Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
deshalb sah sie nicht, welch eigentümliche Dinge sich in Ariks Gesicht abspielten, aber fast alle, die am Tisch saßen, konnten das erstaunliche Spektakel bewundern. Einen Moment lang schien sich jeder Muskel in dem großen Gesicht anzuspannen, aber gleich darauf bekam es Risse - Falten kräuselten sich in den Augenwinkeln, und in den Wangen entstanden Grübchen. Die gerade Linie der Stengen Lippen zitterte - erst an der einen Ecke, dann an der anderen, und weiße Zähne blitzten auf ...
    »Gütiger Himmel!« platzte Godfrey heraus und stieß Lionel und in seiner Faszination sogar Brenna in die Seite. »Er lächelt! Stefan, sieh dir das an. Unser Arik ...«
    Godfrey brach ab, als Royce, der geglaubt hatte, Jenny würde es sich am Kamin gemütlich machen, plötzlich aufsprang und noch mit seinem Alekrug in der Hand, zur Treppe stürmte, die zu den Schlafzimmern führte.
    »Jennifer!« rief er alarmiert, »wohin gehst du?«
    Tante Elinor sah ihn vom oberen Treppengeländer an und erwiderte munter: »Sie geht in ihr Zimmer, um Euer Kind auf die Welt zu bringen, Euer Gnaden.«
    Die Diener in der Halle sahen sich lächelnd an, und einer von ihnen stürzte in die Küche, um die Neuigkeit weiterzuerzählen.
    »Wagt es nicht«, warnte Tante Elinor eindringlich, als Royce die ersten Stufen nahm, »hier heraufzukommen. Ihr seid nur im Weg. Und keine Angst«, fügte sie unbeschwert hinzu, als sie sah, daß Royce aschfahl geworden war. »Die Tatsache, daß Jennys Mutter im Kindbett starb, ist kein Grund, sich Sorgen zu machen.«
    Royces Silberkrug polterte auf den Steinboden.
    Zwei Tage später knieten alle Bediensteten, Pächter, Vasallen, und Ritter betend im Burghof - niemand lächelte mehr in Vorfreude auf den Erben von Claymore. Das Kind war nicht geboren, und die Nachrichten, die vom Obergeschoß in die Halle sickerten und von verzweifelten Dienern weitergegeben wurden, waren besorgniserregend. Es wurde auch als schlechtes Zeichen gedeutet, daß der Duke - der selten einen Fuß in eine Kirche setzte - vor vier Stunden in die Kapelle gegangen und seither nicht mehr zu sehen gewesen war. Die letzten, die ihn gesichtet hatten, beteuerten, ihn noch nie so verzweifelt und ängstlich erlebt zu haben.
    Hoffnungsvolle Gesichter schauten auf, als Türen in der Halle aufgerissen wurden, und erstarrten sofort vor Entsetzen, als Lady Elinor im Eilschritt dem Portal der Kapelle zustrebte. Einen Augenblick später stürmte der Duke über den Hof, und obwohl niemand seine steinerne Miene deuten konnte, wurde das als schlechtes Omen betrachtet.
    »Jenny«, flüsterte Royce, stützte die Hand auf dem Kissen neben ihrem Kopf ab und beugte sich über sie.
    Ihre blauen Augen strahlten ihn an, und sie lächelte erschöpft. »Du hast einen Sohn«, wisperte sie glücklich.
    Royce schluckte hörbar und strich ihr die zerzausten Locken aus dem Gesicht. »Ich danke dir, mein Liebling«, sagte er unbeholfen. Seine Stimme war rauh von den zwei Tagen, die er in Angst und Schrecken verbracht hatte. Er bückte sich und küßte sie - dieser zärtliche Kuß sagte mehr als tausend Worte, wie sehr er sie liebte und wie erleichtert er war, daß sie die Geburt gesund überstanden hatte.
    »Hast du ihn schon gesehen?« fragte sie, als er die Lippen von ihren löste.
    Royce ging zu der Holzkrippe, in der sein schlafender Sohn lag. Er berührte das winzige Händchen mit einem Finger, dann sah er Jenny erschrocken an. »Er ist... so klein.«
    Jenny kicherte und dachte an das schwere Breitschwert mit dem großen Rubin am Griff, das Royce hatte machen lassen, gleich nachdem sie ihm erzählt hatte, daß sie ein Kind erwartete. »Im Moment ist er noch ein bißchen zu klein, um sein Breitschwert durch die Luft zu schwingen«, bestätigte sie lachend.
    Royces Augen blitzten. »Er wird das Schwert, das Arik für ihn gemacht hat, niemals aufheben können.«
    Jennys Lächeln verblaßte, und sie sah besorgt zum Fenster, als sie gewahr wurde, daß Hunderte von Fackeln den Burghof erhellten.
    »Was ist passiert?« fragte sie und erinnerte sich an den unseligen Abend, an dem ihr Vater zum erstenmal nach Claymore gekommen war - damals hatten auch so viele Lichter im Hof gebrannt.
    Royce wandte widerwillig den Blick von seinem Sohn, ging erst zum Fenster und dann zu Jennys Bett.
    »Sie beten noch«, berichtete er verblüfft. »Ich habe deiner Tante aufgetragen, allen zu sagen, daß es dir gutgeht - sie muß in der Kapelle aufgehalten worden sein. Als sie mich holte, bin ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher