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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Autoren: Ian Rankin
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ihr hoch. »Sie haben meine kleinen Botschaften ignoriert.«
    »Hab mich dran gewöhnt.«
    »Das ändert nichts an dem, was passiert ist.«
    »Was ist eigentlich genau passiert?«
    Er schien einen Augenblick über die Frage nachzudenken. »Wir haben beide etwas bekommen, was wir uns gewünscht hatten?«, fragte er. »Nur fühlen Sie sich jetzt schuldig.« Er stellte sein Queue auf den Boden. »Wir haben beide etwas bekommen, was wir uns gewünscht hatten«, wiederholte er.
    »Ich hatte mir nicht gewünscht, dass Gareth Tench stirbt.«
    »Sie hatten sich gewünscht, dass er bestraft wird.«
    Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu. »Jetzt tun Sie bloß nicht so, als wäre irgendetwas davon zu meinem Nutzen gewesen.«
    Cafferty gab einen missbilligenden Laut von sich. »Sie müssen anfangen, diese kleinen Siege zu genießen, Siobhan. Nach meiner Erfahrung bietet das Leben nicht allzu viele davon.«
    »Ich habe Scheiße gebaut, Cafferty, aber ich lerne schnell. Mit John Rebus konnten Sie sich über die Jahre ein bisschen amüsieren, aber von jetzt an sitzt Ihnen ein anderer Feind im Nacken.«
    Cafferty lachte in sich hinein. »Und das sind Sie, stimmt’s?« Er stützte sich auf sein Queue. »Sie müssen aber zugeben, Siobhan, dass wir ein ziemlich gutes Team waren. Jetzt stellen Sie sich vor, wir beide hätten gemeinsam die Stadt unter Kontrolle – Informationsaustausch, Tipps und Abmachungen … Ich würde meinen Geschäften nachgehen, und Sie könnten rasch die Karriereleiter erklimmen. Ist das nicht genau das, was wir beide letzten Endes wollen?«
    »Was ich will«, sagte Siobhan ruhig, »ist, nichts mit Ihnen zu tun zu haben, bis ich auf der Zeugen- und Sie auf der Anklagebank sitzen.«
    »Viel Glück damit«, erwiderte Cafferty und kicherte erneut in sich hinein. Dann wandte er sich wieder dem Pooltisch zu. »Wollen Sie mich in der Zwischenzeit im Pool schlagen? Bei diesem verdammten Spiel hab ich es noch nie zu was gebracht …«
    Doch als er sich umdrehte, war sie schon auf dem Weg zur Tür.
    »Siobhan!«, rief er hinter ihr her. »Erinnern Sie sich noch? Hier oben im Büro? Und wie dieser kleine Lausbub Carberry anfing, sich zu winden? Ich hab’s in Ihren Augen gesehen …«
    Sie hatte die Tür schon geöffnet, konnte sich aber die Frage nicht verkneifen: »Was gesehen, Cafferty?«
    »Sie fingen an, es zu mögen.« Er leckte sich die Lippen. »Ich würde sagen, das war eindeutig.«
    Sein Lachen folgte ihr bis nach draußen.
     
    Pentonville Road und dann Upper Street … weiter als er dachte. In einem Café gegenüber der U-Bahnstation Highbury & Islington machte er halt, aß ein Sandwich und blätterte die erste Ausgabe des Evening Standard durch. Niemand in dem Café sprach Englisch, und als er seine Bestellung aufgab, hatte die Bedienung Schwierigkeiten mit seinem Akzent. Aber das Sandwich schmeckte gut …
    Als er das Lokal verließ, spürte er, dass sich an beiden Füßen Blasen bildeten.Von der St. Paul’s Road bog er in die Highbury Grove ein. Gegenüber eines Tennisplatzes fand er die Straße, die er suchte. Und den Wohnblock, zu dem er wollte. Fand auch die Wohnungsnummer und den Klingelknopf dazu. Kein Name daneben, aber er drückte trotzdem drauf.
    Keine Antwort.
    Schaute auf die Uhr und drückte dann auf andere Klingelknöpfe, bis sich jemand meldete.
    »Ja?«, krächzte eine Stimme aus der Sprechanlage.
    »Päckchen für Nummer zehn«, sagte Rebus.
    »Das hier ist Wohnung sechzehn.«
    »Ich dachte, ich könnte es vielleicht bei Ihnen abgeben.«
    »Können Sie nicht.«
    »Und oben vor der Tür?«
    Die Stimme fluchte, aber der Türöffner summte, und schon war Rebus drin. Die Treppe hinauf zur Tür von Wohnung 9. Sie besaß einen Spion. Er drückte sein Ohr ans Holz. Trat einen Schritt zurück und betrachtete sie. Solide Tür, mit einem halben Dutzend Schlössern und einer Stahleinfassung am Rand.
    »Wer lebt in einer solchen Wohnung?«, dachte Rebus laut. »Jetzt sind Sie dran, David …« Der Slogan aus einem Fernsehratespiel mit dem Titel Through the Keyhole. Im Gegensatz zum Rateteam in dieser Sendung wusste Rebus genau, wer hier lebte: eine Information, die er durch und von David Steelforth bekommen hatte. Rebus rüttelte halbherzig an der Tür und ging dann wieder die Treppe hinunter. Er riss den Deckel von seiner Zigarettenschachtel ab und verkeilte die Eingangstür damit, sodass sie nicht ins Schloss fallen konnte. Danach ging er nach draußen und wartete.
    Warten konnte er gut.
     
    Es gab
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