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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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und...«
    »Die Verträge zur Eheschließung sind pflichtgemäß unterzeichnet. Führt den Priester herein«, befahl Lord Balfour, und Jennifer schnappte erschrocken nach Luft. Alle Gedanken an die Opfer, die sie bringen wollte, lösten sich mit einem Schlag in Luft auf. » Lieber Gott«, flehte sie stumm, »warum tust du mir das an? Du läßt doch nicht zu, daß das mit mir geschieht!«
    Tödliches Schweigen senkte sich über die Halle, als die Türen aufgerissen wurden.
    »DOCH, JENNIFER, ICH LASSE ES ZU.«
    Die Menge teilte sich, um dem Priester Platz zu machen, und Jennifer fühlte sich, als wäre ihr Leben zu Ende. Ihr Bräutigam nahm an ihrer Seite Aufstellung, und sie wich um ein paar Zentimeter zurück. Ihr drehte sich der Magen um vor Wut und Empörung darüber, daß sie seine Nähe ertragen mußte. Hätte sie nur vorher geahnt, daß eine einzige unachtsame Tat zu einer solchen Katastrophe und Schmach führen konnte. Wäre sie doch nur nicht so impulsiv und leichtsinnig gewesen!
    Sie machte die Augen zu, um die feindseligen Gesichter der Engländer und die mordlustigen Mienen der schottischen Verwandten auszuschließen, und in ihrem Herzen sah sie der unverblümten Wahrheit ins Antlitz: Impulsivität und Leichtsinn - ihre beiden größten Fehler - hatten sie in diese ausweglose Situation gebracht. Dieselben Charaktermängel hatten sie schon oft dazu verleitet, unheilvolle Dummheiten zu begehen. Diese beiden vermaledeiten Eigenschaften waren zusammen mit der Sehnsucht, ihren Vater dazu zu bringen, sie ebenso zu lieben wie seine Stiefsöhne, für das Chaos verantwortlich, das sie aus ihrem Leben gemacht hatte.
    Mit fünfzehn Jahren hatte sie sich an ihrem verschlagenen, gehässigen Stiefbruder zu rächen versucht, das war ihr damals nur ehrenhaft und billig erschienen: Heimlich zog sie die Rüstung der Merricks an und stellte sich ihm auf dem Turnierplatz in einem fairen Kampf. Mit dieser Torheit hatte sie sich eine Standpauke von ihrem Vater vor allen Leuten noch auf dem Feld der Ehre eingehandelt - und die Genugtuung, ihren gemeinen Stiefbruder aus dem Sattel gehoben und mit einem Hieb vom Pferd gestoßen zu haben, verblaßte sofort.
    Im Jahr zuvor hatten sie diese schlechten Eigenschaften zu einem Benehmen verführt, das den alten Lord Balder dazu veranlaßte, seinen Heiratsantrag zurückzuziehen und damit den sehnlichsten Traum ihres Vaters zu zerstören, der gehofft hatte, die beiden Familien friedlich vereinen zu können. Daraufhin wurde Jenny in die Abtei von Belkirk verbannt, wo sie vor sieben Wochen zur leichten Beute für die marodierende Heerschar des Schwarzen Wolfs wurde.    
    Und jetzt war sie wegen all dieser Vorfälle gezwungen, ihren Feind zu heiraten - einen brutalen englischen Krieger, dessen Armeen ihr Land angegriffen und unterdrückt hatten, der sie entführt, gefangengehalten, ihr die Jungfräulichkeit geraubt und ihren guten Ruf endgültig ruiniert hatte.
    Jetzt war es zu spät für Gebete und Versprechungen. Ihr Schicksal war besiegelt seit dem Moment vor sieben Wochen, in dem sie diesem arroganten Ungeheuer, das jetzt neben ihr stand, vor die Füße gefallen war, verschnürt wie ein Rebhuhn, bevor es an einem Festtag auf den Bratspieß gesteckt wird.
    Jennifer schluckte. Nein, vorher ... sie hatte den Weg des Verhängnisses schon vorher eingeschlagen, als sie die Warnungen, der Schwarze Wolf und seine Heerscharen trieben sich in der Nähe des Dorfes herum, in den Wind schlug.
    Aber wieso hätte sie das glauben sollen, weinte Jennifer im stillen, in dem Versuch, sich vor sich selbst zu verteidigen. »Der Wolf marschiert auf uns zu!« Diesen Schreckensruf hörte man seit fünf Jahren mindestens einmal wöchentlich. Aber an diesem Tag vor sieben Wochen war er zur schrecklichen Wirklichkeit geworden.
    Die Menschenmenge in der Halle wurde unruhig und hielt nach dem Priester Ausschau, aber Jennifer war in Erinnerungen an den schicksalhaften Tag versunken ...
    Es war ungewöhnlich schönes Wetter, der Himmel strahlendblau, die Luft samtweich und lau. Die Sonne tauchte die gotischen Türme und anmutigen Bögen des Klosters in gleißendes goldenes Licht und beleuchtete mit ihrem milden Licht das verschlafene kleine Dorf Belkirk, zu dem die Abtei, zwei Kaufläden, vierunddreißig Cottages und ein in Stein gefaßter Gemeinschaftsbrunnen im Zentrum gehörten. In diesem Brunnen versammelten sich die Dorfbewohner an den Sonntagnachmittagen wie heute. Auf einem entfernten Hügel umsorgte ein
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