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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben
Autoren: Lucy Monroe
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der Hengst zum Wasser hinunterging, um zu trinken.
    »Bist du es wirklich nicht?«
    Barr blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er nicht gekränkt. Was seine grauen Augen überschattete, war etwas viel Schlimmeres: Schmerz. Tief empfundener Schmerz .
    Sabrine streckte die Hand aus, weil sie Barr berühren musste. »Ich …«
    Er wich vor ihr zurück. »Du hasst meinen Wolf.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Lüg mich nicht an!«
    »Ich belüge dich nicht.« Entschlossen trat sie vor und legte ihre Hand über sein Herz. »Dein Wolf ist ebenso ein Teil von dem, was dich so stark und wundervoll macht, wie jeder andere Aspekt deiner Natur.«
    Und sie hatte gelernt, das Tier genauso zu lieben wie den Mann, der sie mit sanfteren Gefühlen vertraut gemacht hatte, die machtvoller als Pflichtgefühl oder sogar Ehre waren.
    Doch Barr antwortete nicht, sondern sah sie nur mit ausdruckslosen Augen an.
    »Verwandle dich!« Sie würde ihm beweisen, was sie meinte. »Lass deinen Wolf hervorkommen!«
    »Als du ihn das letzte Mal gesehen hast, konntest du kaum im selben Zimmer mit ihm bleiben.«
    »Das war falsch von mir. Du hast mir gezeigt, dass nicht alle Wölfe meine Feinde sind. Das müsstest du doch wissen.« Sie suchte seinen Blick und sah die Zweifel darin. »Bitte!«, sagte sie. »Lass es mich dir beweisen!«
    Die Luft um sie herum begann zu flimmern, und dann verschwand Barr, um von seinem Wolf ersetzt zu werden. Von einem Tier, das ebenso mächtig, prachtvoll und voller Kraft war wie der Mann. Mit einer Schnauze, die groß genug war, um mit einem Biss Sabrines Gliedmaßen zu durchtrennen … und doch flößte er ihr eher Ehrfurcht ein als Furcht.
    Sie streckte die Hand aus und berührte seinen Kopf. »Du bist sehr schön.«
    Ich bin ein Wolf , sagte er über ihre geistige Verbindung.
    Sabrine hätte fast gelacht, doch der Moment war viel zu bedeutend dazu. »Das weiß ich. Schließlich bist du mein Gefährte.«
    Ja, das bin ich. Da lag etwas in seiner Stimme, etwas anderes als seine übliche Arroganz und Gleichgültigkeit des Kriegers …
    Dieses Etwas veranlasste Sabrine, sich hinzuknien und dem großen Wolf die Arme um den Hals zu legen. »Das bist du.«
    Sie vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell seiner Halskrause. Ein Anflug urtümlicher Furcht erfasste sie, die sie jedoch sofort verdrängte. Dieser Wolf war der Ihre, ihr Gefährte und Beschützer, aber ganz entschieden nicht ihr Feind.
    Sabrine zeigte ihm die Zuneigung eines Raben, indem sie ihren Kopf an seinem rieb, und löste damit ein tiefes Brummen in seiner Brust aus. Es war kein Knurren, sondern ein Laut der Zufriedenheit, und so wiederholte Sabrine ihre Zärtlichkeit. Diesmal erwiderte das Tier den Druck, rieb auch seinen Kopf an ihrem, und dann drängte sich sein großer Wolfskörper an sie, als verlangte er noch mehr Aufmerksamkeit von ihr.
    Lass ihn seinen Geruch auf dich übertragen! Die Stimme in ihrem Kopf war das Knurren eines Wolfes.
    »Wie?«, fragte sie laut und genoss es, das dicke, weiche Fell an ihrem Gesicht zu spüren.
    Barr ließ in ihrem Kopf ein Bild von seinem Wolf entstehen, wie er sein Fell an ihren Kleidern und an ihrem Körper rieb, um seinen ureigenen Duft auf sie zu übertragen und ihn mit ihrem zu vermischen.
    Es ging hier um Inbesitznahme und Paarung, und dennoch hatte das Ganze keinen sexuellen Unterton.
    Sie verstand. »Das ist ein Faol-Ritual, nicht wahr?«
    Die Antwort in ihrem Kopf war nur ein zustimmendes Brummen.
    Sabrine lachte leise. »Dann tu, was du tun musst!«
    Er zog mit den Zähnen an ihrem Plaid, und sie legte es ab. Es schien ihn nicht zu stören, dass sie ihr Hemd anließ, als er seinen Kopf und Körper an ihren Seiten und Beinen rieb und den ausgeprägten Geruch zurückließ, den er normalerweise übertünchte.
    Barrs Wolf drückte seine Nase an den Ansatz ihres Rückens, und sie kicherte, weil sie zum ersten Mal in ihrem Leben merkte, dass sie kitzlig war. Daraufhin bellte er fröhlich, und wieder lachte sie, und ihr feierliches Ritual artete zu einem Gerangel aus, das Sabrine zum Lachen brachte, wie sie es seit Jahren nicht mehr getan hatte.
    Er hielt sie unter sich am Boden fest und sah so aus, als grinste er, als er mit hängender Zunge und wedelndem Schwanz über ihr stand und auf sie herunterblickte. Der würzige Duft des Waldes vermischte sich mit seinem einzigartigen Geruch, den sie tief einatmete. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, wie sehr er ihr
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