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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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Stärke und Kraft von ihren Lippen trinken. Als er schließlich von ihr ließ, waren beide atemlos und sehnten sich danach, all die Worte auszusprechen, die einen besseren Ort verdient hätten als dieses Zelt, das bei dem Gebrüll der Menschenmenge erzitterte.
    Nach einer Weile erkundigte sich Royce: »Wie schwer bin ich verletzt?«
    Jenny schluckte und biß sich auf die Unterlippe, und ihre Augen verdüsterten sich, als sie an die Wunden und Schmerzen dachte, die er ihretwegen erleiden mußte.
    »Ist es so schlimm?« hakte er schmunzelnd nach.
    »Ja«, murmelte sie. »Dein linker Arm und drei Finger sind gebrochen. Die Wunden am Hals und am Schlüsselbein, die Malcolms Werk sind, wie Stefan und Gawin berichten, sind ziemlich lang und tief, aber sie bluten nicht mehr. Der Schnitt am Bein ist riesig und ziemlich häßlich. Aber wir konnten alle Blutungen zum Stillstand bringen. Du hast außerdem einen oder mehrere heftige Schläge auf den Kopf bekommen - offenbar hattest du den Helm abgenommen, und einer meiner feigen, blutrünstigen Verwandten hat den Moment ausgenützt, um dich anzugreifen«, setzte sie verbittert hinzu. »Abgesehen davon hast du überall blaue Flecken und Schwellungen.«
    Royce zog belustigt die Augenbrauen hoch. »Das klingt gar nicht so schlecht.«
    Jenny lächelte über diese ungeheuerliche Schlußfolgerung, aber dann fuhr er in ruhigem, bedeutsamen Ton fort: »Was geschieht jetzt?«
    Sie verstand sofort, was er wissen wollte, und versuchte einzuschätzen, wieviel zusätzlichen körperlichen Schmerz er erleiden mußte, wenn er noch einmal für einen Kampf auf den Turnierplatz gehen würde, und verglich diese Schmerzen mit dem schrecklichen Schlag, den sein Stolz hinnehmen müßte, wenn er es nicht tat. »Das ist deine Entscheidung«, antwortete sie schließlich. Sie brachte es nicht mehr fertig, den Zorn, den sie für ihren Vater und ihren Bruder empfand, zu verbergen, als sie hinzusetzte: »Jedenfalls steht da draußen auf dem >Feld der Ehre<, das meine schändliche Familie heute auf übelste Weise entweiht hat, ein Ritter namens Malcolm Merrick, der dich vor einer Stunde zu einem Kampf herausgefordert hat.«
    Royce strich mit dem Handrücken über ihre Wange. »Und du meinst, ich wäre gut genug, ihn zu schlagen, auch wenn man mir den Schild an den Schultern festbinden muß, um den gebrochenen Arm zu schützen?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Bist du gut genug?«
    Ein träges Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und er sagte nur ein einziges Wort: »Natürlich.«
    Jenny stand neben Arik vor dem Zelt und sah zu, wie Royce die Lanze von Gawin entgegennahm. Er sah sie an, zögerte einen Sekundenbruchteil - einen Augenblick, der sehr bedeutungsvoll zu sein schien -, dann wendete er Zeus und ritt los. Plötzlich fiel Jenny ein, was er von ihr erhofft, aber nicht zu erbitten gewagt hatte, und sie rief ihm zu, noch einen Augenblick zu warten.
    Sie rannte in sein Zelt und holte die Schere, mit der sie Bandangen für seine Wunden zurecht geschnitten hatte. Dann lief sie zu dem schwarzen Hengst, der nervös mit den Vorderhufen scharrte, und sah lächelnd zu ihrem Gemahl auf, bückte sich, schnitt ein langes Stück vom Saum ihres hellblauen Seidenkleides ab und band es an Royces Lanze.
    Arik kam zu ihr, und sie beobachteten zusammen, wie Royce unter dem donnernden Beifall der Zuschauer auf das Feld ritt. Jennys Blick wanderte zu dem hellblauen Wimpel, der an seiner Lanzenspitze flatterte, und trotz ihrer Liebe zu ihm brannten heiße Tränen in ihrer Kehle. Die Schere in ihrer Hand war ein Symbol dessen, was sie gerade getan hatte: In dem Augenblick, in dem sie das Zeichen ihrer Gunst an Roycs Lanze gebunden hatte, waren die Bande zu ihrem Heimatland und zu ihrer Familie unwiderruflich zerrissen.
    Sie schluckte schwer und fuhr zu Tode erschrocken zusammen, als sich Ariks flache Hand auf ihren Kopf legte und schwer wie ein Hammer einen Moment liegenblieb, ehe sie in ihren Nacken rutschte. Dann drückte Arik ihr Gesicht an seine Seite. Es war eine Umarmung.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, daß wir ihn wecken, meine Liebe«, sagte Tante Elinor im Brustton der Überzeugung zu Jenny. »Er schläft ein paar Stunden tief und fest.«
    Ein graues Augenpaar öffnete sich. Royces Blick schweifte durch den Raum und blieb an der wunderbaren, goldhaarigen Schönheit haften, die auf der Türschwelle stand.
    »Selbst ohne den Heiltrank, den ich ihm gegeben habe«, fuhr Tante Elinor fort, während sie sich an den
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