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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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vollkommen impotent.« Sie schüttete Wein in das Glas. »Und dieses Pulver ist der Grund dafür, daß mich dein Vater ursprünglich gebeten hat, dich nach Claymore zu begleiten. Er bat mich sicherzustellen, daß dein Mann nie mehr ein Kind zeugen kann. Ich machte ihm klar, daß du dann auch kinderlos bleiben würdest, aber das war ihm vollkommen gleichgültig.«
    Jenny stockte der Atem. Erst war sie entsetzt über die Hinterlist ihres Vaters, aber schon im nächsten Moment überkam sie die Angst, daß Tante Elinor seine Anweisungen befolgt haben könnte. »Du ... du hast doch dieses Zeug nicht in Royces Essen oder in seine Getränke gemischt, oder?«
    Ohne zu merken, daß zornblitzende Blicke vom Bett jede ihrer Bewegungen verfolgten, rührte Tante Elinor in aller Seelenruhe in dem Glas, bis sich das Pulver aufgelöst hatte. »Lieber Himmel, nein, das hätte ich nie fertiggebracht! Aber ich kann mir nicht helfen - dein Vater mußte einen besseren und wirksameren Plan gehabt haben, Nachwuchs zu verhindern, als er sich so unvermittelt entschloß, mich doch nicht mit nach Claymore zu schicken«, sagte sie und brachte das Glas zum Bett. »Aber jetzt, Liebes, mußt du dich hinlegen und versuchen zu schlafen«, ordnete sie streng an, ohne zu registrieren, daß sie Jennys Kummer nur noch vergrößert hatte mit der indirekten Bestätigung, daß ihr Vater sie für den Rest ihres Lebens hinter Klostermauern verbannen wollte.
    Tante Elinor wartete, bis Jenny in ihrem eigenen Zimmer war. Zufrieden, daß ihre Nichte sich zur dringend benötigten Ruhe begeben würde, wandte sie sich dem Duke zu. Sie schnappte nach Luft und faßte sich erschrocken an die Kehle, als sie sah, daß er die Augen offenhielt und das Glas in ihrer Hand mit finsterem Blick beäugte.
    »Ich halte lieber die Schmerzen aus, Madame«, erklärte er knapp. »Entfernt augenblicklich dieses Pulver aus meinem Zimmer - schafft es weg von meinem Land«, verbesserte er sich wildentschlossen.
    Als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, breitete sich ein anerkennendes Lächeln auf ihrem runzligen Gesicht aus. »Ich hatte erwartet, daß Ihr genau das von mir verlangt, mein lieber Junge«, wisperte sie voller Zuneigung. Sie machte sich auf den Weg, drehte sich aber noch einmal um. Diesmal zog sie die weißen Augenbrauen zusammen und musterte ihn streng. »Ich hoffe, Ihr seid heute nacht vorsichtig. Ich möchte nämlich nicht, daß die Nähte an Euren Wunden, die mich viel Mühe gekostet haben, wieder aufplatzen, während Ihr unter Beweis stellt, daß meine Medizin noch nicht die unerwünschten Nebenwirkungen zeigt.«
    Durch die Bandagen an seinem linken Arm und den Fingern behindert, brauchte Royce einige Minuten, bis er sich in seinen grauen Morgenrock aus Kaschmirwolle gekämpft und den Gürtel zugeknotet hatte. Er öffnete leise die Tür zu Jennys Zimmer, weil er damit rechnete, daß sie im Bett lag oder eher noch im Dunkeln saß, um über alles, was an diesem Tag auf sie eingestürmt war, nachzudenken.
    Sie tat keines von beidem. Royce blieb auf der Schwelle stehen, als er die brennenden Kerzen in den Wandhaltern sah. Jenny stand friedlich mit auf dem Rücken verschränkten Händen am Fenster, hatte das Gesicht leicht nach oben gewandt und schien das Tal, in dem die Gäste unzählige Fackeln angezündet hatten, zu betrachten. Mit ihrem grazilen Profil und der schimmernden rotgoldenen Haarpracht sah sie aus wie die Statue einer römischen Göttin, die Royce einmal in Italien gesehen hatte. Er war überwältigt von ihrem Mut und ihrem unerschütterlichen Charakter. An einem einzigen Tag hatte sie ihrer Familie und ihrem Heimatland die Stirn geboten und unter den Blicken von siebentausend Zuschauern ihr Knie vor ihm gebeugt; sie war enterbt und verstoßen worden und hatte all ihre Illusionen verloren - und dennoch stand sie am Fenster und betrachtete die Welt mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Royce zögerte, weil er nicht wußte, wie er sich ihr nähern sollte. Er war halb bewußtlos gewesen, als er am Nachmittag vom Turnierplatz geritten war, und hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen. Angesichts dessen, was sie für ihn geopfert hatte, war ein schlichtes >Danke< viel zu wenig, um ihr klarzumachen, wie viel ihm das, was sie heute vollbracht hatte, bedeutete. Die Worte >ich liebe dich< fielen ihm ein, aber unvermittelt mit einer solchen Erklärung herauszuplatzen erschien ihm auch nicht passend. Und falls sie nicht über den Verlust
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