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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Autoren: Ian Rankin
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ihm etw. erzählen. Rufen Sie mich an.
    Er wusste, dass er das nicht konnte, nicht vom Zug aus – sie würde erraten, wohin er unterwegs war. Um das Unvermeidliche hinauszuzögern, wartete er noch eine halbe Stunde, bis er ihr eine Antwort per SMS schickte.
    Im Bett nicht gut reden später
    Die Zeichensetzung hatte er nicht hingekriegt. Sie schrieb sofort zurück: Kater?
    Austern von Loch Lomond, antwortete er.
    Dann schaltete er das Handy aus, um seinen Akku zu schonen, und schloss die Augen gerade in dem Moment, als der Zugführer ankündigte, London King’s Cross sei der »nächste und letzte Halt«.
    »Der nächste und letzte«, wiederholte der Lautsprecher.
    Zuvor hatte es schon eine Durchsage zur Schließung von U-Bahn-Stationen gegeben. Die Geschäftsfrau mit der strengen Miene hatte ihren U-Bahn-Übersichtsplan konsultiert, den sie sich so nah vors Gesicht hielt, dass niemand sonst von dieser Information profitieren konnte. In den Vororten von London erkannte Rebus ein paar der Lokalbahnhöfe, durch die der Zug bummelte. Die Reisenden, die regelmäßig diese Strecke fuhren, fingen an, ihre Sachen einzupacken und aufzustehen. Der Laptop der Geschäftsfrau wanderte wieder in ihre Schultertasche, zusammen mit Akten und Papieren, Terminkalender und Stadtplan. Der dickliche Mann neben Rebus stand mit einer Verbeugung auf, als hätten sie ein herzliches Gespräch miteinander geführt. Rebus, der es nicht besonders eilig hatte, war einer der Letzten, die den Zug verließen, und musste sich auf dem Weg nach draußen an der Putzkolonne vorbeiquetschen.
    In London war es heißer und viel stickiger als in Edinburgh. Seine Jacke war zu warm. Vom Bahnhof aus ging er zu Fuß, er brauchte weder Taxi noch U-Bahn. Er zündete sich eine Zigarette an und ignorierte Verkehrslärm und Abgase, während er ein Blatt Papier aus der Tasche zog. Es war ein aus einem Straßenverzeichnis herausgetrennter Stadtplan, den Steelforth ihm gegeben hatte. Rebus hatte ihn am Sonntagnachmittag angerufen und ihm erklärt, dass sie bei den Clootie-Well-Morden unnötige Aufregung vermeiden und ihre Erkenntnisse mit ihm erörtern würden, bevor sie den Fall dem Staatsanwalt übergaben.
    »In Ordnung«, hatte Steelforth, zu Recht misstrauisch, geantwortet. Hintergrundgeräusch: der Flughafen von Edinburgh; der Commander auf dem Weg nach Hause. Rebus hatte ihm gerade einen Haufen Scheiße erzählt und bat ihn jetzt um einen Gefallen.
    Ergebnis: ein Name, eine Adresse und ein Stadtplan.
    Steelforth hatte sich sogar für Pennens Schlägertypen entschuldigt. Sie hätten die Anweisung gehabt, ihn zu beobachten; von Schikanieren sei nie die Rede gewesen. »Hab erst hinterher davon erfahren«, war Steelforths Kommentar gewesen. »Man glaubt immer, man könnte solche Leute unter Kontrolle halten …«
    Kontrolle …
    Rebus hatte wieder Stadtrat Tench vor Augen, der versuchte, eine ganze Gemeinde zu manipulieren, es aber nicht schaffte, sein eigenes Schicksal zu ändern.
    Weniger als eine Stunde zu Fuß, schätzte Rebus. Und kein schlechter Tag dafür. Eine der Bomben war in einem U-Bahnzug zwischen King’s Cross und Russell Square hochgegangen, eine andere in einem Bus, der von Euston zum Russell Square fuhr. Alle drei Punkte befanden sich auf dem Stadtplan, den er in der Hand hielt. Der Schlafwagenzug dürfte gegen sieben an diesem Morgen angekommen sein.
    8.50 Uhr – die Explosion in der U-Bahn.
    9.47 Uhr – die Explosion im Bus.
    Rebus konnte nicht glauben, dass Stacey Webster in der U-Bahn oder dem Bus gesessen hatte. Der Zugführer hatte ihnen versichert, sie hätten Glück gehabt: Drei Tage zuvor sei die Zugverbindung in Finsbury Park zu Ende gewesen. Rebus konnte schlecht sagen, dass Finsbury Park sich genauso gut geeignet hätte …
     
    Cafferty hielt sich allein in der Poolhalle auf. Er blickte nicht einmal auf, als Siobhan hereinkam – nicht bevor er seinen Stoß ausgeführt hatte. Es war der Versuch eines Zweibänders.
    Der fehlschlug.
    Er ging um den Tisch herum, kreidete währenddessen das Leder ein und blies den Kreideüberschuss weg.
    »Die Bewegungen haben Sie alle drauf«, sagte Siobhan. Er gab ein Grunzen von sich und beugte sich über das Queue.
    Wieder nichts.
    »Und trotzdem spielen Sie miserabel«, fügte sie hinzu. »Das beschreibt Sie im Grunde ganz gut.«
    »Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Morgen, Detective Sergeant Clarke. Ist das ein privater Besuch?«
    »Sieht es denn danach aus?«
    Cafferty schaute flüchtig zu
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