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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes
Autoren: Peter Probst
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Gras überwuchert und wurde anders als der Wallfahrerweg anscheinend nicht mehr genutzt. Näher an der Straße war ein dichtes Gebüsch aus verschiedenen Sträuchern, vielleicht eine alte Windhecke.
    »Pfarrer Schickinger hat erzählt«, sagte Eva, »dass früher am St. Josefstag …«
    »Josefi ist am 19. März.«
    »So was weißt du?«
    »Ich weiß eine Menge Dinge, die mir nichts nützen.«
    »Also, dass an diesem Tag die Prozessionen aus den umliegenden Dörfern dreimal ums Kloster herumgehen mussten, bevor sie eingelassen wurden.«
    »Dann haben sie wahrscheinlich eine warme Suppe bekommen.«
    »Sollen wir das auch versuchen?«, sagte Eva.
    »Um Suppe betteln?«
    »Dreimal ums Kloster herumgehen. Vielleicht bringt es ja Glück.«
    »Uns nicht«, sagte Schwarz, »uns holt der Teufel, wenn wir so tun, als wären wir brave Katholiken.«
    Sie gingen weiter. Schwarz blickte mit verkniffener Miene auf die Uhr. Wo Kolbinger jetzt wohl war?
    Südlich des Klosters fiel das Gelände ab. Der Weg verlief hier in einiger Entfernung zur Mauer und war an manchen Stellen mit dem Rollstuhl nur schwer passierbar. Aber Schwarz half Eva über alle Hindernisse hinweg. Wind kam auf, dunkle Wolken ballten sich zusammen. Außer ihnen war kein Mensch unterwegs.
    Erst jetzt erzählte Schwarz ihr von Heimerans Brief.
    Eva war fassungslos.
    »Aber das kann doch nicht sein, dass noch nie etwas von den Machenschaften dieses Ordens an die Öffentlichkeit gedrungen ist?«
    Schwarz zuckte die Schultern. »Offenbar funktioniert die Geheimhaltung ziemlich gut. Und wenn doch einer Informationen nach draußen trägt, lebt er nicht mehr lange.«
    Ihr Vorsatz, das Kloster wenigstens ein Mal zu umrunden, scheiterte an einem Platzregen. Schwarz und Eva flüchteten sich in den Pfarrhof. Sie wollten gerade Tee kochen, als Kolbinger sich endlich meldete.
    »Ein Sauwetter ist das, aber in zehn Minuten sind wir da.«
    »Wir warten am Parkplatz vor der Kirche auf euch.«

56.
     
    Der Regen hatte nachgelassen, der Himmel klarte auf. Auf dem Platz vor der Barockkirche standen nur noch wenige Autos. Ein kleiner Junge rannte kreischend durch die Pfützen und ignorierte die Ermahnungen seiner Mutter, die gleichzeitig mit ihrem schreienden Baby und einem an der Leine zerrenden Hündchen kämpfte. Schwarz schaute wieder auf die Uhr.
    »Zehn Minuten hat er gesagt.«
    Da näherte sich ein dunkelgrauer Wagen. Ihm folgte ein Polizeifahrzeug mit Rosenheimer Kennzeichen.
    Schwarz begrüßte Kolbinger und Buchrieser.
    »Servus. Eva habt ihr ja schon auf meinem Geburtstag kennengelernt.«
    Er hielt nach weiteren Polizeikräften Ausschau, doch die beiden jungen Polizisten aus Rosenheim waren die einzige Unterstützung, die Kolbinger mitgebracht hatte.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Ihr seid hier nicht zum Kaffeekränzchen der katholischen Landfrauen eingeladen.«
    »Das nicht«, sagte Kolbinger, »aber Dahlke ist auch kein Killer.«
    »Es geht nicht nur um ihn.«
    »Offiziell schon. Wir werden natürlich die Augen offen halten und andere Hinweise nicht ignorieren.«
    »Und wenn da drinnen die Mörder von Heimeran und Weber auf euch warten?«
    Kolbinger schaute verunsichert zum Kloster.
    »Dann sparen wir uns eine Menge Ermittlungsarbeit«, sagte Buchrieser, der überraschend motiviert wirkte.
    Kolbinger zog den Durchsuchungsbeschluss hervor. »Eines noch, Kollegen: Bitte verhaltet euch angemessen.«
    »Ein Kloster ist kein Puff. Danke für den Hinweis«, ergänzte Buchrieser grinsend und läutete an der Pforte. Es dauerte eine Weile, bis ein älterer Mönch das Tor einen Spaltbreit öffnete.
    »Grüß Gott, Kriminalpolizei. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss«, sagte Kolbinger.
    Der Mönch starrte irritiert auf das Papier. »Moment, da hole ich besser den Prior.«
    Er schloss das Tor wieder.
    »Warum sind wir nicht reingegangen?«, sagte Buchrieser, »wozu haben wir den Wisch?«
    Kolbinger machte eine mäßigende Geste.
    Dann warteten sie. Fünf Minuten, zehn Minuten. Buchrieser drückte schimpfend auf die Klingel. Nichts geschah.
    »Glückwunsch«, sagte Schwarz, »jetzt können sie noch richtig schön aufräumen.«
    Endlich tauchte der Prior auf. Sein Gesicht war gerötet, seine Halbglatze glänzte. Offenbar hatte es an dem hohen Feiertag reichlich Wein zum Essen gegeben.
    »Um was geht es denn bitte?«
    »Dies ist ein Durchsuchungsbeschluss für das gesamte Anwesen«, sagte Kolbinger und reichte ihm das Formular.
    Der Prior studierte es. Er brauchte ewig, als
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