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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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Rechtes beraubt worden zu sein. Von Kindesbeinen an hatte man sie darauf vorbereitet, die Führerschaft einmal zu übernehmen, aber alles wurde anders, als ihr Vater Brennas verwitwete Mutter heiratete und mit dieser Ehe bereitwillig drei Stiefsöhne in die Familie aufnahm.
    Alexander, ältester der drei Brüder, sollte später einmal die hohe Stellung einnehmen, die man ihr einst versprochen hatte. Diese Tatsache an sich wäre nicht so schwer zu ertragen gewesen, wenn Alexander ein freundlicher, gerechter junger Mann wäre. Aber er war niederträchtig und ein schamloser Lügner. Jenny wußte das, auch wenn es ihr Vater und der Clan nicht wahrhaben wollten. Gleich im ersten Jahr, das er in der Festung von Merrick verlebte, brachte er Geschichten über Jenny in Umlauf - scheußliche, verleumderische Geschichten, die so ausgeklügelt und gut durchdacht waren, daß er im Lauf der Jahre den ganzen Clan gegen sie einnehmen konnte. Es schmerzte sie unerträglich, daß sie die Zuneigung ihres Clans verloren hatte. Selbst jetzt noch, da die Begleiter ihres Vaters durch sie hindurchsahen, als wäre sie Luft, mußte sich Jenny zurückhalten, die Männer nicht um Vergebung für Taten zu bitten, die sie niemals begangen hatte.
    William, der mittlere Bruder, war wie Brenna - lieb und schüchtern -, während Malcolm, der jüngste, genauso boshaft und verschlagen war wie Alexander.
    »Die Äbtissin hat auch festgestellt«, fuhr ihr Vater fort, »daß du nett und freundlich bist, aber auch Charakterstärke beweist ...«
    »Das alles hat sie gesagt?« fragte Jenny und verdrängte sofort die unerfreulichen Gedanken an ihre Stiefbrüder. »Ehrlich?«
    »Ja.«
    Normalerweise hätte Jenny bei dieser Antwort frohlockt, aber sie ließ das Gesicht ihres Vaters nicht aus den Augen und bemerkte, daß es so grimmig und finster wurde, wie sie es nie zuvor gesehen hatte.
    Auch seine Stimme klang angespannt, als er hinzufügte: »Es ist lobenswert und eine große Erleichterung für mich, daß du deine Aufsässigkeit überwunden und dich so zum Vorteil verändert hast, Jennifer.«
    Da er offenbar nicht fähig oder willens war, mehr zu sagen, drängte Jenny: »Warum betonst du das so, Vater?«
    Er holte tief Luft. »Weil die Zukunft unseres ganzen Clans von deiner Antwort auf die Frage abhängt, die ich dir jetzt stellen werde.«
    Seine Worte hallten in ihrem Geist wider wie Fanfarenklänge, und ihr wurde fast schwindlig vor Aufregung und Freude. Die Zukunft unseres ganzen Clans hängt von dir ab ... Sie war so glücklich, daß sie ihren Ohren kaum traute. Es war, als würde sie auf dem Hügel über der Abtei sitzen und ihren Lieblingstraum träumen - den, in dem ihr Vater zu ihr kommt und sagt: Jennifer, die Geschicke des Clans liegen in deinen Händen, nicht in denen deiner Stiefbrüder. Du bist für unsere Leute und ihre Zukunft verantwortlich. Sie hatte nie die Hoffnung aufgegeben, den Clansmännern ihren Mut und ihre Treue zu beweisen und so die verlorene Zuneigung zurückzugewinnen. In ihren Tagträumen wurde sie immer aufgefordert, eine heroische Tat zu vollbringen, etwas, das Mut erfordert und große Gefahren in sich birgt wie die Eroberung der Festung vom Schwarzen Wolf - sie würde die Mauern einreißen und den gefürchteten Feind eigenhändig gefangennehmen! Aber egal, welche beängstigende Aufgabe man ihr auch aufbürden mochte, sie würde nie etwas in Frage stellen oder auch nur einen Moment zögern, die Herausforderung anzunehmen.
    Sie erforschte das Gesicht ihres Vaters. »Was soll ich tun?« erkundigte sie sich voller Eifer. »Sag mir, was du von mir verlangst, und ich tue es. Ich mache alles ...«
    »Wirst du Edric MacPherson heiraten ?«
    »Waaas?« keuchte die entsetzte Heldin aus Jennys Tagträumen. Edric MacPherson war älter als ihr Vater, ein schrumpliger, schrecklicher Mann, und er sah sie, seit sie vom Kind zur jungen Frau geworden war, immer mit einem Blick an, der ihr eine Gänsehaut verursachte.
    »Willigst du ein oder nicht?«
    Jennys feingeschwungene rötliche Augenbrauen trafen sich über der Nasenwurzel. »Warum?« wollte die Heldin wissen, die nie etwas in Frage stellte.
    Ein seltsam gequälter Ausdruck verdüsterte das Gesicht des alten Merrick. »Wir haben eine Niederlage in Cornwall erlitten, Kleines - die Hälfte unserer Männer ist gefallen. Alexander kam in der Schlacht um - er starb wie ein Merrick«, fügte er mit bitterem Stolz hinzu, »und hat bis zu seinem Ende gekämpft.«
    »Das freut mich um
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