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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben
Autoren: Lucy Monroe
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auf.
    Und er hatte es auch bei dieser nicht getan, doch er schien verwirrt zu sein über den Weg, den das Wildschwein durch den Wald genommen hatte. »Der Keiler rennt vor uns davon«, sagte Earc mit einer Stimme, die kein menschliches Wesen hätte hören können.
    »Glaubst du, dass er die jüngeren Chrechten wittert?« Diese jungen Krieger besaßen noch nicht die Fähigkeit, über einen längeren Zeitraum ihren Geruch zu tarnen.
    »Ich weiß es nicht. Irgendetwas hat ihm Angst gemacht. Er flieht geradezu panisch, ohne die Richtung zu beachten, glaube ich.«
    »Circin und ich werden ihn überholen und zu euch zurückjagen.«
    Earc nickte.
    Barr wechselte die Gestalt und nahm als Wolf die Witterung des Keilers auf, fest entschlossen, ihre Beute doch noch zu erlegen. Circin, der andere Chrechte, der seine Verwandlungsfähigkeit bereits perfekt beherrschte, tat das Gleiche. Die anderen, die noch nicht so weit waren, folgten ihnen in einem schnelleren Tempo, als die meisten Menschen je erreichen könnten.
    Der Geruch von etwas anderem als dem des Keilers bestürmte Barrs wölfische Instinkte und beanspruchte seine Aufmerksamkeit mit subtiler Macht. Was er roch, war etwas Unwiderstehliches und völlig anderes, das sein Wolf nicht ignorieren konnte. Noch zwingender sogar als Beute lenkte es die Aufmerksamkeit seines Wolfs beharrlich von der Verfolgung ihres Keilers ab.
    Die Jagd war schon fast vergessen, als der Wolf sich mit aller Kraft bemühte, die schwer zu verfolgende neue Witterung aufzunehmen, was seinen hundeartigen Körper zu Verrenkungen von geradezu übernatürlicher Anmut zwang. Ohne sein Tempo auch nur sekundenlang zu verringern oder auf die Zustimmung seines Verstandes zu diesem Kurswechsel zu warten, rannte der Wolf in die Richtung, in die ihn sein Instinkt so unbeirrbar führte.
    Barrs menschlicher Verstand versuchte zu entschlüsseln, was seine Sinne ihm vermittelten, doch einem Duft wie diesem war er noch nie zuvor begegnet. Und er hatte auch noch niemals auf einen Geruch allein mit einem derart heftigen Drang reagiert.
    Mit einem solch elementaren Drang, dass er sich bei seinem Wolf behauptete, während Barrs menschlicher Verstand nach wie vor vor einem Rätsel stand.
    War es der Geruch eines Menschen? Barr hob witternd die Schnauze, um die vielen Gerüche besser unterscheiden zu können. Tannen. Lehmige Erde. Sonnenschein. Ein Kaninchen. Ein Eichhörnchen. Laub und vertrocknete Tannennadeln. Und dann dieser Geruch … Unbestreitbar menschlich, unbestreitbar mehr .
    Und weiblich. Nicht läufig, doch mit dem unterschwelligen Duft ihres Geschlechts. Allerdings vermischte sich nichts von dem moschusartigen Geruch einer Wölfin mit den anderen Gerüchen.
    Wenn sie keine Wölfin war, musste sie menschlich sein. Sein Eindruck, dass es sich hier um etwas völlig anderes handelte, musste von ihrem einzigartigen Duft herrühren. Denn wenn es kein Wolf war, was er wahrnahm, was war es denn dann?
    Mütter erzählten ihren Welpen zwar Geschichten von anderen verwandlungsfähigen Stämmen, doch das waren nur Märchen, mit denen sie die Kleinen unterhielten. Wölfe waren die einzigen Chrechten, die Barr oder irgendjemand sonst im Sinclair-Clan gekannt hatte. Wenn es wirklich andere verwandlungsfähige Spezies gäbe, würden die Wölfe davon wissen. Sie waren viel zu territorial, um sich solcher Dinge nicht bewusst zu sein.
    Barr stürmte zwischen den Bäumen hindurch. Um Halt zu finden, schlug er die Krallen in den Boden und kam schließlich rutschend zum Stehen. Er war zu schnell gerannt. Seit er ein Welpe gewesen war, hatte er sich keiner unbekannten Situation mehr mit einer solchen Unachtsamkeit genähert. Noch beunruhigender war jedoch, dass sein Bruder oder sein früherer Laird sich krummlachen würden, wenn sie ihn jetzt so sehen könnten.
    Aber selbst die Gewissheit dieser sicheren Demütigung war kaum mehr als ein flüchtiger Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss; seine Aufmerksamkeit war noch immer viel zu sehr mit dem Ursprung dieses ungewöhnlichen Duftes beschäftigt.
    Die Frau lag reglos und völlig unbekleidet auf dem Boden. Nur eine ihrer Brüste war von ihrem rabenschwarzen Haar bedeckt, während die andere vollkommen Barrs Blicken preisgegeben war. Obwohl nicht allzu üppig, war sie wohlgeformt und mit einer zarten rosa Brustspitze versehen, die nach seinen Lippen und seiner Zunge verlangte, um erweckt zu werden. Von ihren hübsch geformten kleinen Füßen bis zu der femininen Rundung ihrer Hüfte,
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