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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben
Autoren: Lucy Monroe
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Umständen geschehen Wunder.« Anya-Gra schwenkte die Hand, und Wasser brauste aus dem Becken rechts vom Podium auf und durchnässte Barr und Lais von Kopf bis Fuß.
    Lais trat zurück und blickte hoffnungsvoll zu Barr auf. »Ich fühle mich von meiner Schuld befreit.«
    »Dann nimm das Geschenk an!«
    Lais nickte und wandte sich der Priesterin zu. »Ich danke Euch, Mutter unseres Volkes.«
    Anya-Gra lächelte. »Obwohl du ein Adler mit kriegerischen Instinkten bist, bist du auch ein Heiler und musst deiner Gabe vertrauen und sie benutzen.«
    »Das werde ich.«
    Zum ersten Mal, seit er Sabrine kannte, ließ Barr den Wolf aus seinen Augen schauen, als er seine Gefährtin ansah und die Hand nach ihr ausstreckte. Und es geschahen noch Wunder, denn sie ergriff sie ohne Zögern.
    »Ich liebe dich«, sagte sie in der alten Sprache ihres Volkes.
    Er zog sie in die Arme und ließ die anderen links liegen, als wären sie nicht da. »Ich liebe dich mit allem, was ich bin.«
    »Faol und Mann.«
    »Wolf und Mann.«
    Sabrine lächelte, und ihre Schönheit strahlte so hell, dass ihre Seelen sich vereinten. »Ich liebe alles, was du bist«, erklärte sie laut genug, um von jedem Chrechten in der Höhle gehört zu werden.
    Die schockierten Laute in der Menge glichen beinahe jenen, die Barr gehört hatte, als Taran sich in einen Drachen verwandelt hatte.
    Doch darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen. Um die Zweifel und Vorurteile ihrer Leute würde er sich später kümmern. Fürs Erste genügte es, dass Sabrine ihre Vorbehalte aufgegeben hatte und sich mit Herz und Verstand zu ihrem Lebensbund bekannte.
    Als ihre Lippen sich fanden, knisterte die Luft wie nach einem Gewittersturm. Barr wusste nicht, wie lange sie sich küssten, um ihre Liebesschwüre zu besiegeln, doch als ihre Lippen sich voneinander lösten, standen die anderen im Kreis um sie herum und skandierten leise die alten Gesänge einer Chrechte-Heirat.
    Das war zweifelsohne Anya-Gras Werk. Barr würde sich später bei ihr dafür bedanken.
    Er hatte noch nie einen solchen Frieden empfunden wie in dem Moment, als er seine Gelübde in ihrer Gesamtheit wiederholte und im Gegenzug Sabrines empfing. Dann gab die Priesterin ihrer Bindung den endgültigen Segen, und ein Geräusch, das sich wie ein Donnerschlag anhörte, erschütterte den Boden, auf dem sie standen.
    Anya-Gra scheuchte die anderen aus der Höhle, damit Sabrine und Barr sich auf die ursprüngliche Weise ihres Volkes paaren konnten. Als sie zusammen den Gipfel der Ekstase erreichten, waren sie wieder in das blaue Licht gehüllt, von dem Barr sich durchflutet fühlte wie von einem warmen Wind.
    »Ich werde dich bis ans Ende meiner Tage lieben«, flüsterte er sein ganz persönliches Versprechen an ihren Lippen.
    Ihre Augen leuchteten von einer fast schon wilden Freude. »Ich befürchtete, dass du meine Liebe nicht erwidern könntest.«
    »Und ich, dass du meinen Wolf nie akzeptieren würdest.«
    »Ich liebe ihn, und ich liebe dich.«
    »Ich bin dein idealer Gefährte, meine Liebste, auch wenn ich ein Faol bin.«
    Sabrine blickte zu ihrem Ehemann auf. Natürlich würden sie noch nach menschlichem Brauch getraut werden, aber ihre Gelübde waren gesprochen und würden nie gebrochen werden.
    Mindestens ebenso interessant für sie war die letzte Behauptung ihres Mannes. »Du kannst wirklich meine Gedanken lesen.«
    Sein Lächeln verriet nichts als seine tiefe und beständige Liebe zu seiner kriegerischen Ehefrau. »Kann ich das?«
    »Mach dich nicht lustig über mich!«
    »Manchmal übermittelst du Gedanken, ohne es zu wollen.«
    »Das ist nicht möglich.«
    Er schmunzelte zufrieden. »Du vertraust mir genug, um sie nicht so strikt unter Kontrolle zu halten, und das war schon immer so. Es gab mir Hoffnung, als du so vor meinem Wolf zurückschrecktest.«
    »Aber …«
    »Du gehörst mir.«
    Sabrine hatte nicht vor, das zu bestreiten. »Oh ja, genauso wie du mir.«
    »Aye. Ich bin dein Ehemann, der deine Gedanken hören kann.« Seinem scherzhaften Tonfall war nicht zu entnehmen, ob er meinte, was er sagte, oder nicht.
    »Das ist nicht möglich.«
    »Und das sagt ausgerechnet eine Frau, deren Bruder sich in einen Drachen verwandelte?«
    Sabrine war sich zu Anfang nicht sicher gewesen, ob Taran sich wirklich in ihren uralten Vorfahren verwandelt hatte. »Ich kann ein Bild des Drachen vermitteln, aber nicht seine Gestalt annehmen.«
    »Du bist meine unerschrockene Kriegerprinzessin, die keine Drachengestalt
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