Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben
Autoren: Lucy Monroe
Vom Netzwerk:
da, als wäre er drauf und dran, erneut zu schießen.
    Es wäre einfacher, Engländer auszubilden , dachte Barr mit einem Knurren, das er nicht einmal zu unterdrücken versuchte. Er hatte schon Chrechte-Welpen mit besserem Jagdinstinkt gekannt.
    »Was zum Teufel sollte das, Junge?«, fragte er mit gedämpfter Stimme, die zwar seinen Ärger verdeutlichen, aber nicht weithin zu hören sein sollte.
    »Ich sah dort oben einen Raben«, wisperte Muin beschwörend. »Mein Großvater sagt, sie brächten Unglück, und man müsse einen solchen Vogel töten, wenn man einen sieht.«
    »Ach ja? Und hat dein Großvater dir auch das Jagen beigebracht?«, fragte Barr mit nur mühsam unterdrückter Wut. »Hat er dich gelehrt, unsere Beute vor unserem Herannahen zu warnen?«
    »Der Keiler hätte den Pfeil nicht gehört.« Doch das war kein Argument für Barr.
    Er trat vor, bis er den bartlosen Jungen um einiges überragte. »Was geschieht, wenn du einen Vogel am Himmel tötest?«
    Muin schluckte, und es zuckte in seinem Gesicht, obwohl er sich offensichtlich alle Mühe gab, seine Nervosität zu verbergen. »Er fällt herab.«
    »So ist es. Glaubst du, dass der Vogel uns den Gefallen tun wird, geräuschlos auf dem Boden aufzuschlagen?«
    »Nein, Herr.«
    »Allerdings nicht, Junge.«
    Nicht zum ersten Mal, seit Barr als amtierender Clan-Chef und Rudelführer der Chrechten zum Donegal-Clan gekommen war, fragte er sich, ob er überhaupt die nötige Geduld für diese Aufgabe besaß. Er hatte sich sehr wohlgefühlt in seiner Position als Stellvertreter des Sinclair-Lairds, aber der König persönlich hatte ihn um diese Gefälligkeit gebeten. Anfangs hatte Barr sich nicht überreden lassen, doch als Talorc, sein früherer Clan-Chef, das Anliegen des Königs unterstützt und Barr auch selbst darum gebeten hatte, die Chrechten des Donegal-Clans zu trainieren, hatte Barr natürlich zugestimmt.
    Er wusste von Talorcs Schwäche für Circin, einen jungen Krieger, der nun nach Art und Weise ihres Volkes ausgebildet wurde. Da Circin eines Tages den Donegal-Clan anführen sollte, sowohl eines königliches Edikts wie auch des Umstands wegen, dass er einmal der stärkste Chrechte unter den Donegals sein würde, war es unerlässlich, dass er lernte, seine Wolfsnatur zu beherrschen und zu nutzen.
    Das war jedoch keine leichte Aufgabe für Barr, nicht bei solch schlecht ausgebildeten Chrechten, die sich ihrer Instinkte nicht bewusst und ihrer Umgebung gegenüber blind zu sein schienen … an einem guten Tag.
    Muin gehörte jedoch normalerweise nicht zu diesen Schwachköpfen, und nur das bewahrte ihn jetzt davor, niedergeschlagen zu werden.
    Das Gesicht des jungen Clan-Mitglieds wurde rot wie das Plaid, das er trug. »Ich … ähm …«
    »Du hast gedankenlos gehandelt, da stimme ich dir zu.«
    »Es tut mir leid, Laird.« Muin senkte den Kopf. Die Scham, die er empfand, war in der Luft um sie herum zu spüren.
    »Tu das nie wieder, denn sonst werde ich Baumstammwerfen mit dir spielen!«
    »Ja, Herr.«
    »Und noch etwas, Muin.«
    Der junge Mann hob den Kopf, um Barrs Blick zu erwidern – der nicht umhinkonnte, ihm Respekt zu zollen für den Mut, den das erforderte. Anders als sein Zwillingsbruder Niall machte Barr normalerweise erwachsenen Männern keine Angst, vor allem deswegen nicht, weil er zu lächeln verstand und sein Bruder nicht. Nicht, dass er in letzter Zeit viel Grund dazu gehabt hatte, aber allein schon seine Größe schüchterte viele Angehörige des Donegal-Clans, Chrechten und Menschen gleichermaßen, ein.
    »Ja, Herr?«, fragte Muin.
    »Wir sind Chrechten und achten jedes Lebewesen. Wir jagen der Nahrung wegen und nicht zum Spaß.«
    »Aber diese Vögel bringen Unglück.«
    »Sie sind Vögel. Nur alte Männer, die mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart leben, und Welpen glauben, dass ein Vogel Glück oder Unglück bringen kann. Du bist ein Krieger, also benimm dich auch wie einer!«
    Muin straffte die Schultern. »Ja, Laird.«
    Barr schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um die Jagd auf den Keiler fortzusetzen, auch wenn es ihnen jetzt wahrscheinlich nichts mehr nützen würde. Sollte ihre Jagdgesellschaft wider Erwarten aber doch mit Beute zurückkehren, würde er seine Meinung über diese jungen Donegal-Chrechten revidieren.
    Earc würde den Keiler zumindest noch aufspüren können. Der andere Sinclair-Krieger, der Barr begleitet hatte, um die Donegal-Soldaten und die Chrechten unter ihnen auszubilden, gab bei einer Jagd nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher