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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben
Autoren: Lucy Monroe
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Chrechten Hunderte von Jahren gequält.«
    »Wo hast du denn diesen Unsinn her?« Als wüsste sie das nicht! »Und ich habe nicht nur von Raben gesprochen. Du hättest es geschafft, auch die Adler-Menschen auszurotten, deren Anzahl nicht mehr groß ist, die aber noch immer im Wald in Freiheit leben. Du, der du für das Überleben deiner Leute kämpfen solltest, hättest getan, was die Verabscheuungswürdigsten unter den Faol nicht geschafft haben, obwohl sie es seit über zwei Jahrhunderten versuchen.«
    »Die Faol haben versucht, meinen Vater zu beschützen.« Die Stimme des Jungen war jedoch stockend, weil es ihm offenbar an innerer Überzeugung fehlte.
    »Welcher Wolf hat versucht, ihn zu beschützen, und es nicht gekonnt?«, herrschte Barr ihn an.
    »Rowland.« Lais ließ die Schultern hängen und senkte den Blick, als wüsste er schon, wie unbeschreiblich dumm es von ihm gewesen war, dem früheren Laird zu vertrauen.
    Barr schnaubte verächtlich. »Derselbe Mann, der deiner Tante Gewalt antat, war der Möchtegern-Retter deines Vaters? Derselbe Mann, der den Clan mit seiner Selbstsucht fast zerstörte? Du hast deine wahre Natur vor ihm verborgen, nicht?«
    Der Junge nickte, und seine Traurigkeit und Verwirrung wurden sogar noch offensichtlicher.
    »Weil du spürtest, dass es nicht ungefährlich wäre, ihm von deinem Wesen zu erzählen.«
    »Es macht keinen Unterschied, weil ich es sowieso nicht weitergeben kann.«
    »Du hast deine Volljährigkeitszeremonie versäumt?«, fragte Sabrine traurig.
    Lais nickte. »Mein Vater erzählte mir, wie wundervoll sie sein würde, welche Gaben mir dadurch vielleicht zuteilwürden – Gaben, die ich allerdings wieder verlieren würde, wenn ich mich nicht an die alten Chrechte-Bräuche hielte … Er starb jedoch, bevor meine Zeit gekommen war.«
    Ein Großteil von Sabrines Zorn verflog. »Und deshalb wolltest du andere Gestaltwandler für deinen Verlust bezahlen lassen?«
    »Nein. Ich … die Raben …«
    »Wir hätten deinem Vater geholfen, wenn wir von ihm gewusst hätten. Wir hätten dafür gesorgt, dass du deine Volljährigkeitszeremonie bekommst und all deine Gaben von dem Clach Gealach Gra empfängst.«
    »Im Training stellst du dich gar nicht mal so dumm an. Wie kommt es also, dass du noch immer glaubst, Rowland hätte dir die Wahrheit über den Tod deines Vaters gesagt?«
    »Warum sollte er mich belügen?«
    Sabrine antwortete, als Barr die Worte zu fehlen schienen. »Weil er auf seine eigene verdrehte Art ein Gerechtigkeitsempfinden hatte. Wenn du kein Gestaltwandler, kein wahrer Éan, warst, wollte er dich nicht töten.«
    »Aber er …«
    »Er hat dich und deine Familie auf jede nur mögliche Weise verraten.« Barr hatte jetzt sogar sehr viel zu sagen.
    Der Junge senkte den Kopf, und obwohl er nur still vor sich hin weinte, konnte Sabrine seine Tränen riechen. Und sie ertrug sein Leiden nicht. Doch bevor sie ihn trösten konnte, hatte Barr sich schon auf ein Knie niedergelassen und legte dem jungen Chrechten eine Hand auf die Schulter. »Du wurdest getäuscht wie viele andere vor dir.«
    »Aber mein Vater war alles, was ich hatte …« Die Worte endeten in einem gequälten Flüstern.
    Barr sagte nichts, doch er blieb, wo er war, und half dem Jungen über seinen Schmerz hinweg.
    Sabrine zog sich indessen an und brachte das Bündel mit dem heiligen Stein dann in die Höhle. Emotional ausgebrannt und erschöpfter, als sie es je gewesen war, breitete sie die mitgebrachte Decke aus.
    Lais konnte sich in Barrs Plaid einrollen.
    Aber zuerst würde sie sich um seine und Barrs Wunden kümmern müssen.
    Keiner der Männer protestierte, als sie darauf bestand, das Blut mit Wasser aus dem nahen See abzuwaschen. Vielleicht bemerkten sie ihre Müdigkeit, oder möglicherweise war es auch der bissige Ton, in dem sie beide zum Wasser hinunterschickte. Eine sanftere, femininere Frau hätte bestimmt einen liebevolleren Ton angeschlagen und sich feinfühliger gezeigt.
    Du bist genauso feminin wie jede andere Frau und perfekt, so, wie du bist , sagte Barr ihr über ihre geistige Verbindung, während sie sorgfältig das Blut und den Schmutz aus den Wunden an seiner Brust entfernte.
    Barr und Lais würden in den heiligen Quellen baden müssen, wenn sie sie am nächsten Abend erreichten, doch vorläufig musste diese Reinigung genügen.
    Danke , erwiderte sie auf die gleiche Weise, zu müde, um auch nur zu sprechen.
    Barr schwieg, und Lais war kleinlaut und verlegen, als sie ihre Bemühungen
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