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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Autoren: Ian Rankin
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Peterborough. Der rundliche Mann, der sich auf seinem reservierten Platz neben Rebus niedergelassen hatte, war eingeschlafen, nachdem er darauf hingewiesen hatte, dass er eigentlich den Fensterplatz gebucht habe, sich aber auch mit dem Platz zum Gang hin begnügen würde, wenn Rebus nicht wechseln wolle.
    »Schön.« Mehr hatte Rebus nicht gesagt.
    Der Zeitungshändler in Waverley hatte erst ein paar Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des Zuges seinen Laden geöffnet, aber Rebus konnte sich gerade noch einen Scotsman schnappen. Mairies Artikel stand auf der ersten Seite. Es war nicht der Leitartikel, und er wimmelte von Wörtern wie »angeblich«, »vielleicht« und »potenziell«, aber allein die Überschrift erfreute Rebus’ Herz:
    WAFFENPRODUZENT IN MYSTERIÖSE PARLAMENTSKREDITE VERWICKELT
    Rebus betrachtete das als Eröffnungssalve; Mairie hatte sicher noch viel Munition in petto.
    Gepäck besaß er keins, da er unbedingt den letzten Zug zurück nehmen wollte. Er hielt sich noch die Möglichkeit offen, auf Schlafwagen umzubuchen, was er vielleicht wirklich tun würde – dann könnte er das Personal fragen, ob zufällig jemand am Mittwoch im Schlafwagen von Edinburgh in Richtung Süden Dienst gehabt hatte. Rebus schien der letzte Mensch gewesen zu sein, der Stacey Webster gesehen hatte – es sei denn, jemand von der Great North Eastern Railway konnte Auskunft geben. Wäre er ihr an jenem Abend nach Waverley gefolgt, hätte er sich davon überzeugen können, dass sie den Zug wirklich nahm. Unter den gegebenen Umständen konnte sie überall sein – auch in irgendeinem Versteck, bis Steelforth sich eine neue Identität für sie ausgedacht hatte.
    Rebus glaubte, dass es ihr nicht sonderlich schwerfallen würde, ein neues Leben zu beginnen. Das war ihm am Abend zuvor bewusst geworden. All ihre verschiedenen Persönlichkeiten: Polizistin, Santal, Schwester, Mörderin. Echt quadrophonisch, genau wie es in dem Who-Album hieß. Am Sonntag war Kenny, Mickeys Sohn, in seinem BMW vor Rebus’ Wohnung aufgetaucht und hatte ihm gesagt, auf seinem Rücksitz liege etwas für ihn. Rebus war nachschauen gegangen – Alben, Tonbänder und CDs, Singles -, Mickeys ganze Sammlung.
    »Das stand im Testament«, hatte Kenny gesagt. »Dad wollte, dass du sie bekommst.«
    Nachdem sie alles in Kisten die zwei Treppen hochgeschleppt hatten und Kenny gerade so lange geblieben war, wie es dauerte, ein Glas Wasser zu trinken, hatte Rebus das Geschenk angestarrt. Hatte sich dann neben die Kisten auf den Boden gesetzt und angefangen, sie durchzusehen: eine Monoschallplatte Sergeant Pepper, Let It Bleed mit dem Ned-Kelly-Poster, viel von den Kinks, von Taste und Free … ein paar Van Der Graaf und Steve Hillage. Es gab sogar ein paar Acht-Spur-Tonbandkassetten – Killer von Alice Cooper; ein Beach-Boys-Album. Eine Fundgrube an Erinnerungen. Rebus hielt sich die Hüllen unter die Nase – schon allein der Geruch versetzte ihn zurück in die Vergangenheit. Verzogene Hollies-Singles, die nach einer Party zu lange auf dem Plattenteller liegen geblieben waren, ein Exemplar der »Silver Machine« mit Mickeys Handschrift drauf: »Das gehört Michael Rebus – Pfoten weg!!!«
    Und natürlich Quadrophenia, die Ecken der Hülle zerknittert, das Vinyl verkratzt, aber immer noch spielbar.
    Im Zug erinnerte Rebus sich an Staceys letzte Worte an ihn: … ihm nie gesagt haben, dass es Ihnen leidtut. . Und dann war sie zur Toilette gestürzt. Er hatte gedacht, sie hätte von Mickey gesprochen, aber jetzt wurde ihm bewusst, dass sie auch sich selbst und Ben meinte. Bedauerte sie es, dass sie drei Menschen getötet hatte? Oder dass sie es ihrem Bruder erzählt hatte? Ben, dem klar wurde, dass er sie der Polizei übergeben musste, der die Steinzinnen hinter sich und die Tiefe unmittelbar dahinter spürte … Rebus musste an Caffertys Memoiren denken – Wechselbalg. Fand, dass die meisten Leute diesen Titel für ihre Autobiografie benutzen konnten. Leute, die man kannte, die nach außen hin immer gleich wirkten – bis auf ein paar graue Haare oder einen Bauchansatz -, aber von denen man nie wusste, was hinter ihrer Fassade vor sich ging.
    Erst in Doncaster weckte das Klingeln seines Handys seinen leise schnarchenden Nachbarn. Es war Siobhans Nummer. Rebus ging nicht dran, und so schickte sie eine SMS, die er sich – nachdem er die Zeitung durchgelesen und genug Landschaft gesehen hatte – schließlich ansah.
    Wo sind S.? Corbyn will uns 2 sprechen. Muss
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