, vor verschlossenen Türen zu stehen. Also, auf geht’s!«
    Der Prior trat zur Seite, aber nicht etwa, um die Polizei einzulassen, sondern um den Blick auf eine Gruppe großgewachsener junger Ordensmitglieder freizugeben, die mit feindseliger Miene den Eingang bewachten.
    In dem Moment bemerkte Eva, die ein Stück hinter den Polizisten und Schwarz stand, in einem gut zweihundert Meter entfernten Gebüsch westlich des Klosters drei Personen. Sie drehte ihren Rollstuhl herum, um genauer hinzuschauen. Dadurch wurde Schwarz auf sie aufmerksam. Sie machte ihm ein Zeichen und setzte sich in Bewegung. Er folgte ihr unauffällig, während Kolbinger sich weiter vom Prior hinhalten ließ, und Buchrieser immer wütender wurde.
    »Was ist da los, Eva?«, sagte Schwarz. »Hast du gesehen, woher die Männer gekommen sind?«
    »Ich glaube, aus dem Kloster – durch die kleine Tür. Zuerst dachte ich, die laufen weg, aber jetzt …«
    »Da kommt ein Wagen«, sagte Schwarz und deutete zu einer Limousine, die sich von der Rückseite des Anwesens her auf dem holprigen Wallfahrerweg näherte.
    »Lass mich das machen, Eva. Du bleibst besser hier.« Er begann zu rennen.
    Einer der drei Männer winkte dem Wagen. Der Fahrer hielt etwa zwanzig Meter von dem Gebüsch entfernt, stieg aus und öffnete eilig die Türen. Die Männer näherten sich im Laufschritt, Schwarz hatten sie noch nicht bemerkt.
    Er konnte jetzt ihre Gesichter erkennen.
    Der erste Mann stieg rechts hinten ein und schlug die Tür zu. Der zweite sagte etwas zum Fahrer, der sich sofort hinters Steuer setzte, und ging dann vorn an der Limousine vorbei zur Beifahrertür.
    »Das ist ja eine Überraschung«, rief Schwarz.
    Perfall blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich langsam herum. Der dritte Mann sah ihn fragend an. Seine Nase war auffällig schief.
    Schwarz rang nach Luft. »Lassen Sie mich nur einen Moment verschnaufen …« Er legte die Hände auf die Oberschenkel und atmete tief ein und aus. Die Männer sahen sich irritiert an.
    Schwarz richtete sich wieder auf. »Danke. Jetzt kann ich Sie auch begrüßen, Herr Pager. Ralf Pager, so heißen Sie doch? Und wer ist der Kollege im Wagen? Ihr Komplize nehme ich an.«
    Der Mann starrte ihn entgeistert an.
    Schwarz mimte weiter den Coolen. Was hätte er auch sonst tun sollen, angesichts der Übermacht des Gegners?
    »Ich hoffe, Sie wissen, mit wem Sie es da zu tun haben, Herr Perfall«, sagte er. »Das ist doch keine Gesellschaft für einen kirchlichen Ermittler. Oder sind Sie gar keiner?«
    Perfall schwieg und dachte offenbar fieberhaft nach. Plötzlich verschwand seine Hand im Sakko.
    »Überlegen Sie sich das gut«, sagte Schwarz, »bisher haben Sie die Drecksarbeit doch auch den anderen überlassen.«
    Perfall zögerte, dann zog er die Hand langsam wieder zurück.
    »Scheiße, wir müssen hier weg«, sagte Pager mit heiserer Stimme. »Von dem Arsch lasse ich mich doch nicht aufhalten.«
    Da Perfall nicht reagierte, übernahm er selbst die Initiative.
    Schwarz sah ihn auf sich zukommen. Das ist also der Mann, dachte er, der Pfarrer Heimeran und Rainer Weber umgebracht hat.
    Trotzdem wich er keinen Schritt zurück.
    Pager ballte die Fäuste.
    »Nicht noch mal«, sagte Eva ruhig und stand plötzlich neben Schwarz.
    Pager ließ den Arm sinken und starrte auf die kleinkalibrige Walther in ihrer Hand.
    Schwarz, der eigentlich immer unbewaffnet ermittelte, war jetzt verdammt froh, dass Eva – offenbar bei dem Zwischenstopp zu Hause – ihre Pistole mitgeschmuggelt hatte.
    »Darf ich mir die kurz leihen?«
    Mit der Walther in der Hand näherte Schwarz sich Perfall, der ihn hasserfüllt fixierte.
    »Sie erlauben doch?« Er nahm ihm seine Pistole ab. »Österreichisches Fabrikat. Ja, die
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